Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
hieb er dem Angreifer so heftig auf den Rücken, dass dieser mit einem unfreiwilligen Hechtsprung in voller Länge auf dem Pflaster aufprallte. Der Jüngling rappelte sich ächzend auf, doch bevor er sich vollständig erheben konnte, war der Mameluke schon bei ihm und verpasste ihm einen derart harten Schlag gegen die Rippen, dass er abermals zusammensackte und sich lautstark übergab. Während alle Augen auf den halbverdauten, dampfenden Haferbrei starrten, hob der Mameluke sein Holzschwert zu einem letzten, vernichtenden Schlag, der den Kopf des Opfers treffen sollte. Nicht nur Gero konnte dem Heiden an den Augen ansehen, dass er durchaus gewillt war, sein Opfer zu erschlagen. Auch Raoul de Gisy war nicht entgangen, dass der Kerl außer Kontrolle zu geraten schien.
„Aufhören!“, brüllte er quer über den Hof, und sofort rannten ein paar andere Ritterbrüder herbei und hielten den Mameluken davon ab, einen tödlichen Streich auszuführen. Was durchaus auch mit einem Holzschwert möglich gewesen wäre.
Ein Aufstöhnen ging durch die Menge, als der Mann abgeführt wurde.
„Wieso bringt ihr ihn weg?“, riefen einige. „Wir würden ihn fertigmachen, wenn ihr uns nur lasst!“
De Gisy fühlte sich allem Anschein nach vom Mut der Grünschnäbel herausgefordert. Anders war es nicht zu erklären, dass er den Mann mit einem Wink zurückbringen und erneut mit einem Holzschwert in die Mitte des Hofes stellen ließ, als ob es sich um eine Arena handelte.
„Großmäuler vor!“, rief er lauthals. Und als sich die ersten Freiwilligen meldeten, wurden neue Paare zusammengestellt. Interessanterweise waren die meisten kaum in der Lage, vernünftig ein Schwert zu halten, und dementsprechend waren die Ergebnisse. Der Mameluke schien sich inzwischen einen Spaß daraus zu machen, einen großspurigen Christen nach dem anderen fertigzumachen. Breitbeinig grinsend stand er über seinem letzten Opfer, einem schmalbrüstigen Jüngling aus Reims, und schaute überlegen in die Runde. Die Stimmung drohte inzwischen so sehr zu kippen, dass de Gisy das Leben der Mameluken aufs Spiel setzen würde, wenn er weiterhin zuließ, dass die Vorführung auf Kosten der Christen ging.
„Gibt es denn niemanden, der den Heiden bezwingen kann?“, fragte er provokativ.
„Ich“, tönte es neben Gero, und der glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er sah, dass sich tatsächlich Fabius gemeldet hatte.
„Bist du lebensmüde?“, zischte er. „Ich dachte, du wolltest die Prüfungen bestehen?“ Bisher waren alle, die gegen den Mameluken verloren hatten, sofort im angrenzenden Hospital verschwunden und würden so bald auch nicht mehr dort herauskommen, geschweige denn, dass sie mit einer Aufnahme in den Orden als Anwärter auf den weißen Mantel rechnen durften.
Fabius hob selbstbewusst den Kopf und marschierte in die Mitte des Platzes, wo er sein Schwert abschnallte und es einem der Ritterbrüder übergab, der es auf einer hölzernen Bank ablegte. Im Gegenzug erhielt er ein Holzschwert und einen Schild.
Von der Größe unterschied er sich kaum von dem Heiden, nur dass dieser wesentlich kräftiger war.
Mit grimmiger Vorfreude nahm er Fabius ins Visier und wartete darauf, dass er die gleichen Fehler beging wie seine Vorgänger.
Doch Fabius zog es vor, seinen Gegner nervös zu machen, indem er ihn zunächst mit Worten traktierte. Dabei titulierte er den Mameluken mit allerlei kruden Spitznamen, so dass die Menge schon bald zu lachen begann, was den Heiden sichtlich erboste.
Auch Gero musste grinsen, weil er sich darin bestätigt fühlte, dass Fabius’ Mundwerk mit Abstand seine gefährlichste Waffe war.
Wie sehr der Luxemburger damit einen Menschen zermürben konnte, hatte er schon am eigenen Leib erfahren.
Irgendwann wurde es dem Mameluken zu bunt, und er machte den gleichen Fehler, den zuvor seine Angreifer gemacht hatten. Er stürmte unbedacht vor, und Fabius reagierte mit einer solch unglaublichen Geschwindigkeit, dass selbst Raoul de Gisy einen bewundernden Pfiff ausstieß. Dadurch angefeuert, ließ Fabius sich auf einen kräftezehrenden Kampf ein, bei dem er den Mameluken quer durch den Hof scheuchte, wobei die Zuschauer ausweichen mussten, um nicht selbst getroffen zu werden.
Als sich im fortlaufenden Gefecht eine Lücke auftat und ein paar Brüder zur Seite rückten, achtete niemand mehr auf das abgelegte Schwert von Fabius, das auf der Bank einsam und verlassen auf seine Rückkehr wartete.
Niemand, bis auf den Mameluken.
Im
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