Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
auf seine breite Brust wippte. „Ich will wissen, warum einer meiner tapfersten Ritter in solcher Art gegen die Regeln verstößt. Und das ausgerechnet für eine Frau, die unter dem Verdacht steht, unseren Orden auf übelste Weise verraten zu haben.“
„Mit Verlaub, Seigneur, das hat sie mit Gewissheit nicht getan“, erklärte er mit fester Stimme.
De Chinsi hob eine Braue. „Wie in Gottes Namen darf ich das verstehen?“
Gero überlegte fieberhaft, was er de Chinsi erklären konnte und was nicht. „Ich bin ihr bereits auf Zypern begegnet. Ihre Mutter hat ebenfalls für den Orden gewaschen“, verschleierte er ihre Bekanntschaft. „Sie ist leider vor einer Weile verstorben.“
„Wenn sie tot ist“, bemerkte de Chinsi verwirrt, „was habt Ihr dann mit ihrer Tochter zu schaffen?“
Gero betete zur Heiligen Jungfrau, dass de Chinsi nicht auf die Idee kam, Warda ebenfalls holen zu lassen. Ihr atemberaubendes Aussehen, trotz ihres Alters und ihres erbärmlichen Zustands, hätte sicherlich nicht Geros Tugenden untermauert. Glücklicherweise war de Chinsi zu sehr mit sich und seinem Kriegshandwerk beschäftigt, als dass ihm Schönheiten wie Warda ins Auge gestochen wären.
„Nichts weiter“, log Gero. „Vor unserer Abreise aus Famagusta war sie offenbar in Not geraten“, fuhr er fort und bekreuzigte sich innerlich ob dieser Lüge. „Weil ihre Mutter für den Orden arbeitete und ich die Tochter daher vom Sehen kannte, habe ich sie mehr zufällig an unserem letzten Abend in Famagusta aus den Händen eines Unholdes gerettet. Sie hat sich bei mir bedankt und mir in ihrer Aufregung ein wenig von sich erzählt. Dabei machte sie nicht den Eindruck einer Spionin. Später auf der Überfahrt von Zypern hierher erfuhr ich, dass sie sich wie ihre Mutter nun als Wäscherin beim Orden verdingt. Als ich heute vom Hafen zurückkehrte, sprach mich ihre Gefährtin an, die mich von dem Zwischenfall in Famagusta offensichtlich noch kannte, und bat mich, ihrer Freundin zu Hilfe zu eilen, weil sie offenbar unter großen Schmerzen litt. Irgendein Frauenleiden plagte sie“, erklärte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass sie eine Schmerztinktur und blutstillende Medizin erhielt.“
De Chinsi sah ihn abschätzend an, und Gero war froh, wie üblich vor einem Ordensmarschall den Blick senken zu müssen.
„Bruder Hugo behauptet, Ihr seid schuld an ihrem Zustand.“
„Bei allem Respekt, Seigneur“, erwiderte Gero und hatte Mühe, seine Stimme im Zaum zu halten. „Bruder Hugo würde gut daran tun, sich seinen eigenen Sünden zu stellen, anstatt seine Kameraden zu Unrecht zu beschuldigen.“
Bartholomäus de Chinsi sah ihn scharf an. „Was wollt Ihr damit sagen? Ihr wisst, es ist Eure Pflicht ist, jede Verfehlung eines Bruders, die Euch bekannt wird, anzuzeigen.“
„Ich möchte nicht mehr dazu sagen, als dass die Frau mir verraten hat, sie war schwanger und hat das Kind nicht aus freien Stücken empfangen. Ich schwöre bei Unserer Lieben Frau, dass ich mit der Sache nichts zu tun habe“, bezeugte Gero im Brustton der Überzeugung.
„Ihr wisst, wer es war?“ De Chinsi verengte seinen Blick.
„Angeblich ein Mann des Ordens. Aber sie wollte nicht sagen, wer genau, und ich war nicht dabei, somit kann ich vor dem Kapitel nicht als Zeuge auftreten“, erwiderte Gero diplomatisch. „Aber aus meiner Sicht hat die Frau keine Veranlassung zu lügen.“
„Und was haltet Ihr von Bruder Hugos Vermutung, dass sie es war, die unsere Unternehmungen an die Mameluken verraten hat?“
Gero straffte seine Schultern und sah de Chinsi geradeheraus an. „Wie hätte sie das in Gottes Namen tun sollen? Sie hat keinen Zugang zu unseren Kapitelversammlungen und ist auch nicht bei unseren Besprechungen zugegen. Ein Verrat wäre also, wenn überhaupt, nur möglich, wenn es jemanden in unseren Reihen gäbe, der ihr die Pläne verraten hat. Warum aber sollte ein Ordensritter sie mit Schande besudeln und ihr als zusätzliche Marter die Geheimnisse des Ordens anvertrauen?“
Gero kniff die Lippen zusammen und setzte eine lakonische Miene auf.
„Und was soll ich nun Eurer Ansicht nach tun?“ De Chinsi stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn herausfordernd an. „Dass es offenbar eine undichte Stelle in unseren eigenen Reihen gibt, ist beunruhigend genug. Denkt Ihr, mir bereitet es Vergnügen, mich darüber hinaus mit den moralischen Verfehlungen meiner Ritter zu beschäftigen?“
Gero
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