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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ihrer Brüder ohne uns ins Ausland reisen zu sehen.
    »Versuch ein Mysterium für Marcus zu finden!«, witzelte Helena. Ihre Mutter schüttelte den Kopf, aber ihr Vater seufzte, als fahre er am liebsten mit. Quintus blickte besonders sehnsuchtsvoll, als er sich seinen Bruder inmitten all des Weins, der Frauen und der kulturellen Reichtümer Griechenlands vorstellte. Zumindest wusste ich, dass er die ersten beiden im Sinn hatte.
    Wird einem eine genaue Abfahrtszeit mitgeteilt, kann man sicher sein, dass das Schiff nicht zu dem erwarteten Zeitpunkt ausläuft. Segelt es nicht bereits aus dem Hafen, wenn man am Kai erscheint, bleibt es garantiert noch stundenlang vor Anker liegen. Oder sogar tagelang. Die Spes hatte einen zweiten Maat, zu dessen Pflichten auch die Passagierbetreuung gehörte. Was bedeutete, dass er die Leute anwies, früh zu kommen, und sie dann gemütlich verstaute, während sonst nichts geschah. Auf See war es seine Rolle, sich ihre Beschwerden anzuhören und sie bei einem Sturm ruhig zu halten. Beim Einschiffen inspizierte er ihr Gepäck mit großer Aufmerksamkeit, denn bei einem schlimmen Sturm, während die Seeleute das wilde Geschaukel des Schiffes unter Kontrolle zu bringen versuchten, war es seine Aufgabe zu entscheiden, was zum Leichtern über Bord gehen sollte. Es gab Regeln, verhasst, aber gerecht, wie die Verluste zwischen den Besitzern aufgeteilt wurden, sollte die eigentliche Ladung in einem Notfall über Bord geworfen werden – aber Privatpassagiere haben wenige Rechte. Ich merkte, dass Aulus sich bei dem zweiten Maat sofort beliebt machte. Aulus war ein arroganter Bursche; sein »unentbehrliches« Gepäck war äußerst schwer. Sollte Sturm aufkommen, stand er ganz oben auf der Liste, sich von seinen Schätzen trennen zu müssen.
    Wir brachten Aulus an Bord. Dann mussten wir so lange warten, dass er unruhig wurde und wieder von Bord kam. Er und ich schlenderten im Hafen herum. Er wollte seinen Eltern Angst einjagen, dass er das Schiff verpasste, während ich die Ausrede hatte, Getränke für die Kinder aufzutreiben.
    Ja, wir hatten die Kinder mitgebracht. Julia und Favonia liebten es, sehr schnell bis an den Rand des Kais über einem vollgestopften Hafenbecken mit tiefem Wasser zu rennen.
    Nux war sogar schon im Hafen gewesen. Wasser zog Nux an wie Circe in ihren besten Sirenentagen. Bevor ich die Hündin aufhalten konnte, war sie von der Mauer gehüpft und wie verrückt herumgepaddelt, bis ihr aufging, dass es keinen Weg hinaus gab. Ich dachte, ich müsste selber hineinspringen, um sie zu retten. Die Kinder kreischten bei dem Gedanken, ihr Hündchen zu verlieren, und selbst Helena war aufgewühlt wegen des drohenden Ersaufens. Da ich nicht schwimmen kann, war es eine Erleichterung, als ein Seemann in seinem Versorgungsboot Nux auffischte und uns das verdreckte Bündel zurückbrachte – für das übliche Bestechungsgeld oder den Preis eines Getränks, wie es lächerlicherweise genannt wird. Kein Getränk kostet jemals so viel.
    »Jetzt bin ich klatschnass von dem verdammten Hund. Dieser Kerl in dem Boot hat Nux absichtlich angelockt … Wir müssen dich verlassen, Aulus.«
    »Ich hab nicht um Begleitung gebeten«, grummelte Aulus. Das stimmte, aber natürlich würde er es übelnehmen, wenn wir ihn einfach stehenließen. Er fühlte sich bereits einsam – und er hatte das Land noch nicht mal verlassen.
    »Oh, Julia Justa wird dafür sorgen, dass wir bleiben. Deine Mutter liebt dich immer noch.«
    »Tja, vielen Dank, Falco.«

    Ich war erstaunt, den Zolltresen auf dem Ankunftskai mit Gaius Baebius bemannt zu sehen.
    »Was ist mit deiner dauerhaften Krankschreibung nach den bezogenen Prügeln passiert?«
    Die Zollschreiber, denen er vorstand, schauten alle neugierig. Gaius warf mir einen unsteten Blick zu. »Ich habe immer noch starke Schmerzen, Marcus. An manchen Tagen kann ich mich kaum bewegen …«
    »Hör doch auf, Gaius.«
    »Du hast keine Ahnung, wie sehr ich leide …« Ich konnte mir die Tirade vorstellen, wenn er erst einmal loslegte.
    Ich sagte, falls er wirklich Beschwerde einlegen wolle, könne er Cratidas im Aquarius finden, warnte ihn jedoch, nicht allein dorthin zu gehen. Nachdem er meine Geschichte über scharfe Dolche und hochgehobene Bänke gehört hatte, meinte Gaius, er wende sich stattdessen an einen Anwalt und klage Schadenersatz ein. Eine gute Idee, fand ich. Wäre doch hübsch, wenn eine gefährliche Entführerbande zersplittert werden würde, weil ihr

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