Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
dunkle Ahnung beschlichen, was sie mit ihren Unkenrufen gemeint haben könnte. Aber nun war es zu spät. Er würde selbst herausfinden müssen, ob seine Zukunft und die des Ordens tatsächlich so düster war, wie sie es beschrieb.
„Ich bin beinahe ein wenig enttäuscht“, flüsterte Fabius, als der wachhabende Bruder sie zur Nachtruhe mahnte. „Weil bei der Aufnahme nichts von dem eingetreten ist, was man sich allgemein so erzählt.“
„Hättest du unseren Großmeister lieber auf den Arsch geküsst?“, frotzelte Gero leise.
„Nein! Um Himmels willen.“ Fabius verzog angeekelt das Gesicht. „Sein Mund war schon schlimm genug.“ Er grinste und rollte sich auf die Seite. Doch dann drehte er sich noch einmal zu Gero herum. „Sie hätten uns wenigstens in einige ihrer Geheimnisse einweihen können, findest du nicht?“
„Welche Geheimnisse meinst du denn?“
„Na, zum Beispiel diesen sprechenden Kopf, von dem sich manche erzählen, oder woher sie all ihr geheimes Wissen beziehen.“
„Sprechender Kopf?“ Gero hob eine Braue. „Offenbar ist mir da etwas entgangen“, flüsterte er. „Wenn du mich fragst, war das Mysterium der hurenden Engel mir schon Geheimnis genug.“
Bereits am nächsten Tag sollte Fabius’ Sehnsucht nach den grundlegenden Geheimnissen des Ordens zumindest zum Teil befriedigt werden. Zur Vorbereitung der Reise nach Antarados wurden sie schon früh in das provisorische Dienstzimmer von Bartholomäus de Chinsi gerufen, der mit ihnen zusammen zum Hafen nach Famagusta reiten würde, wo der Orden weitere Kommandanturen besaß. Von dort aus würde der oberste militärische Befehlshaber der Templer mit ihnen nach Antarados übersetzen.
Nachdem der Letzte der jungen Ordensritter den Raum betreten hatte, wurde die Tür geschlossen, und de Chinsis Adjutant entrollte eine mannshohe Karte auf einem Tisch.
„Kommt ruhig näher“, befahl der Ordensmarschall und zückte einen Zeigestock, mit dem er ihnen offenbar ihr zukünftiges Einsatzgebiet erläutern wollte. Ein Raunen ging durch die Menge, als die Kameraden sahen, wie unglaublich präzise die Karte gezeichnet war.
Gero beugte sich über Fabius, um genauer hinsehen zu können. Die Küste des Heiligen Landes war mit Bergrücken und Tälern, Flüssen und Wadis und nicht zuletzt mit Dörfern und Städten so genau verzeichnet, dass alles andere, was er in seinem Leben an Karten gesehen hatte, dagegen dümmliche Kritzeleien waren.
Auch der eingezeichnete Maßstab schien genau zu stimmen.
Bruder Bartholomäus hob eine Braue, als er sah, wie seine frisch geweihten Zöglinge aus dem Staunen nicht mehr herauskamen.
„Ich muss euch nicht sagen, dass diese Karte und alle anderen Exemplare, die wir in gleicher Güte und Qualität vorhalten, der strikten Geheimhaltung selbst innerhalb des Ordens unterliegen. Es handelt sich hier um geheimes Wissen, dessen Herkunft wir selbst euch verschweigen müssen. Ihr werdet euch in Zukunft noch mit weiteren Mysterien konfrontiert sehen, über deren Vorhandensein und Ursprung niemand außerhalb unserer Bruderschaft etwas erfahren darf. Jeder, der gegen diese Geheimhaltung verstößt, wird mit dem Tode bestraft.“
Aus seinem Mund klang es beinahe harmlos, aber an seiner Miene war abzulesen, dass der Orden, was ein solches Vergehen betraf, keinerlei Gnade walten lassen würde.
„Wir nehmen die direkte Route zwischen Famagusta und dem Hafen von Antarados. Unser Schiff ‚Die Rose von Aragon‘ wird uns in wenigen Tagen dorthin bringen. Kommandant Le Puy kennt ihr ja bereits von eurer Anreise aus Franzien. In den nächsten Wochen werden wir euch auf kriegsfähigen Galeeren zusammen mit euren Rössern an der Küste absetzen, wo ihr in Stoßtrupps von bis zu fünfzig Rittern ganz auf euch allein gestellt seid. Es sind Angriffe bis hoch nach Latakia geplant, aber auch bis hinunter nach Tripolis und bis zum Orontes, der im Hinterland fließt. Wir setzen Späher ein, die ständig Ausschau nach den Mameluken-Verbänden halten, auf See wie auf dem Land. Bereitet euch schon jetzt auf eine anstrengende Mission vor. Bevor wir Jerusalem einnehmen können, müssen wir den Feind demoralisieren und den Boden von der Küste aus für einen Durchmarsch vorbereiten. Noch Fragen?“
Alle sahen sich ratlos an. Niemand von ihnen konnte sich vorstellen, wie es sein würde, in einem vollkommen fremden Land gegen die Heiden zu kämpfen.
„Na dann“, befand de Chinsi mit gefasster Miene. „Denkt immer daran: Alles, was wir
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