Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
der Pferde beginnen konnten. Bis dahin lud er sie ein, in der Komturei eine Mahlzeit einzunehmen und sich auszuruhen.
Geros Hengst David scheute zunächst, als er ihn am Nachmittag endlich über einen hölzernen Steg in das Innere des Schiffes führen sollte. Doch als er sah, wie selbstverständlich das Greathorse des Schotten die Planken hinauftrabte, besann er sich und ließ sich anstandslos über die kleine hölzerne Brücke in den Bauch des Schiffes führen.
Die Pferde wurden in eigens gebauten Boxen verstaut, die so eng waren, dass sie auch bei einem Sturm das Gleichgewicht halten konnten. Zweihundert Pferde konnte das Schiff auf diese Weise transportieren, aber diesmal waren es nicht so viele, und so füllte man die leeren Verschläge mit Nahrung für die Komtureien auf Zypern und die neu erbaute Festung auf Antarados oder Aruad, wie die Araber die Insel vor der Küste Tortosas nannten. Fünfhundert Saumen Weizen, Hafer und Roggen, was an Gewicht etwa einhundert Schlachtrössern entsprach. Auch Käse, Nüsse und getrocknetes Obst wurden in Fässern und Säcken mit an Bord genommen sowie dreihundert Fässer mit Wein aus dem Burgund, wie Gero später erfuhr.
Am Abend, nachdem das Schiff abgelegt hatte, wurden sie von Kommandant Jerome Le Puy, der wie alle Ordensritter einen weißen Mantel mit einem roten Kreuz trug, unter Deck berufen. Unmittelbar über den Pferdeställen befand sich der größere von zwei Mannschaftsräumen, die nach Templern und angeheuerten Seeleuten getrennt waren.
Der Versammlungsraum der Ritterbrüder nahm gleichzeitig die Funktion des Refektoriums und der Kapelle ein, und nach dem abendlichen Vespergebet, das der Schiffskaplan sprach, wurde eine deftige Fischsuppe serviert.
Sechs Wochen sollte die Überfahrt dauern. Nicht wenige von Geros neuen Kameraden reagierten panisch auf diese Aussicht. Sie waren schon nach dem ersten heftigen Seegang ganz grün im Gesicht und baten nach den ersten Bissen mit vorgehaltener Hand, nach draußen gehen zu dürfen, nicht, um Fische zu fangen, sondern um die Fische zu füttern, wie einer der robusteren Brüder belustigt meinte.
Struan MacDoughail, der neben Gero saß, scherte sich nicht um den Seegang und schaufelte stoisch Suppe und Brot in sich hinein.
„Macht dir das gar nichts aus?“, fragte Fabius nach dem Essen, dem das Stampfen und Rollen des Schiffes auch nicht besonders zu bekommen schien.
„Ich bin das gewohnt“, raunte der Schotte mit einem Seitenblick, der nichts anderes besagte als „Lass mich in Ruhe, du gehst mir auf den Geist“.
„Ich komme von einer schottischen Insel“, fügte er dann unerwartet hinzu. „Unsere Vorfahren waren Nordmänner. Wir sind ständig mit Booten unterwegs. Wenn du mich fragst, bedarf es keiner Furcht, nur weil das Schiff hier und da ein wenig schlingert.“
„Ich hab keine Furcht“, stellte Fabius empört richtig. „Mir ist nur übel, sonst nichts.“
„Dann geh gefälligst nach draußen zum Kotzen, bevor du es hier tust“, riet ihm der Schotte, und damit schien die Sache für ihn erledigt.
Kapitel VII
B ei der Ankunft in Limassol Mitte Mai gab es einige, die diesem Rat wohl zu oft gefolgt waren. Anders war es nicht zu erklären, dass nicht wenige von ihnen sichtbar an Gewicht verloren hatten, als sie mit gebräunten Gesichtern in den Morgenstunden an Deck kletterten, um das Einlaufen in den Hafen nicht zu verpassen. Obwohl es noch früh am Tag war, brannte die Sonne schon heiß. Gero fiel unterdessen auf, dass das Hafenbecken kaum Platz bot, um anzulanden. Gut zwei Dutzend venezianische Handelsschiffe unter Templerflagge und zwei längliche Kriegsgaleeren drängten sich in der halbmondförmigen Hafenanlage. Kommandant Le Puy hatte Mühe, nicht mit ihnen zu kollidieren, während sich die „Rose von Aragon“ Elle für Elle an den einzig freien Platz an der Kaimauer schob.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Gero einen der Seeleute, der die Taue an der Reling fürs Anlanden vorbereitete.
„Keine Ahnung“, bekannte der wettergegerbte Lombarde kopfschüttelnd. „Als wir ausgefahren sind, hieß es noch, der gesamte Konvent bliebe auf Antarados stationiert. Eigentlich soll von dort aus soll die endgültige Rückeroberung des Heiligen Landes organisiert werden.“
„Heißt das, wir ziehen nun doch nicht in den Krieg?“, fragte Fabius aufgeregt, der die Unterhaltung mitbekommen hatte.
„Kann ich mir nicht vorstellen“, raunte der Seemann, „der Orden ist ganz wild darauf, endlich
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