Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
ernsthaft gefragt, ob ich Euren Vorstellungen entsprechen kann. Wenn ich ehrlich bin, befürchte ich, dass dem nicht so ist.«
Das werden wir noch sehen, dachte Amelie hartnäckig und schenkte ihm trotz des eisigen Gefühls, das seine Bemerkungen in ihrer Magengrube verursacht hatten, ein bezauberndes Lächeln.
Er war unmerklich von ihr abgerückt, was sie ein Stück weit mutloser werden ließ. Wenn er doch nur nicht so echt, sondern aus Stein gemeißelt wäre, dachte sie voller Sehnsucht, dann hätte sie kein Problem damit, ihm hemmungslos um den Hals zu fallen und ihn von oben bis unten mit Küssen zu bedecken. Aber Steinstatuen hatten den Nachteil, dass sie Küsse nicht erwiderten. Und schließlich war es das, worauf es ihr ankam.
»Macht Euch keine Gedanken um meine Vorstellungen. Ihr bereitet mir eine Freude, indem Ihr mir ein wenig Eurer kostbaren Zeit schenkt. Nicht mehr und nicht weniger.«
Wie sie ihn bei diesem Gesprächsverlauf dazu bringen sollte, das Lager mit ihr zu teilen, war ihr ein Rätsel. Fast verließ sie der Mut.
Schließlich war sie nicht unerfahren. Obwohl ihr Vater stets versucht hatte, sie streng zu behüten, führte seine ständige Abwesenheit aufgrund seiner kaufmännischen Reisen zu Lücken in seinem dicht gesponnenen Überwachungsnetz, die es ihr durchaus ermöglichten, ab und an ein unbeobachtetes Eigenleben zu entwickeln. Dabei war sie kein Kind von Traurigkeit.
Vor drei Jahren, also bereits mit fünfzehn, hatte sie ihre Jungfräulichkeit verloren. Allerdings war ihr erstes Mal leider nicht so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ein älterer Cousin zweiten Grades hatte sie auf einem Familienfest in einem Waschhaus verführt. Zwischen Bergen von schmutzigen Laken, hinter einem großen Holzbottich, war er ihr näher gekommen als unbedingt nötig.
Ihr vergeblicher Versuch, ihn abzuwehren, nachdem er in sie eingedrungen war und ihr lediglich Schmerzen zugefügt hatte, gehörte zu den besonders unschönen Erinnerungen, die ihr von diesem Akt männlichen Unvermögens geblieben waren. Ihr Cousin war so sehr von Sinnen gewesen, dass er ihr abwehrendes Gestrampel für Begeisterung hielt und die Angelegenheit für sich zufriedenstellend zu Ende brachte. Noch Wochen später spürte sie den brennenden Schmerz, den sie zwischen ihren Schenkeln empfunden hatte, nachdem der ungestüme Kerl endlich von ihr abgelassen hatte.
Anschließend hatte sie ihn geohrfeigt und mit wüsten Beschimpfungen davongejagt. Nachdem sie sich mühsam erhoben hatte, bemerkte sie ein dünnes Rinnsal Blut, das ihr an der Innenseite der Schenkel herunterlief. Zutiefst erschrocken, hatte sie sich tagelang geängstigt, eine schlimme Verletzung davongetragen zu haben, die früher oder später zum Tode führen konnte. Zunächst hatte sie mit niemandem über ihr Erlebnis gesprochen und war mit ihrer Furcht, sterben zu müssen, allein zurückgeblieben. Nachdem sie die folgenden Wochen entgegen ihrer ersten Annahme überlebt hatte, vertraute sie sich Agnes an, einer alten Magd, die bei ihnen zu Hause den Haushalt führte und ihr immer schon ein Mutterersatz gewesen war. Schonend hatte ihr die in Liebesdingen nicht unerfahrene Frau erklärt, was an jenem unseligen Nachmittag geschehen war und auch wie es sein würde, wenn sie eines Tages aus Liebe das Lager mit einem Mann teilte.
»Wenn du dir einen Mann erwählst, mein Täubchen«, hatte die Alte ihr mit ernster Stimme geraten, »dann such dir einen, der von außen so hart ist wie Stahl und im Herzen so weich wie Eiderdaunen, aber hüte dich vor dem Gegenteil.«
Dem Rat ihrer Magd folgend, war sie ein Jahr später ein Verhältnis mit dem gutaussehenden Leibeigenen ihres Nachbarn eingegangen, der ihr zuvor heimlich den Hof gemacht hatte. Adrian war genau so, wie Agnes den idealen Mann beschrieben hatte. Groß, muskulös, aber mit einem weichen Herzen. Auf sehr sanfte Weise hatte er ihr die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau nahegebracht. Nach einem halben Jahr war das Techtelmechtel aufgeflogen, weil ihr Vater früher von einer Handelsmesse in Troyes zurückgekehrt war. Er hatte einen unglaublichen Aufstand veranstaltet und den Herrn des armen Adrian der Kuppelei bezichtigt. Woraufhin Adrian halb totgeschlagen und über Nacht an ein Rittergut in der Nähe von Paris verkauft worden war.
»Du verdienst nur den Besten«, hatte ihr Vater ihr mit finsterer Miene erklärt, und dabei dachte er natürlich nicht an den Charakter und das Aussehen des Mannes, sondern
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