Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Sonne nahm ihren Lauf zum Mittag hin, als die Mameluken einsehen mussten, dass ihre dilettantischen Erstürmungsversuche zu keinem Erfolg führten. Stattdessen nahmen sie den Beschuss mit Brandpfeilen wieder auf. Die Attacken der beiden Templergaleeren hatten indes wie befürchtet nicht zum erwünschten Erfolg geführt. Auch sie waren mit Brandspeeren beschossen worden, woraufhin eine Galeere kurz vor der Hafeneinfahrt in Brand geraten war und zu sinken drohte. Reihenweise gingen nun die Brüder und Ruderer über Bord und versuchten schwimmend das sichere Ufer zu erreichen.
„Eine sündhafte Verschwendung von Menschen und Material“, raunte Struan mit der ihm üblichen, rauen Stimme.
Die Männer auf der zweiten Galeere hatten wohl eingesehen, dass sie auf offener See nichts erreichen konnten, und ruderten bereits zurück in den Hafen – dicht gefolgt von einer feindlichen Galeere, die sich an sie drangehängt hatte.
„Die werden niemals die Kette so rasch hochziehen können, dass die anderen draußen bleiben“, unkte Arnaud mit angespannten Gesichtszügen. Seine weiße Chlamys war mit dem Blut eines Heiden bespritzt, und wie bei allen Brüdern war ihm die Fassungslosigkeit, die die laufenden Ereignisse bei ihnen hervorriefen, in sein bärtiges Gesicht geschrieben.
„Kommt“, rief Gero und gab seinen Kameraden einen Wink. „Lasst uns zum Hafen laufen, da werden wir nötiger gebraucht als irgendwo sonst. Ganz gleich, welche Meinung Hugo d’Empures vertritt.“
Spätestens an der Hafenmole war klar, Geros Entscheidung war richtig gewesen. Der feindlichen Galeere war es trotz Beschuss gelungen, sich dicht an die verbliebene ordenseigene Galeere anzuhängen und den Hafen zu entern, bevor die Templer sie daran hindern konnten.
Wie eine Horde blutrünstiger Ratten bahnten sich die Mameluken, kaum dass ihr Schiff angelegt hatte, den Weg zum Kai und stellten sich den dort vertretenen Rittern säbelschwingend entgegen. Gero und seine Kameraden mischten sich todesmutig unter die Kämpfenden. Niemand von ihnen achtete mehr darauf, wie genau das Gegenüber aussah. Hauptsache, der Gegner schwenkte einen Krummsäbel und trug einen Turband, dann durfte man ihn bedenkenlos töten.
Stahl auf Stahl krachten die Schwerter zusammen. Gero fing den Schlag seines Gegners mit dem schwarzweißen Schild ab, der ihm schon so oft gute Dienste geleistet hatte. Seine Armmuskeln vibrierten, und sein nächster Schlag traf den grün bemalten Schild des anderen, der mit arabischen Schriftzeichen versehen war, die wahrscheinlich „Gott ist groß“ bedeuteten. Schon beim nächsten Schlag stellte Gero sich die Frage, wessen Gott wohl größer war, als er mit seiner Schnelligkeit und der Reichweite seines Anderthalbhänders seinen Gegner aus dem Takt brachte und der für einen Moment seine Deckung vernachlässigte. Gero machte einen tiefen Atemzug und stieß zu, so fest er konnte. Die Kettenpanzerung des Mannes gab nach, und die Spitze seines Schwertes drang in weiches Fleisch. Genau dort, wo es am wirkungsvollsten war, unterhalb des Brustbeins mitten ins Gedärm. Der Kerl fiel nach hinten, stöhnte und blieb auf dem Rücken liegen. Gero hatte keine Zeit, sich zu vergewissern, ob der Mann auch wirklich tot war. Denn schon wurde er von der Seite angegriffen. Ohne darüber nachzudenken, riss er seinen Schild hoch, wehrte den Schlag des Feindes ab und parierte in schlafwandlerischer Sicherheit die nächste Attacke des glänzenden Krummschwertes. Es war wirklich so, wie Roland es ihm beigebracht hatte. Wenn man genug kämpfte, entwickelte man irgendwann ein instinktives Gefühl dafür, wann der nächste Schlag kommen würde und aus welcher Richtung er traf. „Du darfst nicht denken, Junge“, hatte er ihm immer wieder eingetrichtert. „Wenn du denkst, ist es zu spät. Du musst dich aus der Mitte deines Körpers heraus verteidigen, und wenn du angreifst, musst du all deine Kraft in diesen einen Schlag legen und dann in den nächsten.“ Funken sprühten, als Geros Klinge auf die des Angreifers traf. Obwohl er nicht denken sollte, begriff er sofort, dass er den Säbel des Gegners in zwei Teile gehauen hatte. Überrascht wollte der Mameluke zu seinem Dolch greifen, doch bevor es dazu kam, hatte Gero ihm mit einem Hieb die rechte Hand abgeschlagen.
Rache für meinen Vater, dachte er spontan, als der Mann schreiend davonlief, und wandte sich dem nächsten Gegner zu.
Neben ihm kämpften Struan und Arnaud, die wie mit Dreschflegeln eine Bresche
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