Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
etliche Türen öffneten und halbnackte Freier und Huren aus ihren Kammern hervortraten, um zu erfahren, was da vor sich ging. Am unteren Treppenansatz registrierte er den Uniformrock eines königlichen Soldaten. Der Mann trug ein Kettenhemd und hielt ein Schwert in der Hand, ein weiterer Mann, der ihm folgte, hob eine Fackel. Schlagartig blitzten überall Schwerter und Helme auf. Geistesgegenwärtig schob Gero seine Gastgeberin zurück in die Kammer und verriegelte die Tür von innen.
„Was ist?“ Sie schaute ihn aus schreckgeweiteten Augen an.
„Offenbar ist das eingetreten, worüber wir gerade gesprochen haben“, entgegnete Gero und löschte das Licht. „Es sind Schergen des Königs, und sie sehen nicht eben freundlich aus. Wir müssen fliehen, wenn wir ihnen nicht in die Hände fallen wollen.“
„Heilige Muttergottes“, flüsterte Warda in Panik. „Wie sollen wir denn an denen vorbeikommen?“
„Gar nicht. Wir nehmen einen anderen Weg.“ Gero schnappte sich im Dunkeln ein Laken vom Bett und riss es in der Mitte entzwei, die Enden verknotete er rasch zu einem Strick und tastete sich zu einem Bettpfosten vor.
„Was tust du da?“ Wardas Stimme überschlug sich fast.
Gero ließ sich nicht beirren, zumal schon die ersten Söldner an die benachbarten Türen hämmerten. Diese Männer waren keine Ordensritter, sie waren gedungene Kettenhunde, für die das Leben eines Menschen nicht zählte. Rasch knotete er das eine Ende des improvisierten Seils am Bettpfosten fest und warf einen Blick zum Fenster hinaus in die mondlose Nacht. Nur das Licht der Sterne umhüllte die hügelige Landschaft mit einem sanften Schimmer.
„Komm her zu mir“, wies er Warda an, „und halt dich an mir fest.“
Er spürte ihre zitternden Hände, die sich zaghaft um seinen Hals legten, und die weichen Brüste, die sich vor Angst bebend an seinen Rücken pressten.
„Bedeutet das, du willst mit mir aus dem Fenster steigen?“, fragte sie bang.
Schon versuchte jemand, die Tür von außen zu öffnen. Als dies nicht gelang, hämmerten starke Fäuste erbarmungslos darauf ein.
„Frag nicht, halt dich gut fest“, befahl ihr Gero und hatte schon das eine und dann das andere Bein über die Brüstung geschwungen. Warda tat es ihm nach, und zusammen glitten sie an dem Laken ins Nichts hinunter. Es war nicht so tief, und der Aufprall war weniger hart als gedacht, doch als Nächstes galt es noch eine sieben Fuß hohe Mauer zu überwinden.
Gero nahm Warda bei der Hand und zerrte sie unter dem Eindruck lauter werdender Stimmen und Schreie hinter sich her. Er verdrängte die Gedanken an das, was geschehen würde, wenn die Schergen des Königs sie auf ihrer Flucht erwischten. Im Schein einer Fackel versuchte Gero, die richtige Stelle zu finden, an der er emporspringen konnte, um sich an der Kante des Mauerwerks hochzuziehen. Die Stimmen wurden lauter, als er nach dem dritten Anlauf endlich Glück hatte und mit einiger Anstrengung rittlings auf der Mauerkuppe landete. „Gib mir deine Hand“, forderte er Warda auf, die in der Dunkelheit auf ein Zeichen wartete. Halb auf der Mauer liegend, bückte er sich zu ihr hinunter. Als er ihr Handgelenk zu fassen bekam, zog er sie mit aller Kraft hoch. „Au!“, jammerte sie leise, „du renkst mir die Schulter aus.“
„Verzeih“, murmelte er und packte sie ungalant am Hintern, um sie gerade noch rechtzeitig auf die andere Seite zu ziehen. Flach auf dem Mauersims liegend, ließ er sie an der anderen Seite wieder herab. Als sie heil unten angekommen war, sprang er hinterher.
„Wer da?“, rief eine Stimme von ferne und leuchtete über die Mauerkuppe hinaus zu ihnen hin. Doch der Mann konnte sie hinter dem Wall nicht entdecken.
Kapitel IV
I ch habe mir den Fuß verstaucht“, stöhnte Warda leise, nachdem sie unvermittelt gestolpert war, und humpelte nur noch voran. Offensichtlich hatte sie Schmerzen und konnte nicht schnell genug laufen. Irgendjemand blies in eine Fanfare, und schon war das Hufgetrappel von Pferden zu hören. Gero warf Warda kurzerhand über seine Schulter und trug sie im Laufschritt davon. „Nimm den Weg in den Olivenhain“, keuchte sie in sein Ohr. Sie zitterte am ganzen Leib.
„Keine Angst“, flüsterte er ihr zu. „Wir schaffen das schon.“
Gero schärfte seinen Blick in der Dunkelheit und versuchte, die Bäume zu erkennen. Hinter ihnen erkundeten Reiter die Umgebung mit Fackeln, die ein schwaches Licht in ihre Richtung warfen. Gero lief um sein Leben. Sein
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