Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
im Kampf gegen Sarazenen und Mameluken unternehmen, ist Gottes Wille. Falls ihr dabei euer Leben lasst, ist euch der Weg ins Paradies sicher.“
„De par Dieu, Beau Seigneur!“, riefen sie zur Bestätigung im Chor und gingen danach ebenso schweigsam, wie sie die Erläuterungen ihres Ordensmarschalls entgegengenommen hatten, hinaus auf den Hof.
Bevor sie nach Famagusta abmarschierten, das einen Tagesritt entfernt an der Ostküste von Zypern lag, war noch einiges zu erledigen. Die Rösser und deren Geschirr mussten vorbereitet werden. Ein jeder von ihnen musste die richtigen Waffen und Ausrüstungsgegenstände gegen Unterschrift in Empfang nehmen und sich noch einmal im Hospital vorstellen, um seine uneingeschränkte gesundheitliche Eignung für eine solche Mission zu garantieren.
Für jeden gab es eine nochmalige Einweisung in die Handhabung von Verbandmaterial bei den verschiedensten Verletzungen, und der Einsatz von Alaun, Kräutern und getrockneten Moosen zur Blutstillung und zur Versorgung von eiternden Wunden wurde erklärt. Im Mittelpunkt der Unterweisung stand ein geheimes Pulver, das scheußlich schmeckte und allenfalls in Fruchtsaft aufgelöst, aber keineswegs in Milch oder Wein getrunken werden durfte. Es hieß, man könne damit die Eiterungen von Wunden unterdrücken. Außerdem wurde ihnen ausdrücklich der Verzehr von schwarzen Weizenkörnern verboten. Deshalb legte der Orden größten Wert darauf, sein Mehl selbst zu mahlen, und wo das nicht möglich war, benutzte man Handsteinmühlen, um sich seinen Brotfladen aus eigenem Mehl auf offenem Feuer zu backen. All das unterlag, wie die Karten, einer strikten Geheimhaltung.
Immer noch verwundert über so viele unvermutete Geheimnisse, deren Hintergründe sie wohl niemals erfahren würden, machten sie sich schließlich am Dienstagmorgen auf den Weg nach Famagusta.
Zwanzig frisch geweihte Templer und dreißig Ordensritter aus der Lombardei, dazu Ordensmarschall de Chinsi, sein Stellvertreter Aymo d’Oiselay und zwei weitere Kommandeure, die den Zug mit einer Handvoll Knappen begleiteten, sammelten sich im Hof der Ordensburg von Nikosia. Zuvor hatten alle an einer Messe in der Kathedrale Sainte-Marie teilgenommen und zu Ehren der Lieben Frau um deren Fürbitte ersucht.
Geros stattlicher schwarzer Hengst, den er aus seiner Heimat mitgebracht hatte und der auf den Namen David hörte, gab sich ein wenig bockig, als einer der jüngeren Knappen ihn sattelte. Das beeindruckende Tier war in letzter Zeit zu oft an andere Reiter verliehen worden. Doch als Gero auf seinem Rücken saß, wurde er zusehends ruhiger.
Als sie aus dem Burgtor hinausritten, auf die Straße, die direkt von Nikosia nach Famagusta führte, fegte Gero ein warmer Sprühregen ins Gesicht, aber der Wollstoff seiner Chlamys, wie man den weißen Templerumhang mit dem roten Kreuz nannte, war angeblich so dicht gewebt, dass kein Wasser hindurchdringen konnte.
Die Landschaft um sie herum hatte sich unter dem Niederschlag der vergangenen Tage und der plötzlich einsetzenden Wärme des Frühlings in kürzester Zeit in ein wahres Blütenmeer verwandelt. Als sie eine Brücke überquerten, unter der ein rauschender Bach zu Tal schoss, machte ihnen ein Bauer Platz, der auf einem Eselskarren saß und sie ehrfürchtig grüßte. Es war das erste Mal, dass sie mit ihren weißen Mänteln in der Öffentlichkeit auftraten. Vorneweg ritt ein Bannerträger, der den schwarz-weißen Beaucéant, die Kriegsflagge der Templer, an einer langen Stange emporhielt und damit vermittelte, wie ernst dieser Orden seine militärischen Aufgaben nahm.
Anders als bei ihrer Ankunft auf Zypern ritten sie nun streng in Zweierreihen und vor allem schweigend, wie es die Vorschrift verlangte.
Gero warf einen Blick auf Arnaud und Fabius, die ein Stück weiter vor ihm ritten, und hatte Mühe, sich ein Schmunzeln zu verkneifen. Für die beiden war es eine echte Herausforderung, so lange den Mund zu halten.
Als sie bei Einbruch der Dämmerung Famagusta erreichten, waren die meisten der Kameraden vom langen Ritt ziemlich geschafft.
Erschöpft hielten sie Einzug in die dortige Ordensburg und ließen sich von einem Bruder der Verwaltung ins Dormitorium und die Waschräume einweisen. Danach hatte Aymo d’Oiselay, de Chinsis Vertreter auf Zypern, sie zusammen mit ihrem Befehlshaber ins Refektorium geladen, wo sie gemeinsam das Abendessen einnahmen. Zur Feier des Tages und wegen des Besuchs des Ordensmarschalls hatte die Küche einen
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