Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
heißt, du kennst ihn schon länger?“ Arnaud blickte interessiert auf.
„Ja, allerdings ist es schon eine ganze Weile her, dass er mir sein krankes Herz ausgeschüttet hat. Aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er das alles nur für sich und bestimmt nicht für den Orden getan hat.“
„Wir sollten uns alle erst mal beruhigen“, empfahl Anouar, die als älteste Frau der Familie vorstand. Mit einem Nicken gab sie einem der Männer zu verstehen, er möge den unfreiwilligen Gästen einen Becher Wein anbieten. Der Mann nahm zwei Becher und füllte sie randvoll, dann ermunterte er Gero, als Erster zu trinken.
„Das kann ich nicht annehmen“, lehnte Gero dankend ab, obwohl er dringend einen guten Tropfen hätte vertragen können. Unablässig beschäftigte ihn der Gedanke, dass er es nicht gewagt hatte, de Chinsi die Wahrheit zu sagen. Dadurch hatte er die gesamte Insel ins Verderben gestürzt.
„Durch Eure Enthaltsamkeit wird es auch nicht besser“, ermunterte ihn Anouar, von dem Wein zu trinken. „Ihr und Eure Kameraden seid unsere einzige Hoffnung, wenn es einem dieser dreckigen Mameluken gelingen sollte, in diese Höhle einzudringen, allein deshalb solltet ihr möglichst bei Kräften bleiben.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt noch etwas ausrichten können“, sagte Gero und nippte anstandshalber an dem dargebotenen Becher, bevor er ihn an Roderic weiterreichte. „Dort oben lauern mehr als zweitausend Mann. Realistisch betrachtet, haben wir kaum eine Chance, ihnen zu entkommen.“
„Aber wir brauchen Männer wie Euch, die sich trauen nachzusehen, ob die Mameluken noch da sind“, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
Gero stieß einen fatalistischen Seufzer aus. „Gerne, wenn wir euch damit einen Gefallen tun können, aber ändern wird es trotzdem nichts.“
Kapitel VIII
D rei Tage warteten sie ab, bis sich Gero, Struan und Arnaud das erste Mal unter Osmans Führung ans Tageslicht wagten. Die anderen beiden Kameraden waren zurückgeblieben, um Frauen und Kinder zu schützen. Die Sonne stand schon tief, als der Fischer unter den wachsamen Augen seiner Begleiter den Stein zur Seite schob, der die unterirdischen Gewölbe mit dem Kellerloch eines jener Häuser verband, das Hafen und Festung gleichermaßen am nächsten lag. Hier waren die Gebäude besonders verschachtelt und die Gassen so eng, dass ein breitschultriger Mann Mühe hatte, hindurchzugelangen. Im Innern des Hauses angekommen, führte Osman die drei Templer zwei Stockwerke hoch über Leitern bis auf das flache Dach, das ihnen als vorübergehende Aussichtsplattform dienen sollte. Von irgendwoher war ein schlagendes Geräusch zu vernehmen, das dem Takt eines Herzschlages gleichkam. Auf allen vieren krochen sie zu einer halbhohen Mauer, die rund um das sogenannte Sommerlager sowohl als Schutz als auch als Abgrenzung zum nächsten Haus diente, und gingen dahinter in Deckung. „Sie dürfen uns auf keinen Fall bemerken“, mahnte Gero und schob achtsam die flatternde Wäsche beiseite, derer sich seit Tagen niemand mehr erbarmt hatte.
Er wagte einen behutsamen Blick über die geschwungenen Zinnen hinaus und stellte zunächst fest, dass man von dort aus eine relativ gute Aussicht über den Hafen hatte. Die Galeeren der Mameluken waren inzwischen vollständig angelandet. Die gesamte Insel schien von Feinden besetzt zu sein, obwohl sich Gott sei Dank niemand von ihnen in den engen Gassen des Dorfes aufhielt. Deren Wachen jedoch patrouillierten in ihren bunten Kleidern selbstbewusst an der Hafenmole, was bedeutete, dass sie sich vor den Bogenschützen der Templer in Sicherheit wähnten. Nun erst richtete Gero seinen Blick auf den Innenhof der Templerfestung.
„Gott, steh uns bei!“, keuchte er, als er sah, dass die gesamte Festung nicht nur von bewaffneten Mameluken überflutet war, sondern auch vom Blut der syrischen Bogenschützen, die man an Händen und Füßen gefesselt hatte. Einen nach dem anderen führte man im Entenschritt zu einem mächtigen Holzblock hin, der den Brüdern normalerweise als Schlachtblock diente.
Dort angekommen wurden sie vor den Augen Bartholomäus des Chinsis, den die Heiden aufrecht stehend an einen Pfahl gefesselt hatten, einer nach dem anderen in die Knie gezwungen, und ein bullig wirkender Henker schlug ihnen im Takt eines Herzschlages mit einer gewaltigen Streitaxt den Kopf ab. Neben dem Block hatte sich inzwischen ein stattlicher Haufen aus Köpfen und Leibern angesammelt. Struan und Arnaud,
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