Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
Sklaven im Scheißhaus eines Emirs enden oder so entstellt aus der Schlacht zurückkehren wie diese Brüder hier.“
Gleich danach ging er zur Tauglichkeitsprüfung über.
„Die zu prüfenden Novizen haben ihre mitgebrachten Rüstungen und Waffen anzulegen“, verkündete ein Sergeant mit nasaler Stimme.
„Danach treffen wir uns wieder hier auf dem Hof, um die Prüflinge auf ihr Können hin zu untersuchen. Im Nu machte sich Aufregung breit, und kaum noch einer hielt sich an das verordnete Schweigegebot, als sie ins Dormitorium zurückgeschickt wurden, um ihr Rüstzeug anzulegen.
Gero, der seine Lederhose und das wattierte Wams seit seiner Ankunft kaum abgelegt hatte, schlüpfte, an seinem Bett angekommen, in sein schweres Kettenhemd und gürtete sein Schwert. Danach nahm er seinen Schild, der das Wappen der Breydenbacher trug, und schlenderte lässig in Richtung Ausgang zum Hof. Auf halbem Weg wurde er von einem silberhaarigen, älteren Riesen aufgehalten, der ihn seltsam vertraut am Arm festhielt. Er trug den weißen Habit eines Tempelritters und war sogar noch größer als der Schotte. Dabei war er hager, hatte eine Hakennase und lauter Wirbel in seinem kurzgeschorenen Haar, was ihm ein unordentliches Aussehen verlieh. Gero erinnerte sich dunkel, dass der Mann ein Freund seines Vaters sein musste und dass er ihm vor Jahren auf einer Reise in die Champagne vorgestellt worden war. Bereits damals bekleidete er eine angesehene Position bei den Templern und hatte seinem Vater versichert, dass man Gero in den Orden aufnehmen würde, sobald er die Schwertleite erhalten hatte.
„Täusche ich mich, oder ist das tatsächlich das Wappen derer von Breydenbach?“, fragte der ältere Mann mit einem freundlichen Grinsen.
„Ja, das ist das Wappen meiner Familie“, antwortete Gero höflich.
„Wir haben uns doch schon mal gesehen! Ihr seid Gerard, der jüngste Sohn des Richard von Breydenbach. Habe ich recht?“
Gero nickte, gleichzeitig freute er sich darüber, dass der Mann ihn nicht einfach duzte wie de Gisy, sondern ihm einen gewissen Respekt entgegenbrachte. Es war ihm allerdings peinlich, dass er im Gegenzug den Rang und den Namen des Mannes vergessen hatte.
„Ich kenne Euren Vater recht gut. Wir waren zusammen in Akko. Und wir beide haben uns, wenn ich mich recht erinnere, das letzte Mal vor sechs Jahren gesehen, als Ihr mit Eurem Vater in der Champagne wart.“
„Ja … ja, doch … jetzt erinnere ich mich“, stotterte Gero, nicht wissend, ob der Ordensritter von ihm irgendwelche Neuigkeiten über seinen Vater erwartete.
Der Templer streckte ihm die Hand entgegen. „Henri d’Our, Komtur der Komturei von Bar-sur-Aube. Euer Vater hat mir vor einer ganzen Weile eine Depesche zukommen lassen, in der er mir ankündigte, dass Ihr schon bald zur Aufnahme in den Orden erscheinen würdet. Somit hatte ich Euch eigentlich schon früher erwartet.“
„Ja, es gab da ein paar Verzögerungen“, erwiderte Gero leicht verlegen, wobei er sich nicht nur über seinen Vater ärgerte, weil dieser ihm gar nichts von der Depesche erzählt hatte. Gleichzeitig war er sich mit einem Mal darüber im Klaren, dass dieser Mann eben jener Bruder Henri gewesen sein musste, von dem Lissy noch vor ihrem Tod gesprochen hatte. Also war er dabei gewesen sein, als ihre Eltern von den Mameluken erschlagen worden waren und sein Vater sie zu sich genommen hatte. Das hieß, er wusste auch, was es mit dieser geheimnisvollen Tasche auf sich gehabt hatte. Doch Gero beschloss, dass nun nicht der rechte Moment war, ihn danach zu fragen oder irgendetwas zu erklären, das d‘Our auf Lissy gebracht hätte und alles, was danach geschehen war.
„Na dann, Bruder Gerard, hoffe ich doch, dass es Euch bei uns gefällt und Ihr schon bald Euer Noviziat antreten könnt.“
Gero kniff die Lippen zusammen und wich dem Blick des Mannes aus. „Nun“, meinte er zögernd. „Erst muss ich die Prüfung bestehen.“
Henri d’Our brach in schallendes Gelächter aus und klopfte ihm fest auf die Schultern. „Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen“, dröhnte er. „Euer Vater ist ein exzellenter Schwertkämpfer. Dass er in Akko seine rechte Hand verloren hat, war ein harter Schicksalsschlag, für den der Templerorden auf immer in seiner Schuld steht. Schon allein deshalb werde ich dafür sorgen, dass man Euch hier und heute nicht ausmustern wird. Wobei ich mir beim besten Willen nicht vorzustellen vermag, dass ein Bursche wie Ihr nicht zu uns gehören
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