Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
nicht, dass die Mameluken diese Insel je wieder verlassen.“
„Aber was ist mit dem Orden?“ Warda sah Gero fragend an. „Wie wäre es, wenn nur ein paar Männer versuchen würden, nach Zypern zu gelangen und dort die Templer zu alarmieren, damit sie uns Galeeren zur Rettung schicken?“
„Und wer sollte für uns kämpfen?“, fragte Gero mit hochgezogener Braue. „Dort oben schlachten sie gerade fast sämtliche Turkopolen ab, die uns in Zypern zur Verfügung gestanden haben. Dazu kommen hundertzwanzig Ritterbrüder und sechzig Sergeanten. Falls die Heiden sie am Leben lassen, was an ein Wunder grenzt, werden sie im Kerker von Kairo landen. Wie du inzwischen weißt, tauscht der Orden seine Streiter Christi nicht aus und zahlt für sie auch kein Lösegeld. Ganz zu schweigen davon, ob der Orden überhaupt ein Interesse daran hat, eine von Gott verlassene Insel zurückzuerobern.
„Bis der Orden Nachschub aus Armenien oder dem Okzident angefordert hat, um hier irgendetwas zu bewirken, sind wir alle tot“, fügte Struan nachdenklich hinzu. „Ich denke, Osmans Vorschlag ist der einzig richtige. Wir sollten versuchen, die Insel zu verlassen, sobald der Abtransport der Gefangenen durch die Mameluken beendet ist.“
„Und wie lange, denkst du, wird das dauern?“ Brian of Locton sah ihn zweifelnd an.
„Drei bis vier Tage, länger nicht“, mutmaßte Gero. „Hoffe ich jedenfalls. Es sei denn, das Morden wird noch länger andauern.“
Es vergingen noch fünf Nächte, bis Gero und Struan, die zusammen mit Osman regelmäßig als Späher fungierten, den Befehl zum Aufbruch geben konnten. Tags zuvor war auch der letzte gefangene Templer auf eine Galeere verfrachtet und Richtung Kairo abtransportiert worden. Bartholomäus de Chinsi war tot, ebenso wie auch die anderen Kommandeure des Ordens, wenn man von Hugo d’Empures einmal absah. Unter den Leichen waren auch Rob Le Blanc Henri d’Arches und Angelo Alberti. Man hatte ihre sterblichen Überreste an den Zinnen der Festung aufgehängt und den Vögeln zum Fraß überlassen. Offenbar hatten die Emire kein Interesse an hochrangigen Austauschpartnern. Was bewies, wie sicher sie sich in ihrer Rolle als alte und neue Herrscher des Morgenlandes fühlten.
Hugo d’Empures befand sich augenscheinlich noch auf der Festung, zusammen mit einem Befehlshaber der Mameluken. Dessen prunkvoll geschmückte Galeere lag abfahrbereit im Hafen. Es war anzunehmen, dass Hugo sich mit den Mameluken davonmachen würde, sobald sie alles an Waffen und Gerät aus der Festung geschleppt hatten.
Am Abend vor ihrer geplanten Flucht setzte sich Gero zu Warda. Vor den anderen sprach er sie immer mit Maria an und gab sich größte Mühe, ihr nicht zu nahe zu kommen. Obwohl Warda zu spüren glaubte, dass ihn seine Tapferkeit eine unbändige Kraft kostete, bewunderte sie seine aufrechte Haltung, mit der er den anderen Mut machte. Wenn sie allein gewesen wären, hätte sie ihn schon längst in ihre Arme genommen und ihm Trost gespendet.
Dass er ihrem Blick auswich, wenn sie ihn anschaute, war jedoch ein weiterer Beweis dafür, wie sehr er sich zusammennehmen musste, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
„Die toten Turkopolen haben sie nackt ins Meer geworfen“, berichtete er beinahe gleichmütig von ihrem letzten Streifzug. „Damit sich die Haie an ihrem Fleisch gütlich tun können. Eine besondere Form der Schmach, wie ich finde“, entfuhr es ihm bitter, „bleibt den Männern doch auf diese Weise eine unversehrte Wiederauferstehung verwehrt.“
Warda legte von allen unbemerkt die Hand auf seine und drückte sie sanft.
„Es kommt doch nicht auf den Leib an“, wisperte sie und schluckte ihre Tränen hinunter. „Hauptsache, ihre Seelen können unversehrt ins Paradies einkehren.“
Nun blickte er doch auf, während unter den übrigen Lagerbewohnern eine heftige Diskussion über das ungeheuerliche Vorgehen der Mameluken entbrannte.
„Ich verspüre nicht nur eine unbändige Wut auf unsere heidnischen Feinde“, offenbarte er Warda. „Hinzu kommt abgrundtiefe Trauer. Nicht nur wegen der Kameraden, vielmehr auch darüber, dass ich nicht auf dich gehört und es versäumt habe, Bartholomäus de Chinsi rechtzeitig vor Hugo d’Empures zu warnen. Ich hatte die Chance dazu, doch mir fehlte der Mut, sie zu nutzen.“
„Was hättest du denn noch ausrichten können?“, fragte Warda bedächtig. „Außerdem wolltest du mich und Osmans Familie damit schützen, vergiss das nicht. Wenn de Chinsi
Weitere Kostenlose Bücher