Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
ihr, so real und präsent, wie sie ihn von den viel zu seltenen Begegnungen kannte, und genau so, wie er in ihren unzähligen Träumen gegenwärtig war. Ein Soldat Christi – in seinem stolzen Mantel mit dem roten Kreuz auf Schulter und Brust, in Kettenhemd und Wappenrock; bewaffnet bis an die Zähne und somit der Inbegriff eines mutigen Kriegers, der weder Tod noch Teufel fürchtet.
»Ich hatte schon geglaubt, Ihr hättet es Euch anders überlegt«, sagte sie, und dabei flatterte ihr Herz wie die Flügel eines flüchtenden Vögleins. Ihre Hände waren trotz der drückenden Hitze so kalt wie Eiswasser im Winter.
Struan räusperte sich hastig, um überhaupt ein Wort herausbringen zu können. »Ich war nahe dran, Euer ungewöhnliches Angebot auszuschlagen, aber ich muss zugeben, dass mich die Neugier gepackt hat, und nachdem Ihr einen so hohen Einsatz gezeigt habt, wäre es nicht höflich gewesen, Euch vergebens warten zu lassen.«
Er versuchte zu lächeln, aber in seinem Inneren war die Anspannung so groß, dass er Mühe hatte, nicht zu stottern. Ihr Anblick stürzte ihn in einen Strudel der Unentschlossenheit. Sie verkörperte alles, was er sich von einer Frau wünschen würde – wenn es ihm erlaubt wäre, eine zu erwählen.
Möglichst unauffällig musterte er jeden Zoll ihrer Erscheinung. Vom Scheitel ihres Haares bis hin zu den zierlichen, hellen Lederstiefeln sah sie aus wie ein Engel.
Unter seinem Blick schien sie sich merkwürdigerweise zu entspannen. Was er daran zu erkennen glaubte, dass sie ihre Abwehrhaltung aufgab und sich mit den Armen rücklings abstützte. Was seinen Blick, ob von ihr gewollt oder nicht, auf ihre ansehnlichen Brüste lenkte, die sich ihm nun kaum verhüllt entgegenstreckten. Er kannte dieses Kleid. Himmelblauer Wollstoff, aufreizend geschnürt und mit einem Ausschnitt, der ihm nur eine Möglichkeit ließ – den üppigen Inhalt anzustarren. Es war ihm, als wollten ihn die verlockenden Rundungen geradezu anspringen. Die Haut, die unter dem Stoff hervorblitzte, war zart wie geschlagener Rahm, und die beiden Muttermale auf dem rechten Busen fesselten unvermittelt seine gesamte Aufmerksamkeit. Unwillkürlich trat er zurück, als wollte er sich vor einem Angriff schützen.
Himmel, dachte er, warum tust du dir das an? Das ist die reinste Form der Selbstgeißelung. Du kannst sie niemals haben und doch … sie nur ansehen zu dürfen ist auch schon eine Gnade Gottes. Aber wenn du auch nur ein Quäntchen mehr erwartest, bist du des Teufels.
Als er sah, dass sie seinem Blick folgte, schluckte er und zwang sich, in ihr Gesicht zu schauen. Ihre klaren Linien und die schmale Nase gaben ihrem Antlitz etwas Feinsinniges und erinnerten ihn an die steinerne Madonna von Troyes.
Lächelnd zwinkerte sie ihn an und zauberte dabei ein paar unwiderstehliche Grübchen auf ihre Wangen.
»Kommt doch näher und setzt Euch zu mir, oder findet Ihr mich so unausstehlich?«
Jetzt nur nichts Falsches sagen, dachte er bei sich und – vielleicht war es ein kluger Schachzug, wenn er diese Frage mit einer Gegenfrage beantwortete.
»Glaubt Ihr, werte Jungfer, ich wäre hier, wenn ich Euch unausstehlich fände?« Struan triumphierte innerlich, dass es ihm offenbar gelang, eine für ihn ungewohnte Schlagfertigkeit an den Tag zu legen. Dabei hoffte er,
Zeit zu gewinnen, um seine Fassung wiederzuerlangen.
Amelie Bratac schien unbeeindruckt. Mit der flachen Hand klopfte sie neben sich und forderte ihn mit dieser Geste erneut auf, sich zu ihr zu setzen. Hilfesuchend sah er sich um, aber da war niemand, an den er sich hätte wenden können. Diesen Kampf musste er allein bewältigen.
»Ihr müsst Euch leider noch einen Moment gedulden«, entschuldigte er sich. »Ich muss meine Waffen ablegen, sonst wird es zu unbequem. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
Sie schüttelte ihre lange Mähne, die bis zur ihrer Taille reichte, wobei einzelne Strähnen im hereinfallenden Sonnenlicht golden aufblitzten. »Selbstverständlich«, sagte sie und schaute vertrauensvoll zu ihm auf.
»Es ist bewundernswert, was Ihr als Templer alles mit Euch tragen müsst, wenn Ihr die Komturei verlasst.«
Gebannt verfolgte sie jede seiner Bewegungen und beobachtete interessiert, wie er den schweren Ledergürtel von der Hüfte abschnallte, an dem sein Schwert in einer mit Leder bezogenen, hölzernen Scheide befestigt war. Sorgfältig legte er ihr die riesige Waffe zu Füßen.
Wie viele Feinde mag er damit ins Jenseits befördert haben?, dachte
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