Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
darauf.«
Kapitel VIII
M atthäus lebte sich rasch ein, und Johan kam langsam wieder zu Kräften. Gero konnte förmlich dabei zuschauen, wie seine Wunden verschorften und schließlich von einer dünnen, rot schimmernden Hautschicht überwuchert wurden, was, wenn der Eremit recht behielt, eine unkomplizierte Heilung versprach. Bereits im Sommer des Jahres 1306 konnte Johan wieder an den Kampfübungen teilnehmen und seine Kameraden auf den Geleitzügen zum Schutz von Geldtransporten und hohen Würdenträgern quer durch Franzien begleiten. Wenn man von gelegentlichen Scharmützeln mit Räuberbanden und glücklosen Attentätern einmal absah, eigentlich ein friedfertiges, ja wenn nicht langweiliges Dasein, wie Gero befand.
Doch schon im Frühjahr 1307 kündigte sich weiteres Ungemach in den ehrwürdigen Mauern der Templerkomturei von Bar-sur-Aube an, auch wenn es sich auf den ersten Blick nicht als solches zu erkennen gab.
»Verdammt, der Kerl gefällt mir nicht«, raunte Johan van Elk, der inzwischen wieder vollkommen genesen war, seinen nächsten Kameraden zu.
Anfang April hatte Henri d’Our alle anwesenden Ritterbrüder gleich nach der Nachmittagsandacht ins Refektorium berufen, um ihnen einen neuen englischen Kameraden vorzustellen. Guy de Gislingham machte von Beginn an einen hochnäsigen Eindruck, was auch Gero gerne bestätigen wollte. Nicht dass er ein besonders hochherrschaftliches Äußeres besaß. Man hätte ihn leicht als nichtssagenden Tollpatsch bezeichnen können. Er war weder groß noch klein, weder dick noch dünn. Sein Gesicht war bleich, und Haar und Augenfarbe glichen dem Fell eines dahergelaufenen Straßenköters. Aber in seinem Blick erkannte Gero ein unheimliches Funkeln, das leicht irrsinnig wirkte und nichts Gutes verhieß. Warum ein so hervorragender Menschenkenner wie Henri d’Our seiner Aufnahme zugestimmt hatte, war Gero unverständlich.
»Unser geschätzter Bruder entstammt dem englischen Hochadel«, referierte d’Our ungerührt und enthüllte mit einem Satz die Hintergründe dieser nicht nachvollziehbaren Entscheidung. »Er wurde zu uns entsandt, um von seinen Brüdern in Franzien zu lernen, weil er kraft seiner Geburt für ein höheres Amt in der Templerkommandantur in London bestimmt ist. Doch zunächst soll er sich im Stammland der Templer in diversen Komtureien des Ordens unter den gewöhnlichen Brüdern bewähren.«
»Hat man das schon mal gehört?«, frotzelte Arnaud leise. »Wer hat uns denn gefragt, ob wir uns erst noch bewähren müssen, als man uns auf diese beschissene Insel geschickt hat?«
»Du gehörst eben zu den gewöhnlichen Brüdern«, gab Roderic ihm leise zu verstehen.
»Wenn ich das schon höre, kommt es mir gleich hoch«, flüsterte Arnaud und verzog die Nase, als ob er soeben in Hundekot getreten wäre. »Wenn du mich fragst, ist der Kerl ein arrogantes Arschloch und nichts weiter. Von wegen ›im Orden sind wir alle gleich‹. Da sieht man’s mal wieder.«
»Bruder Arnaud! Habt Ihr uns etwas mitzuteilen?«, fragte der Komtur streng über die Menge hinweg.
»Nein, Beau Seigneur«, gab Arnaud prompt zurück und schaute Henri d’Our, der die kurze Vorstellung des Bruders mit gekräuselter Stirn unterbrochen hatte, ungerührt in die Augen.
»Dann erinnert Euch rasch an Euer Schweigegebot, Bruder Arnaud, sonst bleibt mir nichts anderes übrig, als Euch eine gerechte Strafe für Eure Missachtung aufzuerlegen.«
»De par Dieu, Beau Seigneur«, entschuldigte sich Arnaud mit reuevoller Stimme und senkte sein Haupt. Es konnte jedoch nicht die Rede davon sein, dass er rot angelaufen war oder irgendeine Verlegenheit zeigte. Im Gegenteil, in seinen Augen lauerte noch immer der Widerstand, wie Gero unschwer erkennen konnte.
Nach d’Ours Vortrag und einem gemeinsamen Gebet für den neuen Bruder gingen die knapp dreißig Männer, bestehend aus weiß gewandeten Tempelrittern und schwarz gekleideten Sergeanten, wieder hinaus auf den Hof, um sich ihren verschiedenen Aufgaben zu widmen. Niemand kümmerte sich um Guy de Gislingham, den d’Our noch einmal ins Haupthaus gebeten hatte, um ein paar Verwaltungsangelegenheiten zu klären.
Gero, Struan, Johan, Roderic und Arnaud versammelten sich noch für einen Moment vor der Kapelle, weil offenbar ein jeder von ihnen wegen des neuen Bruders weiteren Gesprächsbedarf sah. Arnaud wollte sich gerade von neuem über Gislinghams unverschämtes Auftreten ereifern, als ein schwerbeladener Wagen durch das Eingangstor rollte und
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