Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
dem Hospital zu ihr schicken, der sie mit heilenden Kräutern und mit der berüchtigten Schimmeltinktur versorgen sollte, die schon so vielen schwerverletzten Brüdern das Leben gerettet hatte.
Auf dem Weg zum Hospital kreuzte Hugo d’Empures wie zufällig ein zweites Mal Geros Weg. Mit dem Unterschied, dass er ihn diesmal am Arm packte und damit am Weitergehen hinderte. Gero entzog sich seinem Kommandeur mit einer unwirschen Bewegung.
„Wo ist sie?“, fragte Hugo barsch. Gero wusste genau, wer gemeint war, zuckte aber lediglich mit den Schultern. „Keine Ahnung, was du von mir willst“, knurrte er.
„Mach mir nichts vor“, ging Hugo ihn an. „Denkst du, ich weiß nicht, dass du bei Bruder Bartholomäus geschleimt hast wie eine Schnecke? Du musst ja ziemlich beliebt sein bei unserem obersten Befehlshaber, sonst hätte er wohl kaum deiner Freilassung und der Entlassung dieser Hure zugestimmt. Würde mich interessieren, was du ihm erzählt hast.“
„Vielleicht hat de Chinsi im Gegensatz zu dir Augen im Kopf“, raunte Gero und verengte seine Lider zu schmalen Schlitzen. „Er weiß eben, auf wen er sich verlassen kann.“
„Oder auch nicht“, spöttelte Hugo. „Manchmal frage ich mich, wie er mit seiner Naivität in ein so hohes Amt kommen konnte.“
„Da muss ich dir ausnahmsweise zustimmen.“ Gero hob eine Braue. „Merkwürdigerweise hat er auch von dir in den höchsten Tönen geschwärmt.“ Er grinste gehässig und schickte sich an, seinen Weg zum Hospital fortzusetzen.
Hugo hielt ihn jedoch noch einmal auf, indem er Gero überholte und sich ihm in den Weg stellte.
„Was noch?“ Gero spannte seine Fäuste und mahnte sich gleichzeitig zur Ruhe.
„Mach dir nicht allzu große Hoffnungen“, warnte ihn Hugo. „Ich werde die kleine Hexe schon finden. Allzu weit kann sie ja nicht sein.“
„Wenn du sie auch nur berührst, d’Empures, wirst du es bitter bereuen. Du hast sie schon mehrfach ins Unglück gestürzt. Übertreib es nicht. Es könnte dir nicht gut bekommen.“
Mit dieser undefinierten Drohung ließ Gero ihn stehen und marschierte davon, gewiss, dass Hugos zornige Blicke in seinen Rücken stachen.
Nachdem er eine Reihe von Medikamenten im Hospital hatte zusammenstellen lassen, beauftragte er einen Knappen, den Lederbeutel in das Haus des Fischers zu bringen, was der etwa fünfzehnjährige Junge mit einer gehorsamen Verbeugung bestätigte.
Danach ging Gero zur Besprechung der Tagesbefehle zurück ins Refektorium, wo man bereits Tische und Bänke gesäubert hatte. Viel lag im Moment nicht an. Nach den missglückten Überfällen der vergangenen Tage musste zunächst einmal sondiert werden, wie man solche Niederlagen in Zukunft verhinderte.
De Chinsi hatte sich wie üblich zuvor in seiner Kammer mit seinen vier Kommandeuren besprochen, von denen Hugo d’Empures die gewonnenen Erkenntnisse an Gero und seine Kameraden weitergab.
Zunächst sollte es keine weiteren Einsätze an Land geben, bis geklärt war, wie es zur Niederlage gegen die Mameluken hatte kommen können.
„Bruder Gero, Bruder Struan, Bruder Brian, Bruder Arnaud, Bruder Nicolas und Bruder Roderic de Turiac.“ Hugo hatte die Namen einer Liste entnommen, was nichts Gutes verhieß, denn er hatte sie aus irgendeinem Grund, aber bestimmt nicht ohne Hintergedanken für etwas ausgesucht. Seine ungewohnt neutrale Miene ließ darauf schließen, dass er etwas im Schilde führte. Allem Widerwillen zum Trotz war Gero gezwungen, zusammen mit den genannten Kameraden vorzutreten und damit Bereitschaft zum unbedingten Gehorsam zu signalisieren.
„Ab sofort werdet ihr die Sergeanten im westlichen Wachturm ablösen und die Küste nach Ägypten hin beobachten. Falls sich dort irgendetwas Verdächtiges tun sollte, ist unverzüglich Meldung zu machen. Nach den vorangegangenen Ereignissen hat sich unser Ordensmarschall dazu entschlossen, die Wachen an den Küstenabschnitten zu verdoppeln und einen Ring aus Ordensrittern und Katapultschützen zu schaffen, der die Verteidigung der Gestade Tag und Nacht garantiert.“
„Dieser dämonische Nebel“, klagte Bruder Roderic, als sie zu sechst über die Insel marschierten, deren bedrückende Stille das Klirren der Waffen und Kettenhemden nur noch deutlicher hervorhob, „ist bestimmt der Grund für die neuerliche Verteidigungsstrategie.“ Tatsächlich konnte man kaum die Hand vor Augen sehen, als sie am Vormittag voll aufgerüstet mit Schwertern und Armbrüsten zu Fuß über die
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