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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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dem der Klopfer einst verziert worden war. Es war ein großer Kreis, in dessen Mitte sich ein kleinerer Kreis befand.
    Nik hatte dieses Symbol schon einmal gesehen. Von dem Siegel unter Conrads Schublade war nur noch die linke Hälfte haften geblieben. Ellie und er hatten darin Buchstaben erkannt. Doch sie hatten nicht die Initialen eines Mannes gefunden, dessen Namen mit dem Buchstaben C begannen, sondern die linke Hälfte eines Siegels, das einen kleinen Kreis in der Mitte eines großen Kreises zeigte.
    Nik griff nach dem Türknauf, aber er ließ sich nicht drehen. Er bückte sich und zog aus seinem Stiefel ein kleines Messer, das er aus Olivias Küchenschrank genommen hatte. Nachdem er eine kleine Ewigkeit zwischen der schweren Eichentür und ihrem Rahmen herumgestochert hatte, öffnete sich der Riegel mit einem leisen Klicken. Nik sah sich um, die Straße lag leer und verlassen hinter ihm. Geräusche drangen nur gedämpft an sein Ohr.
    Nik atmete tief ein und betrat die Eingangshalle des Gildehauses. Nach wenigen Schritten war er an ihrem Ende angekommen und blieb vor einer gewaltigen Garderobe stehen, an der ein einsamer Hut hing. Zwei Räume lagen links und rechts der Eingangshalle. Die Tür zu dem Zimmer an seiner linken Seite stand offen und Nik spähte hinein. Der Mond warf einen großen eckigen Lichtfleck auf einen langen Tisch, der an beiden Seiten mit Stühlen bestückt war. An den Wänden hingen Porträts von alten Männern und darunter standen Kommoden mit unzähligen kleinen Schubladen. Überall im Raum waren Kerzen verteilt, die mit dem Zunftzeichen der Apotheker verziert waren. Es roch seltsam muffig nach feuchtem Stoff. Nik schloss die Augen. Der süßliche Geruch von verfaultem Fleisch stieg ihm in die Nase. Er schauderte. Die quälende Neugier auf den Inhalt der Schubladen verschwand schlagartig. Nik öffnete die Augen wieder und drehte sich um.
    Der Raum auf der anderen Seite war verschlossen. In der Mitte des Eingangs prangte eine Schnitzerei in der Größe von Niks Kopf. Es waren die beiden Kreise, die auch draußen auf dem Türklopfer zu sehen waren. Nik drehte den Knauf und die Tür öffnete sich.
    Er betrat eine Halle. Sie war um ein Vielfaches breiter und höher als der Versammlungsraum der Apotheker. Unter der Decke hingen sieben Kronleuchter, die mit unzähligen Kerzen bestückt waren. Durch sechs Fensteröffnungen, die mit kleinen gelben Butzenscheiben gefüllt waren, fiel das Licht des Mondes. Es warf helle Flecken auf viele kleine Steinplättchen, die den Boden der Halle bedeckten.
    Nik trug eine Bienenwachskerze bei sich, aber er holte sie nicht aus der Tasche, um sie zu entzünden, denn der Mondschein reichte aus, um sich umzusehen.
    In der Mitte des Raumes standen Stühle. Manche waren verrückt oder umgefallen, andere standen noch nebeneinander und deuteten den perfekten Kreis an, den sie einmal gebildet hatten. Nik umrundete sie und betrachtete dabei die Wände der Halle. Unter hellen Abdrücken in unterschiedlichen Größen, wo einmal Bilder die Mauern verziert haben mochten, standen halbrunde Tische. Nik blieb stehen und betrachtete einen von ihnen. In das Holz waren tiefe Furchen gekratzt, die von schwarzen Brandflecken umgeben waren.
    Nik sah zur gegenüberliegenden Wand. Der gemauerte Kamin nahm fast die ganze Wand ein und hatte mehrere Feuerstellen. Doch sie waren viele Schritte entfernt von den Tischen, die an den Wänden aufgereiht waren. Nik kratzte sich nachdenklich am Kopf. Was hatte das alles zu bedeuten?
    Es roch fremd in diesem Raum, aber Nik gelang es nicht, einzelne Gerüche zu unterscheiden. Es war wie mit einem Eintopf, der zu viele Stunden gekocht worden war. Am Ende war alles ein einheitlicher Brei, in dem sich die verschiedenen Farben und Gerüche nicht mehr voneinander unterscheiden ließen. Nik seufzte und drehte sich um. Neununddreißig Stühle standen oder lagen in der Mitte der Halle. Sein Herz klopfte wieder schneller. Wenn es neununddreißig Mitglieder in der geheimen Gilde gab, wo waren dann die anderen? Bei dem reichen Handwerker in Amsterdam waren acht Männer untergekommen. Vielleicht gab es noch andere Helfer der Gilde, die in ihrem Haus Brüder von Heinrich und Gustav aufgenommen hatten. Nik ließ sich auf einen Stuhl fallen und legte den Kopf in die Hände. Es war zum Verzweifeln. In diesem Raum gab es keine Warenbücher und keine Dokumente über die Mitglieder der Gilde. Stattdessen war das Rätsel noch größer und die kleine geheimnisvolle

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