Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
sie weder verheiratet noch irgendeiner Frau ein Eheversprechen schuldig geblieben waren.
Hier und da ging ein ungeduldiges Raunen durch die Reihen.
Eigentlich hatten sie diese Fragen bereits bei ihrer Aufnahme als Novizen beantworten müssen, also hatten sie allem Anschein nach mehr symbolischen Charakter.
Danach verlangte der Großmeister von allen Kandidaten einen Schwur, der ihnen unbedingten Gehorsam, lebenslange Keuschheit und den eisernen Willen, Jerusalem von den Heiden zu befreien, abverlangte.
Nachdem alle einvernehmlich mit einem „Ja, Herr, so Gott will“, geantwortet hatten (und damit offenließen, was geschehen würde, wenn Gott der Herr die genannten Bedingungen nicht akzeptierte), besiegelte der Großmeister im Namen Gottes und der Jungfrau Maria, des Papstes und aller Brüder des Tempels ihre endgültige Aufnahme in den Orden.
Im nächsten Moment wurden sie aufgefordert, sich zu erheben, und der Drapier trat hervor und legte mit Hilfe eines Bruders der Verwaltung jedem Einzelnen von ihnen einen neu geschneiderten weißen Kapuzenumhang über die Schultern, auf dessen linker Seite ein handtellergroßes, gut sichtbares rotes Tatzenkreuz aufgenäht war.
Danach mussten sie einzeln vortreten, um vom Großmeister höchstpersönlich den Ordenskuss zu empfangen. Jacques de Molay küsste jedem von ihnen auf den Mund. Eine federleichte Geste, die das Vertrauen und die Treue der jungen Ritter gegenüber ihrem Ordensmeister noch einmal besiegeln sollte. Danach zelebrierte der Kaplan eine heilige Messe zu Ehren der Jungfrau Maria, bei der er wie bei den Templern üblich auf den Schlusssegen verzichtete.
Später im Dormitorium löste sich die Anspannung, und die meisten freuten sich anscheinend darüber, bereits am nächsten Tag den Schlafsaal der Ritterbrüder für sich in Anspruch nehmen zu dürfen.
Gero war noch ganz gefangen von der Idee, nun tatsächlich ein Tempelritter zu sein, ein Streiter Christi, was auch immer das bedeuten mochte. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob sein Vater nun endlich mit ihm zufrieden sein würde. Beinahe ehrfürchtig legte er seinen Mantel ab und entledigte sich seiner weißen Hose und seines weißen, knielangen Hemdes, das wie der Mantel aus ungebleichter Wolle gefertigt war. Als er sich nur noch mit seiner Unterwäsche bekleidet zur Nachtruhe begab, regte sich Fabius im Bett nebenan.
„Und?“, fragte ihn der Luxemburger, der offenbar – wie so einige andere auch – am liebsten in dem neuen Mantel geschlafen hätte. „Wie fühlst du dich als vollwertiger Templer?“
„Nicht anders als vorher“, gab Gero nachdenklich zurück und kroch mit einem Seufzer, der alle Anspannung löste, unter die graue Wolldecke.
„Mit dem Unterschied“, resümierte Bruder Brian, der sich auf der Schlafstatt hinter Gero zur Ruhe begab, „dass wir in Kürze endlich in einen echten Krieg ziehen dürfen, gegen echte Heiden und nicht gegen verblödete Kameraden, die nichts Besseres zu tun haben, als sich zu betrinken.“
Als Gero sich zu ihm umdrehte, sah er, wie die Wangen seines Kameraden immer noch vor Aufregung glühten.
„Vergiss nicht, dass die lombardischen Säufer uns nach Antarados begleiten werden und wir an ihrer Seite in den Kampf ziehen müssen.“
„Wir werden den Mameluken schon zeigen, wo es langgeht“, ereiferte sich Nicolas mit seiner weibischen Stimme. Wahrscheinlich würde er der Erste sein, den es in einem Kampf gegen die Heiden erwischte, dachte sich Gero und betrachtete zweifelnd die schmächtige Gestalt des Genuesen.
Er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie sich all die Männer um ihn herum jemals in jene Engeldämonen verwandeln sollten, die er als Kind so gefürchtet und gleichzeitig so sehr bewundert hatte. Im Moment wirkten sie eher wie aufgeregte Chorknaben, die den lateinischen Text, den sie singen sollten, nur dem Klang nach auswendig konnten – von dessen Bedeutung jedoch nicht die geringste Ahnung hatten.
Während die anderen noch über ihre zukünftigen Heldentaten debattierten, dachte er an Lissy, die vielleicht gerade aus dem Himmel auf ihn herabblickte und bereits darauf wartete, ihn möglichst bald in ihre Arme schließen zu können. Aber was wäre, wenn sie ihn in Wahrheit gar nicht mehr wollte, und das nur, weil er schwach geworden war und bei einer Hure gelegen hatte?
Unvermittelt erschien Warda vor seinem geistigen Auge, wie sie ihn davor warnte, ein leibhaftiger Templer zu werden.
Nach dem Vortrag des Marschalls hatte ihn eine
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