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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Kilikien war immer der berüchtigtste Stützpunkt der Piraten gewesen.
    »Oh, ich hasse Verallgemeinerungen. Ich hatte erst kürzlich mit einem Kilikier zu tun. Und der war nur Apotheker … Aus welchem Teil von Kilikien stammen Sie denn, Damagoras?«
    »Aus Pompeiopolis«, verkündete Damagoras mit vorgetäuschtem Stolz. Jede Stadt mit einem so bombastischen Namen musste ein Dreckloch sein.
    Ich gluckste. »Ich kann mir vorstellen, nach wem Ihre Heimatstadt benannt wurde.«
    Damagoras ging auf den Witz ein. »Ja, es ist eine der Siedlungen, in der geläuterte Piraten ihren Lebensunterhalt mit Feldarbeit verdienten.«
    »Sie sind also bäuerlicher Herkunft?« Ich grinste. »Natürlich ist das längst vergessene Geschichte, aber war es nicht wirklich hübsch: Pompejus segelt mit seiner großartigen Mission los, die Geißel der Meere auszulöschen. Bei seiner furchterregenden Ankunft sagt die gesamte Piratenflotte, dass es ihr schrecklich leidtut, eine Plage für die Schifffahrt zu sein, und verspricht, von nun an gute Jungs zu werden?«
    »Ich glaube«, sagte Damagoras, »dass Pompejus ihnen sehr sorgfältig erklärte, wo sie fehlgegangen waren.«
    »Sie meinen, er hat sie bestochen? Damit er mit seinen aufgeblasenen Ambitionen zu Hause gut dastehen würde?«
    »Spielt es eine Rolle, wie oder warum? Das ist alles schon lange her.«
    »Ich bin tatsächlich von bäuerlicher Herkunft«, sagte ich. Was auf Seiten meiner Mutter auch stimmte. »Mein Großvater besaß eine Handelsgärtnerei, in der zwei meiner Onkel immer noch ihr Bestes tun, sie in den Ruin zu treiben … Wir sind bauernschlau. Daher mein Zynismus, fürchte ich. Ich kann nicht glauben, dass eine ganze Nation plötzlich einen lukrativen Handel aufgab, einen, in dem sie seit Menschengedenken erfolgreich war, und alle sich zur Ruhe setzten, um verdammte Ziegenhirten zu werden. Zum einen – und verlassen Sie sich darauf, Damagoras – bringen Ziegen nicht viel ein.«
    »Ah, Sie bestürzen mich, Falco!«
    »Mit meiner Haltung zur Landwirtschaft oder meiner Ansicht über die menschliche Natur? Kommen Sie, Sie müssen mir doch zustimmen. Handelsgüter segeln immer noch an Kilikien vorbei, ja, sogar mehr denn je. Ich habe nie gehört, dass Pompejus die Piratenflotte verbrannt hat, was an sich schon seltsam ist und nach Komplizenschaft riecht. Daher muss es zur zweiten Natur gehören, aus Meeresarmen aufzutauchen und sich die Beute zu schnappen. Einmal ein Räuber, immer ein Räuber.«
    Damagoras hatte nach wie vor Einwendungen. »Nennen Sie es nicht Raub, Falco. Jeder, der bei dem alten Beruf blieb, hätte es als Geschäft bezeichnet. Güter zu erwerben und zu verkaufen.«
    »Vergangenheitsform?«, forderte ich ihn heraus.
    »Oh, aber ja.« Als wollte er mich von meinen Fragen ablenken, wandte sich Damagoras plötzlich an Gaius. »Sie sind so still. Sind Sie ebenfalls Privatermittler?«
    »Nein, ich arbeite beim Zoll. Nur langweilige Tätigkeiten, den ganzen Tag Zahlen zusammenzählen …« Aha, der aufrichtige Gaius Baebius! Ich würde es genießen, ihn später mit seinen beruhigenden Halbwahrheiten aufzuziehen. »Woher kannte Diocles Sie?«
    Ich richtete mich verblüfft auf, als Gaius das Gespräch auf meine Suche zurücklenkte. »Ja, erzählen Sie es uns, Damagoras. In welcher Verbindung stehen Sie zu meinem Vermissten?«
    Der große Mann bewegte sich und senkte den Arm von der Lehne der Liege, wirkte aber immer noch entspannt. »Er kam zweimal zu mir heraus. Wir sprachen über ein Projekt, arbeiteten zusammen daran.«
    »Was für ein Projekt? Ein Mann Ihres Alters sollte seine Tage dösend unter einer Decke in seinem Obstgarten verbringen. Welchen Tätigkeiten gehen Sie nach, Damagoras?«
    »Ich war Kapitän eines Schiffes. Was ich, wie man sehen kann, vor Jahren aufgegeben habe. War seit Jahrzehnten nicht mehr auf See.«
    »Warum war Diocles interessiert?«
    »Vielleicht war er das gar nicht. Ich nehme an, er hat das Interesse verloren, behielt das aber für sich, um mich nicht zu verärgern. Gerade als ich dachte, wir hätten die Sache ins Rollen gebracht, hörten seine Besuche auf. Das war ungefähr …« Damagoras hielt inne und überlegte. »Ich verliere inzwischen die Zeit aus den Augen. Muss wohl etwa vor einem Monat gewesen sein.« Es war jetzt etwas über einen Monat her, seit Diocles aus seiner Unterkunft in Ostia verschwunden war.
    »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Jemand muss ihm erzählt haben, dass ich nach Unterstützung suchte. Er

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