Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
gewesen sein musste, sich im Auftrag des Ordens mit Huren zu vergnügen. Wobei die sich anschließende Strafe zur Abschreckung der übrigen Brüder – Auspeitschung vor aller Augen und ein halbes Jahr bei Wasser und Brot vom Boden fressen – kein Honigschlecken, sondern ein hoher Preis gewesen sein dürfte.
„Außerdem“, fuhr de Chinsi fort, was die Erläuterungen zu Hugos Beförderung betraf, „dürfte allgemein bekannt sein, dass unser tapferer Bruder die Sprache der Mameluken beherrscht und ihre Gewohnheiten wie kein anderer kennt. Schließlich hat er mehrere Jahre in deren Kerker verbracht. Somit ist er der perfekte Anführer für unsere Raubzüge.“ De Chinsi lächelte huldvoll, als ob es sich bei Hugo d’Empures um einen Heiligen handelte.
Was mit Gewissheit nicht so war, wie Gero mit einiger Verbitterung feststellte. Er war ein gerissener Hund, der über Leichen ging, um sein Ziel zu erreichen. Wie in Gottes Namen konnte es sein, dass de Chinsi, den er ansonsten als Ordensmarschall schätzte, so wenig Menschenkenntnis besaß?
Gero war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Unter diesen Umständen wollte er sich nicht die Blöße geben und Hugo d‘Empures der Spionage bezichtigen. Wer wusste schon, ob Hugo es nicht so an de Chinsi verkaufte, dass er seine Depeschen verfasste, um die Mameluken hinters Licht zu führen? Und in Wahrheit tauschte er die Depeschen aus und verriet den Mameluken die nächsten Einsatzgebiete des Ordens.
Gero wurde schlagartig bewusst, dass Hugo ihn nicht zum ersten Mal sehenden Auges hatte ins Messer laufen lassen, genauso wie Warda, deren Schicksal ihm bereits damals gleichgültig gewesen war, als er die Taverne der Engel ausgekundschaftet hatte. Höchstwahrscheinlich hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, mit Gero und Fabius zwei Novizen zu verführen, zum einen, um bei den Frauen noch harmloser zu erscheinen, zum anderen, um den angehenden Ordensbrüdern mit ihrer möglichen Verhaftung zu verdeutlichen, was geschehen konnte, wenn man sich nicht an die Regeln hielt. Dummerweise war es Gero gelungen, zusammen mit Warda den Schergen des Königs zu entkommen. Aber wie es auch sein mochte, Warda und er konnten in jedem Fall von Glück reden, dass Hugo sie im Nachhinein nicht an den Orden verraten hatte.
Was er natürlich mühelos hätte nachholen können. Doch dann müsste Hugo sich als ehemaliger Spitzel die Frage gefallen lassen, warum er es nicht früher getan hatte.
„Ich halte Euch beide für ehrenhafte Männer“, bekannte de Chinsi offenbar ahnungslos. „Deshalb möchte ich Euch bitten, zukünftig die Befehle Eures oder irgendeines anderen Kommandeur-Leutnants ohne Wenn und Aber zu befolgen. Es wäre mehr als bedauerlich, wenn wir uns von Euch trennen müssten, und das nur, weil Ihr nicht fähig seid, Gehorsam zu üben.“
„De par Dieu, Beau Seigneur“, presste Gero hervor.
„Mir ist bereits zu Ohren gekommen, wie tapfer Ihr Euch bei den Raubzügen gegen die Heiden geschlagen habt. Und dass Ihr bei dem gestrigen Desaster wieder einmal einem Bruder das Leben gerettet habt.“
„Das war nicht nur mein Verdienst, Beau Seigneur“, lenkte Gero ein. „Bruder Struan hat genauso viel dazu beigetragen.“
„Es ehrt Euch, wenn Ihr diese Heldentat nicht für Euch allein in Anspruch nehmen wollt. Ich bin mir gewiss darüber, unsere Lehrmeister haben ganze Arbeit geleistet, was die Ausbildung aller Novizen betrifft. Aber Ihr habt Euch geradezu todesmutig ins Schlachtengetümmel gestürzt, wie mir mehrere Brüder versichert haben. Deshalb möchte ich Euch gerne eine Bitte erfüllen, sofern es im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt.“
Gero war überrascht, musste jedoch nicht lange überlegen, was er sich wünschen wollte.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr die Frau, die von Bruder Hugo zu Unrecht des Verrats beschuldigt wird, auf freien Fuß setzen und sie zu ihrer alten Tante nach Nikosia zurückkehren lassen würdet. Das wäre ein Akt der Gnade und der Gerechtigkeit.“
„Ihr verwundert mich immer wieder“, sagte de Chinsi und schaute ihn mit seinen glühenden, braunen Augen prüfend an. „Ihr seid wirklich selbstlos. Aber das macht einen wahren Templer schließlich aus. Nicht wahr? Wenn es das ist, was Euer Herz begehrt, werde ich sogleich den Befehl erteilen, die Frau aus dem Kerker zu entlassen. Wie war noch mal ihr Name?“
„Maria Florena bint Abihi“, wiederholte Gero den Namen, den Warda neuerdings verwendete. Es war eine Mischung aus
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