Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Insel verteilt. Weitere sechzig standen am Hafen, um dessen Verteidigung an Land zu übernehmen. Der Rest, wie Gero aus der Höhe beobachtete, verteilte sich auf die zwei Galeeren, wahrscheinlich um in leichter Rüstung einen Kaperangriff zu starten. Die Turkopolen hatte man auf der Festungskrone zurückgelassen, von wo aus sie mit ihren schnellen Reflexbögen beinahe jeden Winkel der Insel erreichten.
„Das wird niemals gelingen“, sagte Brian of Locton, der nun auch auf der Plattform erschienen war und Geros Blicke aufs offene Meer verfolgte.
„Was denkst du?“, fragte er, während er mit der Hand seine Augen vor dem Licht der im Osten aufgehenden Sonne schützte. „Wie viele Krieger mögen sich auf den Galeeren befinden?“
„Rechne doch nach“, forderte Gero ihn mit lakonischer Miene auf. „Hundertfünfzig Ruderleute und an die fünfzig Soldaten, wie bei unseren Schiffen. Macht gut und gerne zweihundert Mann pro Schiff, das mal sechzehn – macht …“
„Sag’s lieber nicht“, fiel Brian ihm ins Wort. „Selbst wenn wir drei Heiden pro Templer töten, bleiben immer noch mehr als tausend übrig, die uns mühelos überrennen können.“
„Na ja, die Turkopolen sind auch noch da“, murmelte Gero, in einem vergeblichen Versuch, ihn zu beruhigen.
„Lieber Gott“, betete der schlaksige Ire leise mit Blick in den wolkenlosen Himmel, „stehe uns bei.“
„Ich fürchte, der Allmächtige hat sich bereits verabschiedet“, sagte Gero mehr zu sich selbst und schaute nachdenklich hinunter zum Fuße des Turms, wo Struan soeben mit Macht den Speer aus Nicolas’ leblosem Leib gezogen hatte. Dass es Nicolas als Erstes erwischt hatte, wertete Gero als schlechtes Zeichen. Ausgerechnet der feige Franzose hatte bisher immer auf den Allmächtigen und seine Schutzengel vertrauen dürfen.
Wie um seine Befürchtungen zu bestätigen, setzten die Heiden nun mehrere kleine Boote von ihren Galeeren ab, in der Absicht, die Insel von allen Seiten zu kapern.
„Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt“, versprach er ihnen mit grimmiger Miene und war schon an der Leiter, um nach unten zu klettern. Brian folgte ihm unaufgefordert. Unten angekommen, informierten sie die Brüder über das Gesehene. Rasch zogen die verbliebenen fünf Brüder ihre Waffen, um wenigstens ihren Abschnitt zu verteidigen, wenn sie schon sonst nichts tun konnten. Sie wollten sich hinter den Mauern so lange verstecken, bis die Feinde anlandeten, weil von den Schiffen immer noch mit Speeren und Pfeilen geschossen wurde.
Aus dem Augenwinkel heraus sah Gero, wie ein paar hundert Fuß weiter südlich ein weiterer Kamerad von einem Pfeil getroffen zu Boden sank.
Mit schussbereiten Armbrüsten warteten die Brüder in höchster Anspannung darauf, dass der erste Heide seinen Fuß auf die Insel setzte. Die meisten Mameluken waren klein und gedrungen, aber flink wie Kampfhunde und mindestens genauso gefährlich, was ihre Lust zu töten betraf. Schon konnte Gero den ersten Turban und den ersten silberbeschlagenen Helm ausmachen, als eines der Boote zwischen den schroffen Felsen steckenblieb und die darin befindlichen Männer todesmutig aufs Festland sprangen.
„ Non nobis Domine, non nobis , sed nomini tuo da gloriam!“, brüllte Arnaud den alten Schlachtruf der Templer und traf mit seiner Armbrust den ersten Angreifer ins Herz. Dann stürzte er sich mit erhobenem Schwert auf die folgenden Widersacher, die keine gewöhnlichen Schwerter, sondern wie üblich einen Krummsäbel schwangen.
Gero hielt sich nicht damit auf, zuzuschauen, sondern traf ebenfalls einen Gegner mit seiner Armbrust. Mehrmals luden er und seine Kameraden nach, doch es waren einfach zu viele, und schon bald hatten die ersten Heiden unversehrt das Ufer erreicht. Gero trat dem größten der Mameluken mit einer Entschlossenheit entgegen, wie er sie bisher noch nicht an den Tag gelegt hatte. Der Mann war wie erwartet ein geschickter Kämpfer, aber Gero hatte den Tod von Fabius vor Augen und den von Nicolas, was ihm Kraft genug gab, den Kerl so lange zu scheuchen, bis er stolperte und ihm, am Boden liegend, die Gelegenheit gab, gnadenlos zuzustoßen.
Auch die anderen waren anscheinend von der gleichen Stärke gelenkt, und gemeinsam schafften sie es, die gesamte Besatzung des Auslegers ins Jenseits zu schicken. Danach eilten sie ohne Unterlass zu den anderen Kameraden und erwehrten sich weiterer Mameluken, die so dumm waren, die Eroberung der Insel vom Ruderboot aus zu versuchen.
Die
Weitere Kostenlose Bücher