Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
inmitten des Schankraumes anschickte, einen arabischen Bauchtanz aufzuführen.
Gesicht, Brüste, Gesäß und Beine wurden von einem rosafarbenen, glitzernden Stoff verhüllt, dessen Fehlen die wesentlichen Anteile ihres Körpers wie Augen, Dekolletee, Arme und die Leibesmitte besonders zur Geltung brachte. Wenn sie sich schwungvoll drehte, entblößte der geschlitzte Rock den linken Oberschenkel bis hinunter zu den schlanken Fesseln, die von einem Goldreif mit Glöckchen geschmückt waren. Als die Musik begann und sie sich im Takt der Trommeln wie eine Schlange bewegte, die ihre Opfer betört, erhob sich unter den geifernden Kerlen ein frenetischer Beifall. Gero lief es heiß und kalt den Rücken hinunter. Diese wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen, der hüftlange Zopf und die kurvenreiche Figur ließen sich nur auf einen Namen vereinen: Warda.
Was, in Gottes Namen, hatte sie in dieser Kaschemme verloren? Ja, wie war sie überhaupt hierhergekommen? Nikosia lag eine Tagesreise von Famagusta entfernt. Auch Warda hatte ihn anscheinend erkannt. Ziemlich unverfroren bewegte sie sich auf ihn zu und bedachte ihn zur Freude der haltlosen Zuschauer mit ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Hilflos musste er zulassen, dass sie sich sogar auf seinen Schoß setzte, was Ordensangehörige und Nichteingeweihte gleichermaßen zu amüsieren schien. Jedenfalls sparten sie nicht mit zotigen Bemerkungen, wobei das Wort „Ausziehen“ noch die harmloseste Variante war.
„Bist du verrückt?“, zischte Gero ihr mit zusammengebissenen Zähnen entgegen, als sie im Takt der Musik spielerisch seinen Schoß berührte und sich zu ihm hinabbeugte, als ob sie ihn küssen wollte.
Ihre Gegenwart brachte ihn nicht nur wegen ihrer Nähe in arge Verlegenheit. Zumal sich ihr üppiger Busen regelrecht aus dem engen Ausschnitt ihrer Weste herausdrängte und nun beinahe seine Nasenspitze berührte. Besonders jene Männer, die nicht zum Orden gehörten, jubelten ihrem Treiben haltlos zu. Ihr vorderstes Interesse galt offenbar der sofortigen Aufgabe seines Keuschheitsgelübdes. Nicht wenige forderten Warda lautstark auf, ihn vor allen Augen zu besteigen.
„Ich liebe dich“, säuselte sie leise und kraulte sein Haar, was bei Kameraden und übrigen Gästen erneut frenetischen Beifall auslöste. „Auch wenn du mich seit unserer letzten Begegnung schmählich im Stich gelassen hast.“
„Das habe ich nicht“, presste Gero verhalten hervor. Er wollte nicht, dass Struan und Fabius, die am nächsten saßen, irgendetwas von ihrer Unterhaltung mithörten. „Der Orden hat nach den Vorkommnissen in der Taverne eine monatelange Ausgangssperre für sämtliche Brüder verhängt, falls dir das nicht aufgefallen ist.“
Ohne ein weiteres Wort erlöste sie ihn von ihrer Gegenwart und tanzte zurück in den Kreis gaffender Kerle, von denen nicht wenige Gero mit neidischen Blicken attackierten. Für einen Moment wusste er nicht, ob er stolz oder eifersüchtig sein sollte oder keins von beidem, weil er mit dieser Frau im Grunde genommen nichts mehr zu schaffen hatte.
„War das nicht …?“ Fabius hatte sie erkannt.
Geros Blick traf ihn, als ob er ihn töten wollte. „Nein …“, knurrte er finster. „Ich kenne sie nicht.“ Er zwang sich, Warda nicht hinterherzuschauen, als sie unter einer gewagten Verbeugung und nicht enden wollendem Beifall in Richtung Küche entschwand.
Struan hob nur eine Braue, sagte aber nichts, und der Rest der Kameraden amüsierte sich noch eine Weile über den Auftritt der Tänzerin, wandte sich dann aber wieder dem Wein und anderen Themen zu. Gero wartete noch einen Moment, bevor er sich unter dem Vorwand, ein drängendes Bedürfnis zu verspüren, in Richtung Hinterhof aufmachte. In Wahrheit wollte er Warda zur Rede stellen. Ihr erklären, wieso er sich nicht um sie hatte kümmern können, und sie fragen, warum sie aller Gefahr zum Trotz den gleichen Fehler beging wie zuvor, indem sie sich als leichtes Mädchen verdingte.
Die Flamme im Feuerkorb hinter der Taverne, der den Gästen den Weg zum Abort leuchten sollte, war fast heruntergebrannt. Einen Schritt vor den anderen setzend, hielt Gero Ausschau nach dem Hintereingang der Schänke, wo er Warda zu finden hoffte. Auf einmal hörte er einen erstickten Aufschrei, und als er sich dem Geräusch näherte, bemerkte er einen großen, beleibten Mann, der sich mit roher Gewalt einer wimmernden Frau bemächtigte.
„Ich weiß, dass du eine Hure bist!“, zischte er verächtlich. „Ich
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