Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
entfernen.“
Mit raschen Schritten kehrte Gero zur Festung zurück. Durar hatte ihn am Hinterausgang ihres Hauses hinausgelassen, wobei sie zuvor sichergestellt hatte, dass niemand auf der Gasse war, der ihn beim Hinausgehen hätte erkennen können.
Seine Kameraden machten große Augen, als er, abgerissen, wie er war, zu ihnen ins Dormitorium zurückkehrte.
„Ich fass es nicht“, höhnte Arnaud. „Anscheinend ist unser deutscher Bruder zwischenzeitlich zu den Heiden zurückgekehrt. Zumindest was sein Aussehen betrifft.“
„Wo warst du?“, fragte Brian und sah ihn besorgt an. „Du hast bei der Besprechung, bei den Andachten und auch bei den Mahlzeiten gefehlt. Bei der Komplet samt Bittgottesdienst für die verletzten und gefallenen Brüder warst du auch nicht dabei.“ Plötzlich wurde es vollkommen ruhig im Dormitorium. Gero spürte, wie nahezu fünfzig Augenpaare ihn erwartungsvoll anstarrten. Glücklicherweise waren die Schlafsäle zweigeteilt, sonst wären es gut und gerne hundertzwanzig Ritter gewesen, deren volle Aufmerksamkeit er hätte genießen dürfen. „Man munkelte, unser Kommandeur-Leutnant habe dich wegen einer Frauengeschichte in den Kerker gesteckt.“ Nicolas, der diese Bemerkung gemacht hatte, war ganz rot angelaufen vor Aufregung. Wie die anderen saß er halb aufrecht im Bett und wartete augenscheinlich mit einer gewissen Anspannung auf schlüpfrige Tatsachen.
„Da muss ich euch leider enttäuschen“, erklärte Gero und entledigte sich in aller Seelenruhe seiner schmutzigen Chlamys. „Alles nur ein Missverständnis. Bartholomäus de Chinsi höchstpersönlich hat mich empfangen, um mir ein Lob für meinen Einsatz in Marqab auszusprechen.“
Arnaud bekam den Mund nicht mehr zu, als Gero geendet hatte und sich nur in Unterwäsche mit einem Handtuch und Seife bewaffnet zu den Waschräumen begab. „Und nun entschuldigt mich bitte, falls jemand nach mir fragen sollte, ich schrubbe mir das Blut und den Dreck der Heiden von den Knochen.“
Als er zur Tür hinausging, spürte er die Blicke seiner Brüder noch immer im Rücken. Nur Struan hatte sich offenbar nicht für die Hintergründe seines Fortbleibens interessiert, was ihn unter all den neugierigen Brüdern zu etwas Besonderem machte. Aber auch ihn konnte Gero zum jetzigen Zeitpunkt nicht in die wahren Umstände einweihen.
Kapitel V
A m nächsten Morgen lag ein undurchdringlicher Nebel über der Insel, wie Gero ihn auf Antarados noch nicht erlebt hatte. Es war Ende September, und vielleicht lag es daran, dass der Herbst Einzug gehalten hatte, wenn auch nicht so konsequent, wie es im Abendland üblich war.
Nach der Laudes kam es beim Frühessen im Refektorium der Ritter zur unvermeidlichen Begegnung mit Hugo d’Empures. Im Gegensatz zu den übrigen Brüdern schien er nicht überrascht zu sein, Gero in sauberem Ornat bei der Ausgabe des obligatorischen gesalzenen Gerstenbreis anzutreffen. „Noch mal Schwein gehabt, Breydenbach“, raunte er Gero zu, während er sich von der Ausgabetheke mit seinem Napf in Richtung der Offizierstische bewegte.
„Das Essen ist beileibe kein Grund zu frohlocken“, murrte Arnaud, als Gero sich neben ihn setzte. „Ebenso wie das Wetter.“ Lustlos stocherte er mit seinem Holzlöffel in dem zähen Brei. „Was wollte Hugo von dir?“, fragte er Gero beiläufig.
Gero nahm einen Löffel Brei und kaute stoisch auf den übriggebliebenen Gerstenspelzen herum, die sich dem Kochvorgang offenbar hartnäckig verweigert hatten. „Schweigegebot“, formten seine Lippen, als Arnaud ihn weiterhin erwartungsvoll anschaute. Die übrigen Brüder grinsten breit und taten zumindest so, als würden sie ihre gesamte Aufmerksamkeit dem braun gewandeten Verwaltungsbruder zuteilwerden lassen, der hinter dem Stehpult wie üblich während des Essens aus der Bibel vorlas. Dessen hohe Stimmlage und der nasale Ton schienen die Brüder jedoch eher zu amüsieren, als sie zur erhofften Andacht zu mahnen. Einzig Struan war nicht zu erschüttern. Der hünenhafte Schotte hatte wie üblich einen ungebrochenen Appetit. Bereits zum dritten Mal hatte er sich den Napf füllen lassen. Am Tisch gegenüber saßen die Kommandeure, darunter auch Rob le Blanc und der Ordensmarschall. Daneben hockten die zwei Kommandanten, die für die Führung der Galeeren verantwortlich waren. Gero dachte an Warda, in der Hoffnung, dass es ihr dort, wo er sie zurückgelassen hatte, bald besser gehen würde. Gleich nach dem Essen wollte er einen Knappen aus
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