Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Männer den Rückzug antraten und sie sich nach Atem ringend aus seinem Griff zu befreien versuchte.
„Tut mir leid“, murmelte er und wagte einen Blick unter dem Rand der Kiste hervor. Erst nachdem er sich persönlich davon überzeugt hatte, dass ihnen niemand mehr auflauerte, steckte er das Messer weg und gab Warda ein Zeichen. „Du kannst rauskommen“, versicherte er ihr und half ihr, unter dem Kasten hervorzukriechen. Wie um sich selbst zu beruhigen, klopfte Warda sich wieder und wieder den Staub von der Kleidung.
„Lass das“, bemerkte Gero ungeduldig. „Wir müssen weiter, dich sieht doch hier keiner.“
„Die einzig wichtige Frage ist doch“, brachte Warda mit zittriger Stimme hervor, während sie ihren Weg mit schnellen Schritten fortsetzten, „warum die Taverne ins Visier des Königs geraten ist und was nun mit den anderen Frauen geschieht.“
„Nach allem, was du mir heute Abend erzählt hast, liegt die Antwort klar auf der Hand“, entgegnete Gero gehetzt. „Vermutlich geht es um Verrat. Irgendwer muss ein Interesse daran gehabt haben, euer Haus zu vernichten und alle, die darin verkehren, festzusetzen. Die Schergen, die uns verfolgt haben, schienen ein verstärktes Interesse an dir und deinen Mitschwestern zu haben. Was für dich ziemlich gefährlich sein könnte.
Gut möglich, dass man dich unter den Gefangenen vermisst und sie nach dir suchen. Dass sich die Taverne auf Templerland befindet, gibt der Sache eine weitere Brisanz. Keine Ahnung, was das für uns beide bedeutet. Aber am besten wäre, wenn man uns erst gar nicht mit der Sache in Verbindung bringt.“
Warda antwortete nicht. Er hörte, wie sie die Nase hochzog.
„Hey“, versuchte Gero sie zu beruhigen, „du weinst doch nicht etwa, oder?
„Doch“, schniefte sie. „Ich kann das noch alles gar nicht begreifen.“
Gero blieb stehen und nahm sie sanft in seine Arme. Warda schmiegte sich bereitwillig an seine Brust.
„Wir können nichts mehr daran ändern. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als unser Leben nun in Gottes Hand zu legen. Das heißt, wir müssen dich schnellstens irgendwo in Sicherheit bringen. Kennst du jemanden, wo du vielleicht eine Weile unterkommen könntest? Wenigstens bis sich der größte Sturm gelegt hat?“
„Ich habe eine alte Tante, sie wohnt in der Stadt. Aber ich weiß nicht, ob ich ihr willkommen bin. Wir haben uns ewig nicht gesehen. Sie ist die Schwester meiner Mutter und war dagegen, dass ich in der Taverne arbeite.“
„Womit sie nicht unrecht hatte, wie du nun siehst“, entfuhr es Gero. Warda schluchzte erneut auf.
„Verzeih“, bekannte er. „Ich benehme mich wie ein Lehrmeister.“ Er küsste sie auf den Scheitel. Sie war so zart und zerbrechlich in seinen Armen wie ein schutzbedürftiges Vögelchen. Und obwohl sie um einiges älter war, fühlte er sich an Lissy erinnert, wie sie bei ihm Schutz gesucht hatte und trotz all seines guten Willens schließlich in seinen Armen gestorben war. Er hatte sie nicht retten können, und auch bei Warda sah es nicht so aus, als ob er etwas für sie tun könnte, das ihr entschieden weiterhalf.
„Ich habe Angst um dich“, gestand er ihr, und es war das erste Mal, dass er so etwas vor einer Frau zugab. „Diejenigen, die das veranlasst haben, dürfen dich keinesfalls finden.“
„Mach dir keine unnötigen Sorgen um mich“, wisperte sie. „Aber du hast recht mit dem, was du sagst. Wir waren alle zu naiv, um zu erkennen, auf welch dünnem Seil wir balancierten. Allen voran Mafalda, die mit ihren Informationen schon immer einen schwunghaften Handel betrieben hat und dabei dem Schutz des Ordens vertraute.“
„Du denkst, unser Großmeister hat gewusst, was bei euch los ist?“, fragte Gero entgeistert.
„Nein, das glaube ich nun nicht. Aber sie hat gedacht, weil ihre Taverne auf Templerland steht, sei sie unangreifbar. Gerade sie hätte es doch besser wissen müssen.“ Warda schnaubte verdrossen.
„Auf mich kannst du dich jedenfalls verlassen“, versprach Gero feierlich. „Auch wenn ich ein angehender Templer und damit zwangsweise ein Verbündeter des Königs bin. Ich würde dich niemals verraten, selbst unter der Folter nicht.“
„Ach Gero …“, entfuhr es ihr voller Rührung, dann streckte sie sich und gab ihm einen unschuldigen Kuss auf den Mund.
Mit einem gewissen Bedauern entzog er sich ihrer Anmut und trug sie erneut über einen Schleichweg durch die Weinberge in Richtung Stadt. Als die ersten, weiß getünchten Häuser
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