Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Leben.“
„Hast du dich zu sehr angestrengt, oder bist du gestürzt, oder hat der Kindesvater dich etwa geschlagen?“ Sein unnachgiebiger Gesichtsausdruck machte ihr unmissverständlich klar, dass er keine Ausreden duldete, sondern die Wahrheit wissen wollte.
„Nein, nichts von alledem. Ich wollte das Kind nicht“, erklärte sie ihm leise. „Ich habe es wegmachen lassen.“
„Heilige Muttergottes!“, erwiderte er fassungslos. „Hattest du etwas mit einem Heiden?“ Er verengte seine Lider.
„Einem Heiden?“ Sie sah ihn verständnislos an. „Denkst du wirklich, ich würde es heimlich mit Sklaven in Ketten treiben?“ Langsam wurde es ihr zu bunt. Was dachte er sich dabei, sie so zu demütigen?
„Warum sonst solltest du das Kind nicht haben wollen, außer, weil es heidnisches Blut in sich trägt?“
„Mach dich nicht lächerlich“, schnappte sie erbost. „Ich habe selbst heidnisches Blut in mir. Das wäre kein Grund, ein Kind loswerden zu wollen.“ Sie versuchte, ihre Stimme zu erheben, was ihr jedoch aufgrund ihrer Schwäche nicht wirklich gelang.
„Sag nur, auf dieser verwünschten Insel gibt es eine Engelmacherin?“
Warda biss sich auf die Lippe. Sie konnte ihn nicht anlügen, oder, besser gesagt, sie wollte es nicht.
„Ja, du hast recht. Ich war gestern unten im Dorf. Dort wohnt eine Frau, die sich mit so etwas auskennt.“
„Bei allen Teufeln! Warum setzt du dich einem solchen Risiko aus?“ Sein waidwunder Blick traf sie mitten ins Herz.
„Weil es kein Kind der Liebe war. Noch nicht einmal eins, das in Sünde gezeugt wurde. Jedenfalls was mich betrifft.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte er begriffsstutzig.
„Willst du es wirklich wissen …?“
„Das will ich.“
„Ich wurde geschändet. Von einem Ordensritter.“
Dieses Geständnis traf Gero wie ein Schlag. „Wer war es?“, fragte er nur und hatte im Nu eine Palette von möglichen Kandidaten im Kopf, die er jedoch einen nach dem anderen wieder verwarf.
„Wenn ich es dir sage, wirst du ihn töten wollen, und das kann ich nicht zulassen.“
„Hugo d’Empures!“, schoss es unüberlegt aus ihm heraus. Plötzlich war es ihm sonnenklar. Er war grob, dreist und hatte schon einmal in seiner Gegenwart versucht, Warda zu vergewaltigen. Vielleicht hatte er es danach noch öfter getan.
Sie erwiderte nichts, sondern schaute mit ihren hellbraunen Augen durch ihn hindurch. Lange genug, um ihm klarzumachen, dass er mit seiner Vermutung richtiglag.
„Ich schlag ihm die Eier ab und stopfe sie ihm eigenhändig ins Maul, bis er daran erstickt“, erklärte Gero im Brustton der Überzeugung, wobei seine Hand wie von selbst zum T-Heft seines monströsen Anderthalbhänders wanderte.
Warda legte ihre Finger auf seine geschlossene Faust und schüttelte den Kopf. „Genau das wollte ich vermeiden. Ich will nicht, dass du in diese Sache hineingezogen wirst.“
„Ich bin schon mittendrin“, raunte er und sah sie durchdringend an.
„Wie meinst du das?“
„Auf der Überfahrt von der syrischen Küste hierher hat er angedeutet, dass du eine Spionin bist. Nun ist mir klar, warum er so etwas behauptet. Wahrscheinlich, weil du ihm nicht aus freien Stücken zu Willen warst. Er will dich bestrafen.“
„Heilige Maria Muttergottes“, flüsterte sie. „Ich hätte mir denken können, dass dieser hinterlistige Schakal sich etwas ausdenkt, um mich mundtot zu machen.“
Gero hatte unüberlegt geredet und sah mit Schrecken, wie Warda noch bleicher geworden war.
„Denkt er vielleicht, du könntest ihn beim Ordenskapitel anklagen?“
Er blickte sie prüfend an, doch dann verwarf er seine Idee wieder. Niemand würde sich für die Klage eines Weibes interessieren, zumal sie keinen entsprechenden Leumund vorweisen konnte. „Ganz gleich, was er vorhat“, bekräftigte er. „Ich werde deine Ehre verteidigen, und wenn es sein muss vor Jacques de Molay. Schließlich habe ich selbst erlebt, wie er dich damals bedrängt hat.“
Plötzlich wurde ihm bewusst, warum Warda es vorgezogen hatte, sich von Hugo schikanieren zu lassen, statt zu ihm zu kommen und ihn um Hilfe zu bitten.„Warum hattest du kein Vertrauen zu mir?“ Seine Stimme klang ungewollt bitter. „Vielleicht hätte es gar nicht so weit kommen müssen.“
„Ha“, stieß sie heiser hervor. „Er ist dein Vorgesetzter. Wie hättest du gegen ihn aufbegehren wollen? Außerdem ist in Wahrheit alles noch viel komplizierter. Und weitaus gefährlicher.“ Sie senkte den Blick,
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