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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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heftigen Erkältung angesteckt. Tja, so ist das halt mit Kindern, sagte ich herzlos und zog meinen Schwager zur Theke einer Caupona mit. Ich bestellte. Ich wollte es mir ersparen, gereizt zu werden, während ich darauf wartete, dass Gaius Baebius den Gastgeber spielte. Man hätte uns über kurz oder lang gebeten, die Theke für zahlende Gäste zu räumen. Ich bat um ein Schälchen Nüsse und einen gewürzten Wein.
    Gaius Baebius debattierte des Längeren mit sich, ob er den Linsenbrei oder lieber etwas nehmen sollte, was sie »das Tagesgericht« nannten und für mich wie Schweinefleischbrocken aussah. Gaius, nicht davon überzeugt, drückte seine Ungewissheit langatmig aus, obwohl es ihm nicht gelang, jemand anderen für sein Dilemma zu interessieren. In der Vergangenheit hatte ich versucht solche Probleme für ihn zu lösen. Ich hatte keine Lust, dabei wieder ins Delirium zu fallen, und so aß ich einfach meine Nüsse. Fleischeintöpfe waren für Straßen-Cauponas verboten, für den Fall, dass der Genuss einer anständigen Mahlzeit Leute dazu bringen würde, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen und Missfallen über die Regierung zu äußern. Kein Imbissverkäufer würde Gaius Baebius gegenüber gestehen, dass er das Edikt umging. Jedes Wort, das Gaius von sich gab, ließ den Eindruck eines Inspektors aufkommen, der von einem unfreundlichen Ädilen geschickt worden war, um die Übertretungen der kaiserlichen Eintopfregelung zu überprüfen.
    Schließlich entschied er sich ebenfalls für ein Schälchen Nüsse. Der Besitzer warf uns beiden böse Blicke zu und knallte es auf die Theke, nur halbvoll, worüber Gaius eine Weile hartnäckig nörgelte. Düstere Pläne für seine Ermordung schlichen sich in meinen Kopf.
    Ein Gast wich vor uns zurück, lehnte eine Nachfüllung ab und floh. Ein anderer trat schnaubend beiseite, löffelte seine Suppe an einen Poller gelehnt und brüllte den Möwen Flüche zu. Ajax schloss sich ihm an. Er bellte so laut, dass sich Köpfe aus dem nahe gelegenen Negotiatorenbüro für Getreide und Gewürze reckten, während der Rausschmeißer von der Pension Pflaumenblüte (die wie ein Bordell wirkte) mit finsterem Blick vor die Tür trat. Ajax war von den steifen Moralvorstellungen meiner Schwester durchtränkt worden. Er hasste den Bordell-Rausschmeißer. In den Angriffsmodus versetzt, zerrte er an seiner Leine, bis sie so eng um seinen Hals lag, dass er Schaum vor dem Maul bekam und fast erstickte.
    Gaius Baebius, der von alldem nichts mitbekam, fixierte mich und drohte mir mit dem Finger. »Nun mach schon, Marcus, komm zur Sache. Du willst mich wegen dieses Burschen namens Damagoras ausfragen. Warum tust du das nicht endlich?«

    Ich brauchte ein wenig, bis ich mich wieder gefangen hatte und keinen Wein mehr aushustete, und dann noch ein paar Augenblicke des Nachdenkens, warum es unklug wäre, Gaius Baebius zu erwürgen. (Junia würde mich der Obrigkeit übergeben.) Schließlich stellte ich feierlich die entscheidende Frage, und Gaius Baebius erzählte mir mit ernster Miene, was er wusste.
    Ich dachte, er würde mir alles berichten. Später sollte sich das als Irrtum erweisen.
    Mein Schwager erwähnte eine große am Meer liegende Villa irgendwo außerhalb der Stadt. Feriendomizile im Besitz von wohlhabenden Großkopfeten und der kaiserlichen Familie nahmen seit langem einen ganzen Küstenstrich in der Nähe von Ostia ein. Dort befand sich eine anziehende Mischung aus Wäldern voller jagbarer Tiere und einem Meerespanorama, wunderbar geeignet für einen sowohl aktiven als auch entspannten Urlaub – und wenn das seinen Reiz verlor, lag Rom nur ein paar Stunden entfernt. Augustus, dieser Grundstücksliebhaber, hatte eines besessen, das an Claudius überging, der sich dort Elefanten hielt. Als neugieriger Tourist hatte Gaius Baebius einst einen Ausflug dorthin gemacht, um diese Grundstücke zu bestaunen, die heutzutage größtenteils leer standen. Ein Ortsansässiger hatte ihn auf eine große Villa hingewiesen, die tatsächlich bewohnt wurde, von einem Mann namens Damagoras. »Das ist mir im Gedächtnis geblieben, Marcus, weil es ein ziemlich ungewöhnlicher Name ist, der einen ausländischen Klang zu haben scheint …«
    »Dann gib mir eine Wegbeschreibung zur Villa dieses Zuzüglers, Gaius.«
    »Du würdest sie niemals finden. Ich muss mit dir zusammen dorthin.«
    »Davon kann nicht die Rede sein.«
    »Oh, das ist kein Problem«, verkündete Gaius (womit angedeutet wurde, dass es ein enormes

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