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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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sie weder unvorsichtig noch impulsiv gewesen war. Ellie schüttelte den Kopf über ihren ungewöhnlichen Wunsch und ließ den Arm sinken.
    Bis auf eine Waschschüssel, einen Stuhl und ein paar Kleidungsstücke auf dem Fußboden war der Raum leer.
    Ellie hockte sich auf den Boden und durchsuchte Niks Sachen mit flinken Fingern. Enttäuscht richtete sie sich auf, denn sie hatte nichts Verdächtiges gefunden.
    Niks dünne Wolldecke war ein Stück zur Seite gerutscht, und Ellie entdeckte, worauf seine Füße lagen.
    Nik hatte eine Kleidertruhe an das Fußende gestellt, weil seine Beine zu lang für das kleine Bett waren.
    Sie spürte, wie ihr Herz vor Aufregung schneller schlug. Wie konnte sie Nik dazu bringen, seine Füße auf das Bett zurückzuziehen? Sie stand neben der Truhe und überlegte. Konnte sie es wagen, ihn an den Füßen zu kitzeln? Würde er davon aufwachen?
    Nik seufzte im Schlaf. Ellie fuhr erschrocken zusammen. Sie durfte ihn nicht wecken, denn sie würde es nicht ertragen, in sein vorwurfsvolles Gesicht zu sehen, wenn er ihren Einbruch bemerkte. Leise trat sie an das Bett, zog seine Decke zur Seite und hockte sich hinter die Truhe. Wenn er aufstand, würde er sie entdecken, doch einem flüchtigen Blick würde ihr Versteck standhalten. Sie wartete. Endlich hörte sie, wie er sich bewegte und das Stroh unter ihm leise raschelte. Ellie richtete sich auf und jubelte innerlich.
    Nik hatte sich frierend auf die Seite gedreht und eingerollt wie ein kleines Kind.
    Der Himmel klarte auf und Mondlicht fiel silbern durch das Fenster. Ellie hob langsam den Deckel der Truhe. Oben auf Büchern und weiteren Kleidungsstücken lag ein kleiner Packen Papier, der am Rand verbrannt war. Sie nahm ihn aus der Truhe und steckte ihn ein.
    Bevor sie das Zimmer wieder verließ, drehte sie sich noch einmal zu Nik um und deckte ihn wieder zu.
    Nik schrak hoch, als er seinen Namen hörte. Die Sonne schien hell in sein Fenster. Er stieß mit dem Kopf gegen die Dachschräge und fluchte, als er seine Hosen überstreifte. Joseph wartete unten schon ungeduldig auf ihn. Nik war kaum die letzten Stufen hinuntergesprungen, als der Wollhändler schon seine Anweisungen herunterspulte.
    Nik gähnte. Die Aufregung des letzten Abends steckte ihm noch in den Knochen. Er nahm einen verschrumpelten Apfel, den Olivia ihm reichte, und trat auf die Straße. Die Luft war feucht und grau. Oben in seiner Kammer lagen die Papiere, die Nik in der Werkstatt des Glasers gefunden hatte, und er hätte alles dafür gegeben, sich unter dem Dach verkriechen zu können, um den Schatz zu untersuchen. Schließlich war es möglich, dass ein entscheidener Hinweis darin verborgen lag. Doch Joseph beobachtete sein Zögern misstrauisch und so machte sich Nik flink an die Arbeit. Er holte den Karren aus dem Hinterhof, der mannshoch mit Tuchballen beladen war, und stapfte zum Hafen.
    Neben ihm schnauften die anderen Männer, die für die Händler der Stadt am Hafen die Schiffe beluden, während Nik die Säcke in die Ladeluke warf. Er war viele Jahre jünger als die meisten von ihnen und hatte durch die Monate im Dienst des Wollhändlers seine schmächtige Figur verloren.
    In den ersten Wochen war er unter jedem Ballen in die Knie gegangen und hatte ihn schlingernden Schrittes zum Schiff gehievt. Heute standen seine Schultern denen von Luuk nicht mehr viel nach. Nik lächelte grimmig. Vor ihm und seinen Freunden würde er nie wieder davonlaufen. Die Narben würden ihn bis an sein Lebensende an diese Schmach erinnern.
    Als der Karren leer war, richtete Nik sich auf und sah an dem Mast hinauf in den grauen Himmel. Die Matthew segelte morgen nach Flandern. Die nächsten Schiffe fuhren erst nach der Schur im Juni und brachten Hunderte von Säcken mit Wolle zu den niederländischen Tuchmanufakturen.
    Er hoffte, er würde auf einem davon nach Hause fahren können, denn er sehnte sich nach Amsterdam, seinen Eltern und Benthe. Doch selbst wenn sein Herz bei dem Gedanken an sein Zuhause einen Sprung machte, verspürte er auch etwas Wehmut.
    Beim Winterfest war er Ellie begegnet und hatte sich von ihr verfolgt gefühlt, aber seitdem war viel geschehen. Nik dachte an ihre langen roten Haare und die großen dunklen Augen, an ihr Misstrauen und ihr Lächeln. Auf der Suche nach weiteren Mitgliedern der geheimen Gilde waren sie zusammen in Conrads Werkstatt eingebrochen. Dort hatten sie die Anfangsbuchstaben C und C in dem Siegel entdeckt. Sie mussten irgendein Mitglied der Gilde finden,

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