Das Geheimnis des Scriptors
brachten uns bald verschwenderisches Prassen bei. Rom schlug sich jetzt den Bauch mit luxuriösen Erzeugnissen voll. Marmor und edle Hölzer wurden in gewaltigen Mengen aus allen Ecken des Imperiums herangeschafft. Kunstwerke und Glaswaren, Elfenbein, Mineralien, Edelsteine und orientalische Perlen ergossen sich in unsere Stadt. Ganze Schiffsladungen von fabelhaften Gewürzen, Wurzeln und Balsamen trafen ein. Mutige Männer importierten Austern aus den nördlichen Gewässern, lebend in Fässern voll trübem Salzwasser gelagert. Amphoren mit gesalzenem Fisch, eingelegtem Gemüse und Oliven stritten sich um Aufmerksamkeit mit Abertausenden Amphoren voller Olivenöl. Staubige Händler lockten Elefanten die Landungsstege hinunter zwischen Käfigen mit wütenden Löwen und Panthern. Für bedeutende Männer, die zum Lesen zu beschäftigt waren, wurden ganze Bibliotheken von Schriftrollen angeliefert, zusammen mit vergeistigten Bibliothekaren und Papyrusherstellern. Stoffe und exorbitante Färbemittel wurden entladen. Sklavenhändler brachten ihre menschliche Ware an Land.
Einige dieser Handelsgüter wurden reexportiert, um fernen Provinzen auf die Sprünge zu helfen. In Rom hergestellte Waren wurden von gerissenen Unternehmern ins Ausland verschifft. Italienische Weine und Soßen wurden an die Armee geliefert, an überseeische Administratoren, in Provinzen, die davon unterrichtet werden mussten, was Römer schätzten. Werkzeuge, Haushaltsgegenstände, Rüben, Fleisch, Topfpflanzen, Katzen und Kaninchen wurden zusammen mit Anwälten und Legionären an Orte verfrachtet, wo es solches zuvor nicht gegeben hatte, Orte, die eines Tages ihre örtliche Version desselben an uns zurückexportieren würden.
Wenn sie es taten, wartete eine Belohnung auf sie. Gaius Baebius würde hier sein. Sie würden ihn lauernd auf dem Kai von Portus vorfinden, hinter seinem Zollschreibtisch sitzend, mit seinem sanften Lächeln und seiner wahnsinnig machenden Art, bereit, ihnen die erste lange, gemächliche, unerträgliche Erfahrung mit einem römischen Bürokraten zu vermitteln.
Nur wenn sie sehr, sehr viel Glück hatten, würde ich auftauchen, um ihn abzuschleppen.
»Komm und trink was mit mir, Gaius.«
»Gemach, gemach, Marcus. Ich muss auf meinem Posten bleiben …«
»Du bist der Amtsleiter. Gib deiner Belegschaft die Möglichkeit, Fehler zu machen. Wie kannst du sonst alles wieder in Ordnung bringen? Das ist nur zu ihrem Besten …« Die Untergebenen schielten mit gemischten Gefühlen zu mir hoch. Eine kleine Schlange von Händlern spendete ironisch Beifall.
Ach, zum Hades. Junia hatte Gaius dazu gebracht, Ajax für den Nachmittag mitzunehmen. Als ich Gaius von seinem Sitz hinter den Notiztafeln und Geldkassetten hochzog, kam der scheußliche Hund ebenfalls hervor. Sein unkontrollierbarer Schwanz warf zwei Tintenfässer um, während Gaius seinen breiten Hintern hochhievte und widerstrebend von seinem Hocker aufstand. Eine riesige nasse Zunge erwischte meine Kniekehlen, als das durchgeknallte Viech hinter uns hertapste. Jedes Mal, wenn wir an einem Träger mit einem Handkarren vorbeikamen, musste Ajax bellen.
»Seinen Schreibtisch zu verlassen ist eine schlechte Gepflogenheit, Marcus …«
»Gönn dir eine Verschnaufpause. Genieß es, mal zu schwänzen wie alle anderen.«
»Ajax! Lass das! Guter Junge …«
Portus war Elysium für einen leicht erregbaren Hund. Die Hafenwege waren angefüllt mit Pollern, gegen die man pinkeln, Säcken, auf die man springen, Amphoren, an denen man lecken, und Kränen, um die man eine Leine schlingen konnte. Kleine, verdächtig aussehende Männer lungerten überall herum, bettelten geradezu darum, mit Knurren und gefletschten Zähnen verfolgt zu werden. Da gab es unglaubliche Gerüche, plötzliche laute Geräusche und unsichtbares Ungeziefer, das in dunklen Ecken herumhuschte. Schließlich fand Ajax ein zerfetztes Taustück, das er im Maul tragen konnte, und beruhigte sich allmählich.
»Er braucht eine feste Hand, Gaius. Meine Nux würde inzwischen ruhig an meiner Seite gehen.«
Gaius Baebius war nervtötend, aber nicht vollkommen verblödet. »Wenn das stimmt, musst du dir einen neuen Hund angeschafft haben, seit ich dich zum letzten Mal gesehen habe, Falco.«
Das brachte ihn darauf zu überlegen, wann unsere letzte Begegnung stattgefunden hatte – vermutlich an den Saturnalien. Julia hatte das Spielzeug ihres tauben Vetters zerbrochen, und Favonia hatte den lieben kleinen Jungen mit einer
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