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Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Titel: Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Bach, wo er ihn der Länge nach auf den vereisten Boden legte und als Nächstes den brennenden Stecken in den Schnee rammte, damit er etwas sehen konnte. Entschlossen zerschlug er mit seinem Plattenhandschuh die Eisdecke und tauchte das Gesicht des halb ohnmächtigen Bruders mit wilder Entschlossenheit ins gurgelnde Eiswasser.
    Nach einer kurzen Weile ließ er ihn Luft holen und zog das hart gewordene Pech, das sich seiner Fließrichtung entsprechend in Johans Wangen, Lippen und Ohren gebrannt hatte, mit Hilfe seines Schnitzmessers und der bloßen Finger aus dem versengten Fleisch heraus. Danach spülte er die übel anzusehenden, blutenden Wunden wieder und wieder mit kaltem, klarem Wasser. Gero wiederholte die Prozedur so lange, bis er das letzte Tröpfchen Pech aus Johans zerstörtem Antlitz entfernt hatte. Der junge Bruder aus Flandern war inzwischen in eine gnädige Ohnmacht gefallen. Nun erst schaute Gero zur Burg, wobei er mit einer gewissen Beruhigung im Herzen feststellen durfte, dass seine verbliebenen Kameraden die überlebenden Räuber und deren Weiber bereits in Fesseln gelegt hatten.

Kapitel VII

    D rei Tage später marschierte Gero gleich nach der Frühmesse quer über den Hof der Komturei, weil er Johan im Hospital besuchen wollte. Der weißgekalkte Raum war nicht groß und beherbergte auch nur zehn Betten, aber für Johan war es gut, dass er nicht nach Troyes oder gar nach Paris verlegt werden musste, wo die Templer noch größere Hospitäler besaßen, in denen auch die arme Landbevölkerung behandelt werden konnte. Noch bevor die anderen mit ihren Gefangenen aus dem Wald von Clairvaux zurückgekehrt waren, war Gero mit Johan im Eiltempo zur Komturei geritten, um seinem Komtur Meldung zu machen, damit dieser gleich den heilkundigen Eremiten rufen ließ, der sich in der Behandlung schwerer Verwundungen besser auskannte als jeder Medikus.
    »Es heißt, der Mann sei ein ehemaliger Templerveteran, der ebenfalls aus Akko entkommen konnte«, wusste Arnaud später im Dormitorium hinter vorgehaltener Hand über den Eremiten zu berichten. »Sie sagen, er besäße magische Kräfte«, fügte er mit einer hochgezogenen Braue hinzu. Tatsache war lediglich, dass der weißbärtige, gebückte Kauz Geros Idee, Johans Kopf in eiskaltes Wasser zu tauchen, als das einzig Richtige befand.
    »Nicht dumm, nicht dumm«, lobte er Gero krächzend, als er an Johans Bett herantrat und im Beisein seiner Kameraden den Verband abnahm. »Ihr habt ihn damit vor bösartigen Vereiterungen bewahrt, die ihn leicht das Leben kosten könnten.«
    Johan war immer noch nicht richtig bei sich, weil der Eremit ihm schmerzstillenden Mohnsaft verabreicht hatte, aber er stöhnte leise, als der alte Templer ein wenig unsanft an den verklebten Leinenstreifen zerren musste, um sie von dem wunden Fleisch zu lösen. Danach strich der Alte mit einem sauberen Pinsel eine grünliche Paste auf die offenen Wunden, die ähnlich scheußlich roch wie der Schimmeltrank, den man Gero auf Zypern verabreicht hatte. Der Eremit drückte Johan, um die vorübergehend stärkeren Schmerzen zu lindern, den gleichen Schwamm auf die Nase, den Lissy bei der missglückten Geburt des Kindes erhalten hatte, was in Gero sogleich bittere Erinnerungen hervorrief. Dann legte der Alte einen neuen Verband an, der zuvor in kochendem Wasser gewaschen und über einem offenen Feuer getrocknet worden war. Dies war auch eine der merkwürdigen Begebenheiten, mit denen man Gero und seine Kameraden nach ihrer Aufnahme in den Orden konfrontiert hatte, als man sie oberflächlich in die Heilung von Krankheiten und Wunden eingeweiht hatte. Wozu auch gehörte, dass sie sich stets gründlich die Hände waschen sollten, bevor und nachdem sie eine Wunde berührten. Und nicht zu vergessen, die Einweihung in einen streng geheimen Trunk aus Opium und verschiedenen Pflanzenextrakten, der einen binnen weniger Augenblicke ins Jenseits schicken konnte. Die dazu passenden Phiolen wurden mit einem schwarzen Kreuz am Boden gekennzeichnet und waren Bestandteil einer speziellen Verbandtasche, die sich gewöhnlich im Gepäck des Kommandeur-Leutnants befand. Man benutzte die Flüssigkeit, um einem tödlich getroffenen Bruder ein tagelanges Siechtum zu ersparen, wenn keine Heilung mehr zu erwarten war, oder damit er, falls man ihn im Kampf gegen die Heiden schwer verletzt zurücklassen musste, nicht lebendig in die Hände seiner Feinde fiel. Sämtliche zum Ordensritter geweihten Templer wussten davon, reden

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