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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Sein Latein war ein wenig zu geschliffen. Aber von meiner Seite war es reiner Instinkt. Man sollte immer seinem Instinkt vertrauen, Falco.«
    Ich schwieg. Instinkt kann ein wankelmütiger Freund sein. Dieses besondere Gefühl bedeutet oft nur, dass einem das gestrige Abendessen wieder hochkommt oder man ein Fieberbläschen kriegt.
    Der Anwerber beugte sich plötzlich vor. »Was ist der Dreckskerl denn nun? Ein verdammter Revisor?«
    Ich lachte. Er glaubte, Diocles würde Ermittlungen über die Vigiles anstellen, irgendeine Korruptionsuntersuchung. »Sie liegen gar nicht so falsch. Er ist Infamia.« Reinste Verschwendung. Die Vigiles halten sich über Nachrichten nicht auf dem Laufenden. »Er schreibt die Skandalkolumne für den Tagesanzeiger. « Damit ging ich ein Risiko ein. Rusticus könnte jetzt die Reihen schließen und keinen Piep mehr sagen. Aber als Anwerber, schätzte ich, war er nur ein Halbtagsbesucher ohne enge Verbindungen zur Sechsten. »Also«, sagte ich und senkte die Stimme, »schließen wir daraus, dass jemand aus der jetzigen Abordnung einer genaueren Überprüfung bedarf – im öffentlichen Interesse?«
    Dafür könnte es eine ganze Reihe von Gründen geben – Gelder zu unterschlagen, Perverse als Spielkameraden zu haben, krasse Inkompetenz …
    Falsch, Inkompetenz ergibt keine aufregenden Nachrichten.
    »Ein Weiberrock?«, fragte Rusticus mit eifrigem Blick, während er sich eigene Ideen ausdachte. »Nein, rumschlafen ist erlaubt! Der falsche Weiberrock.«
    »Möglich«, stimmte ich zu. »Ich war hier kurzzeitig untergebracht. Wirkt alles recht prüde. Ich habe kaum nächtliche Besuche von Frauen in Togen beobachtet.« Von einer Frau getragen, ist die Toga das Wahrzeichen einer Prostituierten.
    »Nein, es müsste etwas Größeres sein«, sagte Rusticus. »Ein Offizier im Bett mit der Frau eines Stadtrates?«
    »Oder sehr große Geschenke, die an die Geliebte eines hohen Offiziers geschickt werden?«
    »Oder auf Schmusekurs mit dem Flittchen eines Gauners zu gehen – doch auch das nur, wenn spezielle Ermittlungen über den Gauner angestellt werden.«
    »Mindestens wegen Hinterziehung der Einfuhrsteuer …«
    »Mit Schmiergeld …«
    »Weit höher als das übliche Maß!«
    Wir gaben beide auf, da uns keine weiteren sowieso nicht besonders schockierenden Vergehen mehr einfielen. »Ich kann’s mir nicht vorstellen, Falco«, seufzte Rusticus. »In Rom würde kein Hahn danach krähen.«
    Ich war zum Gehen bereit. »Sie haben recht. Ist alles zu zahm. Ich weiß nicht, warum er herkam, aber ich glaube nicht, dass Diocles an den Vigiles selbst interessiert war.« Er hatte sich ja auch noch nach anderen Arbeitsmöglichkeiten umgeschaut. »Also, gibt es sonst noch irgendwas, das Sie mir über meinen Vermissten berichten können?«
    »Es ging ihm gut, als er von hier verschwand. Ich sagte, wir hätten keine freie Stelle, aber ich würde mir seinen Namen notieren. Das nahm er recht gelassen hin.«
    Ich hatte die Tür erreicht, bevor ich mich aus einem Impuls heraus noch mal umdrehte. »Hat er Ihnen eine Kontaktadresse genannt? Ein Zimmer an der Porta Marina?«
    Rusticus sah mich erstaunt an. »Er sagte, er sei erst heute von außerhalb eingetroffen. Ich hatte den Eindruck, dass er irgendwo an der Küste untergekommen war. Leider hab ich mir nicht die Mühe gemacht, die Einzelheiten zu notieren. Ich war ja schließlich nicht an ihm interessiert.«

    Ich fand den Diensthabenden doch noch. Als ich ging, kam er gerade lachend durch das Haupttor, in Begleitung von Privatus, dem Baulöwen mit dem gestrandeten Haar, der Petro sein Haus zur Verfügung gestellt hatte. Vielleicht war er auf einen Vertrag aus, die Kaserne zu renovieren. Der Bauunternehmer grüßte mich freundlich, schien jedoch nicht mehr so recht zu wissen, wo wir uns kennengelernt hatten. Anscheinend fühlte er sich hier zu Hause. Zu hoffen, dass es an seiner regelmäßigen Verhaftung lag, war zu viel verlangt.
    Es gelang mir, den Diensthabenden allein zu erwischen und ihn zu fragen, ob ein Damagoras auf ihrer speziellen Liste auftauchte. Er sagte, die Listen seien vertraulich. Er weigerte sich, darin nachzuschauen.
    Da ich die Schnauze von ungefälligen Holzköpfen voll hatte, ging ich zum Mittagessen nach Hause. Dort erwartete meine sehr intelligente und normalerweise hilfreiche Freundin meine Rückkehr. Aber sogar Helena Justina sah aus, als könnte sie unangenehm werden.

XI
    A lbia spielte mit den Kindern, den Kopf gesenkt, ohne jemanden

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