Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
erkannte seine Chance, auch wenn es ihn ärgerte, wenn Hugo so seiner gerechten Strafe entgehen würde.
„Man sollte die Frau so rasch wie möglich nach Zypern schaffen“, riet er seinem Vorgesetzten in der Hoffnung, de Chinsi würde ihm zustimmen. „Damit wir jeglichen Skandal vermeiden. Es hat schon genug Verwirrung um Bruder Hugo gegeben, als er in dieser Taverne gefasst wurde“, bemerkte er kühn und hoffte damit Hugos Glaubwürdigkeit zu untergraben. De Chinsi musste bei dieser Bemerkung klarwerden, dass es Hugo aufgrund seiner eigenen unlauteren Vergangenheit nicht zustand, andere Kameraden oder unschuldige Frauen mir nichts, dir nichts zu verdächtigen.
„An dieser Stelle“, erwiderte de Chinsi bedächtig und ließ seine Arme sinken, „muss ich Bruder Hugo in Schutz nehmen. Seine Besuche in der Taverne der Engel geschahen mit Wissen des Ordens. Wir ahnten schon länger, dass es sich bei diesem Etablissement, wenn ich es einmal so nennen darf, um einen sündigen Ort handelte. Dass dort hochbrisante Informationen umgeschlagen wurden, war uns jedoch nicht bekannt. Ein Mittelsmann hatte uns lediglich gewarnt, es würde dort nicht mit rechten Dingen zugehen. Also haben wir Bruder Hugo und Bruder Robert von ihrem Keuschheitsgelübde entbunden, um aus erster Hand zu erfahren, was dort wirklich geschah.
Schließlich hatten wir gegenüber dem Papst und dem König einen Ruf zu verlieren. Die Besitzerin der Taverne hat ihre Mädchen angehalten, die Freier mit berauschenden Drogen zu betäuben, um ihnen Geheimnisse zu entlocken, die sie anschließend für gutes Geld an die jeweilige Gegenseite verkauft hat. Dabei kam der Verdacht auf, dass Prinz Amalrich einen Aufstand gegen König Heinrich und damit gegen seinen eigenen Bruder plant. Nicht, dass wir König Heinrich mehr schätzen würden als Amalrich. Eher ist wohl das Gegenteil der Fall. Aber es wäre noch zu früh, für einen von beiden eindeutig Partei zu ergreifen. Eine unhaltbare Situation, wie Ihr Euch denken könnt. Wir waren kurz davor, gnadenlos zwischen die Fronten zu geraten, weil die Taverne, in der bei Wein und Weibern augenscheinlich die übelsten Ränke gegen den König geschmiedet wurden, auf unserem Grund und Boden stand. Deshalb sah unser Ordensmeister es als dringend geboten, diesem Sodom ein Ende zu bereiten. Und um keinen Zweifel an unserer Loyalität gegenüber dem Königshaus aufkommen zu lassen, haben wir Heinrichs Soldaten erlaubt, das Haus zu stürmen und alle dort befindlichen Männer und Frauen festzunehmen. Bruder Hugo befand sich zur Tarnung dort, damit die Wirtin der Taverne und die betroffenen Hofschranzen keinen Verdacht schöpften. Solange dort Templer, wenn auch nicht im Habit, ein und aus gingen, rechnete niemand damit, unter Beobachtung des königlichen Geheimdienstes zu stehen.“
„Aber …“, Gero bemüht sich vergebens, nicht allzu betroffen zu wirken.
Niemals hätte er geglaubt, dass die ganze Geschichte ein abgekartetes Spiel der Ordensleitung mit dem Königshaus gewesen sein könnte. Hatte doch selbst Jacques de Molay vor aller Augen und Ohren darüber geklagt, die Templer hätten gegenüber dem Papst einen Ruf zu verlieren.
De Chinsi grinste verhalten und sah ihn an, als ob er wüsste, was Gero als Nächstes auf den Lippen lag. „Ihr meint, wie es sein kann, dass Bruder Hugo trotz seiner Unschuld vor den Augen aller Ordensbrüder bestraft werden musste und ohne Widerspruch Schmerzen und Schmach erduldet hat?“
Gero nickte benommen, obwohl ihn vielmehr interessiert hätte, ob die Führungsriege des Ordens öfter zu solchen Finten griff und so nicht nur die Obrigkeit, sondern auch die eigenen Leute hinters Licht führte. „Er tat es aus Gründen der Geheimhaltung und als Lehrstück für die übrigen Brüder, damit sie sehen, was geschieht, wenn man vom rechten Weg abkommt.“
„Erlaubt Ihr mir noch eine Frage, Beau Seigneur?“
„Nur zu, mein Sohn, wobei ich gewiss sein will, dass alles, was wir hier besprechen, in diesem Raum verbleibt.“
„Bei meiner Ehre, Beau Seigneur“, beschwor Gero seine Zuverlässigkeit. „War die anschließende Strafe der Grund, warum Hugo mit einer Beförderung geadelt wurde, als er seinen Dienst auf Antarados angetreten hat?“
„Na ja“, bekannte de Chinsi mit einem listigen Schmunzeln, „irgendwie musste man ihn ja entlohnen, nachdem er solche Strapazen auf sich genommen hat.“
Gero nickte mechanisch. In Wahrheit dachte er daran, wie „furchtbar“ es für Hugo
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