Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
nicht sicher, aber er erinnerte sich an das seltsame Fragenspiel, mit dem sein damaliger Lehrmeister ihn über Hugo und die Sache mit den Huren hatte ausquetschen wollen.
„Reden wir nicht mehr darüber“, lenkte Hugo mit einem süffisanten Lächeln ein und fasste Gero bei der Schulter. „Kommt, ich will mit euch einen Rundgang durch die Festung machen, damit ihr euch möglichst rasch zurechtfindet.“
Einen Moment lang überlegte Gero, was geschehen würde, wenn Hugo auf Warda traf, die von ihm unbemerkt mit den anderen Neuankömmlingen in Richtung der Frauenunterkünfte gegangen war. Auf Dauer war nicht damit zu rechnen, dass sie Hugo d’Empures aus Weg gehen konnte. Aber ihn im Vorhinein darauf anzusprechen hielt Gero nicht für klug. Auch weil er nicht wusste, wie Hugo darauf reagieren würde. Zumal nun die anderen Brüder hinzukamen, weil Hugo sie aufgefordert hatte, ihnen bei dem angekündigten Rundgang zu folgen.
Schnell fanden sie sich in den riesigen Stallungen zurecht, die an Größe und Umfang angeblich den salomonischen Katakomben auf dem Tempelberg in nichts nachstanden. Daran anschließend hatte der Orden ein beeindruckendes Futterlager bauen lassen, in dem Heu und Stroh für ein ganzes Jahr vorgehalten wurde. Nebenan befand sich die Kornkammer mit Bergen von Hafer, Weizen, Gerste und Roggen, in der jeder Scheffel abgezählt und von den Brüdern der Verwaltung notiert wurde.
In deren unmittelbarer Nachbarschaft streunten zahllose fette Katzen umher, die jeder noch so kleinen Maus hinterherjagten, wie Hugo beinahe stolz hinzufügte. „Jedoch an erster Stelle haben sie es auf Ratten abgesehen, die es mit den Frachtschiffen vom Festland her leider immer wieder bis auf die Insel schaffen. Diese Katzenviecher sind wie wir“, verkündete Hugo zwinkernd und nahm eins von den zutraulichen Tieren auf den Arm, um es zu streicheln. „Normalerweise fällt in der Küche ausreichend Fisch für sie ab. Sie jagen also nicht nur, um zu fressen, sie jagen um des Jagens willen.“
Dass auch den Templern auf Antarados der Fisch nicht genügte, hatte der Ordensmarschall bereits auf Zypern erklärt. Und so dauerte es noch nicht einmal eine Woche, bis sich die frischgebackenen Tempelritter auf ihren ersten Raubzug an Land vorbereiten durften.
Am Morgen nach der Frühmesse hatte Bartholomäus de Chinsi alle Brüder, die an der Mission teilnehmen sollten, zu einer Lagebesprechung in den Kapitelsaal gerufen. Dreißig Ordensritter und die gleiche Anzahl syrischer Bogenschützen drängten sich in der Festungskapelle, die auch als Versammlungsraum diente. Noch in der Nacht waren zwei Späher von der Küste zurückgekehrt und hatten freien Zugang zum Festland vermeldet. Was bedeutete, die Mameluken waren im Augenblick zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, als an Syriens Küsten nach Christen Ausschau zu halten. Im besten Fall konnten die berittenen Templer bis nach Homs vordringen, in der Absicht, auf dem Weg dorthin diverse Städte und Dörfer zu plündern und um Sklaven zu fangen, die sie beim weiteren Ausbau der Ordensburg einsetzen wollten.
Besonders in Küstennähe hatten sie es auf Brennmaterial und vor allem auf die Wasserreservoire der Umgebung abgesehen. Deshalb waren die Galeeren auch neben Pferden und Waffen in erster Linie mit leeren Fässern beladen. Auf Antarados selbst gab es nur einen uralten Brunnen, der einer antiken Süßwasserquelle entstammte, die aber allenfalls etwas hergab, wenn man lange genug darum betete.
Gewaschen wurde ohnehin mit Meerwasser, weshalb Leinentücher und Kleider beim Trocknen bretthart wurden, so dass sie in mühevoller Arbeit ausgeschlagen und gewalkt werden mussten.
Gero wurde Zeuge dieser Prozedur, als er nach der Non mit einer Kavalkade von dreißig Rittern und dreißig Turkopolen von der Festung aus zum nahe liegenden Hafen aufbrach. Kurz vor Sonnenuntergang wollten sie an Bord einer Galeere gehen, um zum gegenüberliegenden Festland zu rudern. Das Meer war ruhig, die Umgebung beinahe windstill. Beste Bedingungen, um im Schutz der hereinbrechenden Dunkelheit an der Küste vor Tortosa anzulanden. Dort sollten sie zu Pferd für mehrere Tage in die Umgebung ausschwärmen. Entsprechend kompliziert war die Vorbereitung. Ihre Satteltaschen waren vollgestopft mit Proviant, Wasserschläuchen und Verbandmaterial. Bei der Bewaffnung waren vorwiegend Schwerter und Messer vorgesehen, aber keine Lanzen. Schließlich hatten sie nicht vor, im freien Feld zu kämpfen. Im Gegenzug
Weitere Kostenlose Bücher