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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Akzent, den ich nicht einordnen konnte, sprach jedoch Latein, als wäre er daran gewöhnt. Er konnte Händler sein – ein erfolgreicher.
    »Mein Name ist Didius Falco. Ich bin Privatermittler.« Zu leugnen, warum wir hier waren, hatte keinen Zweck. »Ich suche nach jemandem.«
    Mir fiel auf, dass Gaius nicht versuchte mit seinem Beruf zu prahlen. Was Zollbeamte betrifft, machte er seine Arbeit gut und sogar effektiv. Piraterie und Steuereintreibung passen nicht zusammen. Na ja, solange man nicht der Meinung ist, das Schatzamt bestehe aus einem Haufen Piraten.
    »Und Ihr Kumpan?« Dem Mann mit der fraglichen Abstammung entging nichts.
    »Er heißt Gaius Baebius.« Gaius hatte sich versteift. »Mein Schwager.« Das wurde hingenommen, aber ich spürte, dass Gaius angespannt blieb.
    Wir warteten auf die Gegenvorstellung, doch es kam keine. Der Mann ruckte mit dem Kopf und bedeutete uns, ihm zu folgen. Ich ignorierte den Wink. Er wandte sich um und sagte grob: »Dann bleiben Sie eben hier und vermodern, wenn Sie das vorziehen.«
    Ich stand auf und zuckte vor Schmerzen zusammen. »Mit wem haben wir es zu tun?«
    »Damagoras.«
    Wer war denn dann der reizbare Irre, der uns gefangen genommen hatte? Damagoras sprach, als hätten wir zu wissen, wer das war. Dann ging er los. Die Sklaven mit den Fackeln folgten ihm, also zog ich Gaius auf die Füße, und wir stolperten ihnen steif hinterher.

    Damagoras war zu einer Sonnenliege zurückgekehrt, die noch vor kurzem benutzt worden war. Ich konnte nicht feststellen, ob er vorher allein hier gewesen war, wenngleich ich es bezweifelte. Von seinem wütenden Kumpan war nichts zu sehen. Ich nahm an, dass die beiden ihre Strategie für den Umgang mit uns abgesprochen hatten. Damagoras gab sich ganz lässig. Das konnte ein Trick sein.
    Die Villa war vollgestopft mit hochwertigen Möbeln und kunstvollen Gegenständen. Mein Vater, ein Auktionator und Kunsthändler, wäre in Ekstase geraten über dieses chaotische Durcheinander aus Marmorsitzen, Silberlampen und vergoldeten Statuetten. Das Zeug war in vielen Ländern zusammengesammelt worden, alles vom oberen Ende des Preisspektrums. Papa hätte sicher liebend gern einen Verkauf organisiert.
    Überall huschten Sklaven herum, gingen ihren Tätigkeiten nach, wirkten effizient, während ihr Herr an ihnen vorbeistapfte, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Er hatte uns in einen Raum geführt, der von einem Kohlebecken gegen die nächtliche Kühle erwärmt wurde, obwohl die Falttüren noch halb offen standen und der Geruch und das Murmeln des Meeres hereindrangen. Von Sparsamkeit konnte hier nicht die Rede sein. Licht strahlte aus vielen Lampen, einige davon die unvermeidlichen pornographischen Phalli, andere hohe und geschmackvolle Kandelaber, dazu noch alltägliche Öllampen in Form von Stiefeln oder Muschelschalen. Kissen mit üppigen Bezügen und Fransen polsterten die Liegen fast im Übermaß. Läufer kräuselten sich unordentlich auf dem geometrischen Marmorboden. Teure Dinge waren überall hingestopft, aber nicht ausgestellt, um Neid zu erwecken, wie in so vielen wohlhabenden Haushalten. Wie bei meinem Vater waren diese Gegenstände Teil eines Lebens, wie es ihr Besitzer immer geführt hatte. Sie waren eine Absicherung gegen Darlehen von Finanzhaien. Besitz als Sicherheit anstelle von Land – tragbar, elegant, rasch mit Profit zu veräußern, wenn nötig.
    Die Sammlung besaß keine thematische Einheit. Dieses Zimmer enthielt sowohl ägyptische Hocker, bemalt in leuchtenden Farben, als auch ein geschnitztes Elfenbeinkästchen, das einen viel weiter im Osten gelegenen Ursprung hatte. Baltischer Bernstein war in einer Vitrine untergebracht. In einer Ecke stand ein sehr großer bronzener Wasserbehälter aus Griechenland.
    Vielleicht sammelte Damagoras ebenfalls Menschen. Eine Frau, die eindeutig keine seiner Sklavinnen war, kam herein. Jünger als er, trug sie eine langärmelige dunkelrote Tunika, dazu viele Goldketten und Armreifen. Sie füllte einen Becher, aus dem er getrunken hatte, und schob einen Fußhocker näher an seine in Pantoffeln steckenden Füße. Gaius und mir warf sie einen Blick zu, ohne eine Bemerkung zu machen, und verließ dann das Zimmer. Vielleicht eine Verwandte. Möglicherweise war der Mann, der den Gärtner fast umgebracht hatte, ebenfalls ein Verwandter. Vom Typ her schienen sie alle dieselbe Nationalität zu haben.
    Die Mitglieder des Haushalts durften inzwischen ihre Abendmahlzeit eingenommen haben. Gaius wurde

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