Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
durch die kämpfenden Mameluken schlugen.
Am anderen Ende der Hafenmole beobachtete er beiläufig, wie Hugo d’Empures mit seinem Gaul die Pferdetreppe hochsprengte und er seinen Leuten irgendwelche Befehle zubrüllte.
Für einen kurzen Moment wunderte sich Gero, dass Hugo nicht die Feinde am Hafen bekämpfte. Doch er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, weil er den nächsten Schwarm Mameluken zurückdrängen musste.
Es gelang ihnen, sich ein wenig Luft zu verschaffen, indem sie mit etwa fünfzig Templern die gesamte Galeerenmannschaft in die Flucht schlugen. Doch von der Hafeneinfahrt rückte bereits Nachschub an.
Eine Fanfare erscholl von der Festung und rief alle Templer zum Rückzug. Während Gero und seine Kameraden sich noch ein paar versprengten Mameluken widmeten, hatte sich das Feld im Nu geleert, und bevor sie es richtig realisierten, waren die meisten überlebenden Brüder zur Festung zurückgekehrt.
Schwer atmend stützte sich Gero auf die Knie und schaute hinauf zum Burgtor, an dem sich eine riesige Traube von Menschen gebildet hatte. Zurückweichende Templer und besorgte Dorfbewohner, die Zuflucht vor den anrückenden Feinden suchten, versperrten sich gegenseitig den Weg.
„Was haben die vor?“, keuchte Brian, der plötzlich neben ihm auftauchte, von oben bis unten mit Blut besudelt.
„Die schließen das Tor“, brüllte Arnaud völlig außer sich. „Die spinnen wohl“, ereiferte er sich lautstark. „Hugo kann uns doch nicht einfach hier unten den Mameluken zum Fraß vorwerfen!“
„Anscheinend doch“, raunte Struan wenig überrascht.
„Dieser Hund!“ Arnaud spuckte verächtlich auf den Boden, während sie allesamt fassungslos beobachteten, wie die auf der Festung befindlichen Templer die zu spät gekommenen Dorfbewohner auf die Hafenstraße zurückdrängten, wobei sich Männer, Frauen und Kinder gegenseitig über den Haufen trampelten. Mit einem Blick übers Meer durfte sich Gero der Tatsache versichern, dass beide Galeeren inzwischen verloren waren. Einzelne Seeleute schwammen hilflos auf der spiegelglatten See und wurden von den Mameluken in den vorbeitreibenden Galeeren aufgefischt und sogleich in Fesseln gelegt.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Roderic, der sich allem Anschein nach im Kampf gegen die Heiden überraschend gut gehalten hatte.
Gero sah sich suchend um. Die Hafenmole war übersät mit toten Mameluken. Hier und da hatte es auch einen Templer oder einen der Sergeanten erwischt, aber im Vergleich zu den Heiden waren die Christen recht gut davongekommen. Doch das würde sich schlagartig ändern, wenn die nachfolgenden Galeeren die nächste Welle ägyptischer Söldner an Land spülten.
Bartholomäus de Chinsi war offensichtlich Hugos Rat gefolgt und hatte die Mauerkronen der Festung weiterhin mit syrischen Turkopolen besetzt. Sie würden versuchen, sich der Übermacht heidnischer Angreifer mit dem Langbogen zu erwehren. Doch in Wahrheit hatten die Mameluken eine viel gefährlichere Waffe. Sie mussten nur warten, bis die Lebensmittelvorräte und das Wasser knapp wurden. Und plötzlich war Gero klar, welchen Inhalt die Depeschen von Hugo d’Empures gehabt haben mussten. Eine genaue Auflistung der Proviantstände ihrer Festung. Dazu gehörte auch, dass kaum noch Wasser vorhanden war. Bei den misslungenen Überfällen der letzten Wochen hatten sie keine Zeit zur ausreichenden Aufnahme von Wasser gefunden.
„Sie hatte recht“, sagte Gero mehr zu sich selbst. „Er hat uns und die gesamte Insel verraten.“
„Von wem sprichst du?“ Arnaud sah ihn verständnislos an.
„Von Hugo d’Empures“, überging Gero die eigentliche Frage und kam gleich zum Keim des Übels. „Er war es, der uns an die Mameluken verraten hat. Und wenn wir lange genug leben, werdet ihr noch sehen, wie er uns alle mit Mann und Maus an die Heiden verkauft.“
„Mal den Teufel nicht an die Wand!“ Arnaud, der eine ähnlich olivfarbene Haut besaß wie ihre Feinde, war mit einem Mal ganz bleich geworden.
„Das muss ich gar nicht“, versicherte ihm Gero tonlos. „Er steht dort oben auf der Festung und schaut zu, wie wir alle vor die Hunde gehen.“
„Bist du dir sicher?“ Arnaud sah ihn begriffsstutzig an.
„Kommt“, befahl Gero mit Blick auf die leergefegten Gassen des Dorfes. „Ich weiß, wo wir uns verstecken können.“
Gefolgt von seinen vier verbliebenen Kameraden, rannte er auf das Gewirr von Häusern zu. Er hatte ein bestimmtes Haus im Sinn und wollte mit den
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