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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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als wären es Buchstaben. Zwei Mal das C und von dem nächsten ist nur ein kleiner Punkt zu sehen. Das könnte alles sein.«
    »Aber warum zweimal das C?«, fragte Ellie. »Sein Nachname war Leipniz.«
    »Hatte er noch andere Namen?«
    Ellie schüttelte den Kopf.
    Über ihnen wurde ein Fenster geöffnet und jemand kippte den Inhalt seines Nachttopfes nur wenige Schritte von ihnen entfernt auf die Straße.
    Nik und Ellie duckten sich zur Seite.
    »Bis bald«, rief Ellie ihm zu und lief mit der Schublade davon.
    »Bis bald«, murmelte Nik, doch Ellie war schon längst in den engen Gassen verschwunden.

Als Nik in sein Bett fiel, quälte ihn sein schlechtes Gewissen. Die verkohlten Reste aus dem Feuer lagen eingeschlagen in einem Tuch auf der Truhe neben seinem Bett. Er hatte die Entdeckung nicht absichtlich vor Ellie verborgen, aber er hatte es in dem Haus keine Minute länger ausgehalten. Draußen war Ellie dann plötzlich in der Dunkelheit verschwunden, nachdem sie das Siegel unter der Schublade gefunden hatten. Das war nicht ungewöhnlich. Oft stand sie unerwartet auf und ließ ihn mit seinen Gedanken allein, um Tage später den Innenhof zu betreten und mit ihm zu plaudern, als wäre nur ein Augenblick vergangen.
    Nik schloss erschöpft die Augen. Er versuchte, sich zu erinnern, was ihn in dem Haus so beunruhigt hatte. In der Werkstatt war wegen der Dunkelheit nicht viel zu erkennen gewesen. Doch während er noch versuchte, seinem Unbehagen auf die Spur zu kommen, übermannte ihn traumloser Schlaf.
    Es knirschte, als der Mann unter dem Dach des Glasers Conrad Leipniz ein Brett beiseiteschob und sich in das Zimmer fallen ließ. John stand inmitten der Strohlager von Conrads Lehrlingen und nieste. Hastig presste er die Hand auf den Mund, doch unten blieb alles still. Die beiden hatten das Haus verlassen.
    Er klopfte den Dreck von seinen Hosenbeinen. Es stank dort oben nach Mäusekot und feuchtem Stroh. Seine Wange kribbelte, und John kratzte sich, bis er warmes Blut an den Fingern spürte. Es war furchtbar eng in seinem Versteck hinter der hölzernen Verkleidung des Daches gewesen. Er streckte sich und stieg dann die Leiter zur Werkstatt hinunter. Wenn sie sich wieder trafen und Conrads Tod nicht als gewöhnlichen Mord akzeptierten, würde sich jemand um sie kümmern müssen. Er durfte die beiden nicht aus den Augen verlieren. Immer wieder schüttelte ihn sein eigenes Niesen, das er in der vergangenen Stunde nur mit Mühe unterdrückt hatte. Dann öffnete John die Tür zur Straße, sah zu beiden Seiten die Gasse entlang und machte sich auf den Weg, um Bericht zu erstatten.
    An der nächsten Straßenecke hatte Ellie die Schublade in einen Hinterhof geworfen und war umgekehrt, um Nik zu folgen, weil sie seine rußgeschwärzten Hände und die kleine Ausbuchtung unter seinem Hemd entdeckt hatte. Er sah sich nicht um und bemerkte ihre lautlosen Schritte auf dem Pflaster nicht.
    Nik wohnte tatsächlich im Haus des Wollhändlers Joseph Chadwick. Dieser Name war neben einigen geschwärzten Symbolen in den Balken über der Tür geritzt. Von der Straße beobachtete Ellie das helle Fenster unter dem Dach.
    Nik zog sich im Licht einer Öllampe aus und war dann nicht mehr zu sehen. Wenig später lag das Haus des Wollhändlers finster und stumm da wie alle anderen Gebäude in der engen Gasse.
    Ellie wartete, bis die Glocken der nächsten Kirche zweimal geschlagen hatten. Dann löste sie sich aus dem Schatten des gegenüberliegenden Hauses und kletterte an der Dachrinne hinauf. Sie löste mehrere Schnüre von ihrem Gürtel und formte eine Schlinge. Ein Ende knotete sie am Dachfirst des Hauses fest, dann hangelte sie sich zu Niks Fenster hinüber. Mit einem kleinen Messer stocherte sie zwischen dem Fenster und dessen Holzrahmen herum, bis der Riegel zurückfiel und das Fenster sich knarrend öffnen ließ.
    Ellie hielt den Atem an und verharrte einen Augenblick auf dem Fensterbrett. Als sie Niks leises Schnarchen hörte, zwängte sie sich durch die kleine Öffnung und schwang sich in sein Zimmer.
    Sie behielt das Messer in der Hand und lauschte angestrengt. Im Haus blieb es still, Nik lag auf dem Rücken ausgestreckt auf seinem Bett. Seine Wangen zuckten im Schlaf, und sein krauses Haar fiel ihm ins Gesicht, als er den Kopf drehte. Er sah ehrlich und friedlich aus.
    Ellie streckte die Hand aus. Die Versuchung war groß, ihn zu berühren und ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Doch sie hatte die letzten Monate überlebt, weil

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