Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Antarados mit Fleisch und Obst zu bereichern.
Gero hatte an den Gesichtern seiner Kameraden erkannt, dass den meisten nicht wohl war bei der Aussicht, dass man sie zunächst einmal zu Räubern und Mördern degradieren würde, lange bevor sie daran denken konnten, Jerusalem zurückzuerobern.
Aber de Chinsi hatte ihnen auch Mut gemacht, indem er ihnen versprach, dass sie unter seiner und Gottes Führung siegreich gegen die Heiden vorgehen würden und es nicht mehr lange dauern konnte, bis die Heilige Stadt wieder den Christen gehören würde. Er zählte einige Siege auf, die er und seine Männer in den vergangenen Monaten gegen die Mameluken hatten verbuchen können. Zum Beweis ihres Erfolges nannte er die zweifelhafte Zahl von mehr als einhundert heidnischen Sklaven, die man während der Angriffe gefangengenommen und nach Antarados verschleppt hatte, wo sie beim Aufbau der Festung halfen.
Bevor Gero weiter darüber nachdenken konnte, woher diese Menschen stammten und auf welche Weise sie in den Besitz des Ordens gelangt waren, hoben die verbliebenen Brüder zu einem weiteren gregorianischen Choral an, der die Feierlichkeit ihrer endgültigen Aufnahme als Ritter des Tempels nochmals unterstreichen sollte.
Nachdem der Großmeister dem Ordenskaplan ein Zeichen gegeben hatte, trat dieser hervor und befahl den zwanzig Anwärtern, demütig vor dem Altar niederzuknien und den Eid nachzusprechen.
„Liebe Herrn und Brüder“, begann der hagere Geistliche mit salbungsvoller Stimme und senkte dabei demutsvoll den Blick, „ihr sehet, dass die Ordensleitung sich nunmehr darüber einig ist, diese Brüder aufzunehmen.“ Mit seiner Stimme hob er sein Haupt und schaute nun unvermittelt in die Runde der Anwesenden. Seine klaren braunen Augen fixierten beinahe jeden Einzelnen in der andächtig lauschenden Menge. „Wäre jemand unter euch, der von etwas wüsste, weshalb er nicht mit Recht Bruder werden könnte, der sage es, denn es ist besser, dass solches vorher angezeigt werde als nachher, wenn er vor uns geführt ist.“
Gero spürte, wie seine Anspannung wuchs, als ihn der eindringliche Blick von Odo de Saint-Jacques traf, der ihn fast zu durchbohren drohte. Der weiß gewandete Kommandeur mit der quer verlaufenden Narbe im Gesicht verzog keine Miene, und doch ahnte Gero, dass der Mann mehr über seine Eskapaden wusste, als ihm lieb sein konnte. Aber er schwieg wie alle anderen auch.
„Willigt ihr also ein, edle Herren und Brüder“, fuhr der Kaplan fort, „dass man die hier Versammelten in Gottes Namen zu uns kommen lasse?“
Einen Moment herrschte Schweigen, doch dann hoben alle, die im Orden etwas zu sagen hatten, zu einem gemeinschaftlichen Bekenntnis an: „Lasset sie in Gottes Namen kommen!“
Die Templernovizen mussten nun einzeln vortreten, wie sie es in den Unterweisungen der letzten Wochen gelernt hatten, und mit gefalteten Händen vor dem Großmeister niederknien.
Als sie in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen wurden, trat Gero als einer der Ersten hervor und sagte seinen auswendig gelernten Text auf. „Herr, ich bin gekommen vor Gott, vor Euch und Euren Brüdern, und bitte Euch um Gottes und Unserer Lieben Frau willen, mich in Eure Gesellschaft und die Wohltaten des Ordens aufzunehmen. Als einen, der sein Leben lang Knecht und Sklave des Ordens sein will.“
Gero hatte unvermittelt das Gefühl, neben sich zu stehen und die ganze Szenerie nur zu beobachten. Obwohl er diesem Moment lange entgegengefiebert hatte, empfand er die Worte, die man ihm auferlegte, als fremd und hohl klingend. Nachdem auch der Letzte die verlangten Zeilen heruntergebetet hatte, erhob sich Jacques de Molay und sprach die entscheidende Losung, die ihre Aufnahme besiegeln würde:
„Ihr habt hinfür keinen eigenen Willen mehr“, bekräftigte er mit Nachdruck in der Stimme. „Wenn ihr im Gelobten Land sein wollt, wird man euch jenseits des Meeres schicken. Wenn ihr schlafen wollt, wird man euch befehlen zu wachen. Wenn ihr essen wollt, wird man euch befehlen, etwas anderes zu tun.“
Dann hob er mit feierlicher Miene die Bibel, die ihm ein Ordensritter gereicht hatte. „Seht hier das heilige Evangelium, Gottes Wort, und antwortet die Wahrheit auf alle Fragen, die wir euch stellen werden, denn wenn ihr lügt, begeht ihr einen Meineid und werdet aus dem Orden gestoßen, wovor euch Gott behüte.“
Es folgten eine Reihe von Erkundigungen nach ihrer adligen Herkunft und der christlichen Ehe ihrer Eltern und der Eid darauf, dass
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