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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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Sie stieß mit dem Haken danach. Ein Stück dunkles Holz drehte sich auf den Wellen und Ellie schrie vor Enttäuschung laut auf. Dann beobachtete sie, wie das Holz an ihr vorbeitrieb. Die Strömung! Sie hatte den Lauf des Wassers nicht bedacht. Sie lief zum nächsten Steg und suchte mit den Armen und dem Haken seine Holzpfeiler ab, ob sie den Körper eines Jungen aufgehalten hatten.
    Ellie gab nicht auf, obwohl ihre Hände leer blieben. Sie zitterte vor Kälte und ihr Hemd hing nass an ihren schlotternden Schultern. Auch der nächste Steg lag verlassen da. Falls sie ihn hier nicht finden würde, konnte Nik nur gegen die Großsegler getrieben sein, die sich an den langen neuen Stegen drängten.
    Sie lief zum letzten der alten morschen Stege und ließ sich auf die Holzplanken fallen. Sie betete stumm und verzweifelt, als sie die Arme in das schwarze Wasser tauchte. Doch sie bekam nichts zu fassen. Mit dem Haken stieß sie unter den Steg. Als sie endlich auf Widerstand traf, zog sie mit all ihrer Kraft, aber bevor sie sehen konnte, was es war, rutschte der Haken ab.
    Fluchend stocherte sie abermals unter den Holzplanken herum und spürte, wie ihr erneut Tränen in die Augen stiegen und ihren Blick verschleierten. Sie konnte Nik jetzt nicht verlieren.
    Langsam zog sie weiter und versuchte, den Haken tiefer unter Wasser zu drücken und an dem Pfeiler vorbeizulenken, um nicht wieder abzurutschen. Dann ließ sie den Haken fallen und streckte die Arme ins Wasser.
    Später wusste sie nicht mehr, wie sie Niks schlaffen, schweren Körper nach oben auf den Steg bekommen hatte. Sein Gesicht war blass, doch obwohl er die Augen nicht öffnete, spürte sie seinen Atem, als sie ihr Ohr über seine Nase hielt.
    Ellie ließ ihren Kopf auf seine nasse Brust sinken und weinte. Sie war zu erschöpft, um darüber nachzudenken, was als Nächstes zu tun war.
    Dann richtete sie sich auf und spähte in die Dunkelheit. Vielleicht kam der Mann zurück, der Nik ins Wasser geworfen hatte.
    Obwohl die Brüder London verlassen hatten, war die Gilde nicht weniger gefährlich geworden. Ellie würde nicht noch einmal den Fehler machen, sie zu unterschätzen. Sie waren jetzt nirgendwo mehr sicher.
    Nik schlug die Augen auf und sah in Ellies Gesicht. Hinter ihrem Kopf schimmerte der Mond durch eine dicke Wolke schwarzen Rauchs. Einige Glocken läuteten, doch es wurden mit jedem Schlagen weniger.
    Nik setzte sich auf und hustete. Als er den Mund öffnete, brachte er nur ein heiseres Krächzen zustande. Er keuchte und spuckte eine Unmenge Themsewasser auf den Steg.
    Ellie wich nicht zurück.
    »Wir müssen hier weg«, sagte sie. »Kannst du aufstehen?«
    Er griff nach der Hand, die sie ihm reichte. Als er aufrecht stand, schwankte er. Sie legte ihre Hand um seine Taille und er ließ es geschehen.
    »Wo können wir uns verstecken?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Er hob die Schultern und taumelte zur Seite. Keuchend ließ er sich auf eine Kiste fallen, die am Ufer stand, und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen und darüber nachzudenken, wohin sie gehen sollten. Doch seine schmerzenden Rippen und seine zitternden Beine hielten ihn davon ab.
    »Wir können nicht hierbleiben«, sagte Ellie, die sich vor ihn auf den Boden gehockt hatte. »Jemand hat dich verfolgt. Sie wissen, wer du bist.«
    Alles in Nik wollte protestieren. Sie konnten nicht erfahren haben, wer er war. Bei Olivia und Joseph war er das ganze Jahr über in Sicherheit gewesen. Dort würde er auch weiterhin behütet sein, bis er nach Hause zurückkehrte.
    »Wir müssen die Stadt verlassen und uns verstecken. Ich bin unvorsichtig geworden.«
    Es klang nicht vorwurfsvoll und auch nicht nach einem Vorschlag. Ellie hatte ihre Entscheidung getroffen. Er wollte nicht ohne sie auf dieser Kiste im Hafen sitzen bleiben, doch er würde es in seinem Zustand nicht bis zum Haus des Wollhändlers schaffen. Außerdem ahnte er tief in seinem Innersten, wie groß die Gefahr wirklich war, in der sie sich befanden. Irgendetwas an dem Mann, der ihn in die Themse geworfen hatte, war ihm vertraut vorgekommen. Vielleicht sein Gang oder sein Geruch? Irgendwann würde es ihm wieder einfallen, wenn sich der Nebel in seinem Kopf gelichtet hatte. Doch es war zu riskant, so lange zu warten. Er hatte einen Mordanschlag der Gilde überlebt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie es erfuhren.
    Ellie hatte gesehen, wie man ihren Meister umgebracht hatte. Nicht einmal vor einem Anschlag auf einen ihrer Brüder waren diese

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