Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
sie erschauernd und betrachtete beeindruckt das breite T-Heft. Dort hatte man auf der einen Seite das Kreuz der Templer und auf der anderen Seite zwei Schlangen eingraviert, die sich gegenseitig verspeisten.
Noch am Boden hockend, löste er einen zweiten, schmaleren Gürtel von seiner Taille, an dem sich drei verschieden große Messer in nietenverzierten Lederscheiden befanden, die er nach Größe geordnet zum Schwert legte. Nachdem er sich erhoben hatte, ging er einen Schritt auf sie zu und ließ sich neben ihr nieder, so vorsichtig, als würde er sich auf ein Nagelbrett setzen. Sie spürte seine Unsicherheit und war erleichtert, dass es ihm offensichtlich ebenso erging wie ihr.
Mit einem verhaltenen Grinsen schaute er sie von der Seite an. »Und? Wie soll es jetzt weitergehen? Eurer Mitteilung zufolge habt Ihr doch sicher einen Plan oder wenigstens ein Anliegen an mich.«
Er wartete auf eine Antwort. Amelie konnte dem fragenden Blick seiner schwarzen Augen nicht standhalten und schaute verlegen in eine andere Richtung.
Jetzt nur nicht den Mut verlieren, dachte sie. Eben noch außer sich vor Freude, kämpfte ihr Innerstes nun darum, diese einmalige Chance in etwas Bleibendes zu verwandeln.
Einen Tag zuvor hatte sie sich ihrer besten Freundin Justine anvertraut und ihr die Absicht gebeichtet, sich mit einem Bruder des Tempels treffen zu wollen.
Die sich anschließende Debatte ging ihr nicht aus dem Kopf.
»Was?«, hatte Justine voller Entsetzen gerufen, als sie hörte, dass sie sich ausgerechnet in den hünenhaften Schotten verguckt hatte. »Das ist nicht dein Ernst, Amelie. Er ist ein Ordensritter! Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was du da tust?«
»Ich habe mich verliebt, Justine! Ich muss versuchen, ihn wenigstens einmal unter vier Augen zu treffen.«
Aus ihrer Antwort war mühelos die Verzweiflung herauszuhören, die sie empfand. »Es ist vielleicht die letzte Möglichkeit in meinem Leben, mit einem Mann zusammen zu sein, den ich wirklich liebe.«
»Amelie, was soll das bedeuten?« Justine zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Du kennst ihn ja noch nicht einmal und sprichst schon von Liebe. Hinzu kommt, dass er ein lebenslanges Keuschheitsgelübde abgelegt hat. Wieso ausgerechnet er? Es gibt so viele andere, die du haben kannst!«
»Bei Gott, ich sagte es doch: Weil ich mich in ihn verliebt habe! In dem Moment, als ich ihn zum ersten Mal sah«, antwortete Amelie leidenschaftlich, »und weil mein Vater mir vor knapp drei Wochen unterbreitete, dass er mich noch in diesem Jahr mit einem verwitweten Winzer aus Troyes verheiraten wird. Seiner Ausführung nach ist mein auserwählter Ehemann schon älter und hager, aber vermögend und fleißig. Er meinte, dann sei ich endlich versorgt. Der Kerl hat bereits zwei Kinder, ist also zeugungsfähig, und mein Vater wünscht sich nichts sehnlicher als Enkel, die sein Geschäft übernehmen, wenn er eines Tages zu alt dafür ist.« Amelie hob trotzig ihr Kinn, um gleichgültig zu wirken, aber ihre Freundin bemerkte dennoch, wie sehr sie sich bemühte, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
»Das kann dein Vater nicht ernst meinen.« Justine schien ebenso fassungslos wie sie. »Ich dachte, er liebt dich abgöttisch! Zumal du seine einzige Tochter bist!«
»Das behauptet er zumindest, aber er lässt nicht mit sich reden. Seit Adrian mir den Hof gemacht hat, ist er wie verwandelt. Jeder Kerl, der sich auch nur nach mir umdreht, ist ihm ein Dorn im Auge. Er ist geradezu besessen von der Angst, dass ich ihm Schande bereiten könne, weil ich mich hinter seinem Rücken auf einen Leibeigenen eingelassen habe, wie er sagt.« Amelie rang sich ein spöttisches Lächeln ab, dabei wäre sie am liebsten in Tränen ausgebrochen.
»Ich kann dich verstehen«, erwiderte Justine voll Mitgefühl. »Aber Adrian war unfrei und damit nicht der Richtige für eine vermögende Kaufmannstochter wie dich. Es war für euch beide das Beste, dass sein Herr ihn nach Paris verkauft hat.«
Amelie trauerte immer noch um den einstmals geliebten Freund, doch schon allein Adrian zuliebe hatte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden.
»Seit ich den Templer in mein Herz geschlossen habe, ist es mir gelungen, über Adrians Verlust hinwegzukommen«, bekannte sie ehrlich. »Und seit ich weiß, dass meine … Vermählung mit der ersten Wahl meines Vaters … so unmittelbar bevorsteht, wollte ich wenigstens noch einmal mit einem Mann zusammen sein, der meine erste Wahl gewesen wäre, selbst wenn er mich
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