Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
die es nicht in ihren Verstecken gehalten hatte, tauchten plötzlich neben Gero auf, und als der nächste Kopf rollte, hörte Gero neben sich ein Würgen, das von Arnaud stammte, der sich geistesgegenwärtig die Hand vor dem Mund hielt, weil er ihm sonst wahrscheinlich vor die Füße gespuckt hätte.
Die schwarzen Augen des Schotten hingegen verrieten noch nicht einmal, was er dachte. Sie waren stur auf das vor ihnen stattfindende Massaker gerichtet.
„Hast du gesehen?“, flüsterte er tonlos. „Sie haben de Chinsi anscheinend gefoltert. Er blutet aus Mund und Nase, und so, wie es aussieht, haben sie ihm die Arme gebrochen.“
„Heilige Maria und Josef“, ächzte Gero, kaum fähig zu sprechen. „Dass er das alles mit ansehen muss, ist an Erbarmungslosigkeit nicht zu überbieten!“ Schon wieder rollte ein Kopf. Die übrigen Templerbrüder, darunter auch Rob le Blanc, den Hugo immer als seinen Freund bezeichnet hatte, und sämtliche Bediensteten saßen derweil gefesselt auf dem Hof. Während ihnen nichts anderes übrigblieb, als die grausamen Machenschaften ihrer Feinde zu verfolgen, wirkten ihre bärtigen Gesichter wie versteinert. Nur die Mägde und ein paar der Frauen aus dem Dorf, die es noch in die Festung geschafft hatten, weinten offenbar, aber die meisten vermittelten den Eindruck, als ob sie längst den Verstand verloren hätten. Bis auf einen.
Hugo d’Empures, der unverletzt und in völliger Freiheit mit einem Anführer der Mameluken verhandelte, und das mit einer mitleidlosen Miene, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, neunhundert Menschen ans Messer zu liefern. Als ob er spürte, dass er beobachtet wurde, lenkte er seinen Blick über die Dächer des Dorfes.
„Runter!“, zischte Gero und fand sich zeitgleich mit Struan und Arnaud am Boden liegend wieder. Osman hatte erst gar nicht gewagt, über die Zinnen hinwegzuschauen.
„Dieser elende Hurensohn hat sie tatsächlich alle verkauft“, flüsterte Arnaud entgeistert. „Und die Syrer werden als Verräter hingerichtet, weil sie sich in den Dienst des Ordens haben einstellen lassen. Heilige Muttergottes, wo bist du mit deiner Güte?“, entfuhr es ihm voller Verzweiflung.
„Was werden sie mit den Gefangenen machen?“, fragte Gero mehr sich selbst.
„Kairo“, antwortete Arnaud leise. „Sie werden sie nach Kairo bringen und dort auf dem Sklavenmarkt verkaufen. Und unsere Brüder werden sie in den dortigen Kerkern verrotten lassen, es sei denn, sie schwören dem Christengott ab und lassen sich zu Allah bekehren.“
„Wir müssen ihnen helfen“, murmelte Gero und machte Anstalten, noch mal über die Mauer zu blicken.
Es war Struan, der ihn zurückhielt. „Du kannst nichts für sie tun“, sagte er beschwörend. „Gott hat über ihr Schicksal entschieden, und unseres wird nicht anders aussehen, wenn wir dort rausgehen und versuchen, gegen die Heiden zu kämpfen.“
Gero sah ihn lange an. Struan war kein Kerl, der zu Feigheit neigte, im Gegenteil. Und je länger sie sich in die Augen schauten, umso mehr wusste Gero, dass er die Lage vollkommen richtig einschätzte. Es gab nichts, was in ihrer Macht lag, um die Lage der Brüder zu verbessern.
Eine Einschätzung, die Gero beinahe mehr schmerzte als der Anblick de Chinsis und der hingerichteten Turkopolen.
„Nicht Gott hat über ihr Schicksal entschieden, sondern dieser Teufel von Hugo d’Empures“, mahnte Arnaud leise. „ Und wenn mich nicht alles täuscht, hat er nicht vergessen, dass wir uns noch – ob tot oder lebendig –auf dieser Insel befinden. Wenn wir ganz großes Pech haben, wird er nach uns suchen lassen. Das Einzige, was wir tun können“, fuhr er aufgeregt fort, „ist, mit den Inselbewohnern so lange im Untergrund auszuharren, bis die Mameluken abgezogen sind. Und dann können wir versuchen, mit einem Boot zu entkommen. Irgendwann müssen sie die Festung ja räumen.“
Gero warf Osman einen fragenden Blick zu. „Dürfen wir uns so lange bei euch verstecken?“
„Wenn du mir versprichst, dass du uns mit nach Zypern nimmst, wenn die Flucht gelingt, sehe ich keinen Grund, euch meine Hilfe zu verweigern.“
„Auch wenn du ein verdammter Optimist bist“, bekannte Gero zustimmend, „werden wir euch selbstverständlich mit nach Zypern nehmen, wenn Gott uns gnädig ist.“
Plötzlich brach in den umliegenden Gassen ein Tumult aus. Von irgendwoher war das Getrappel der Wachmannschaften zu hören.
„Wir müssen hier weg“, zischte Osman. „Wenn
Weitere Kostenlose Bücher