Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
kleine Aufmerksamkeit mit einem hinreißenden Lächeln und zog demonstrativ ihre Stiefel aus, bevor sie sich mit bloßen Füßen auf den Mantel setzte.
Er entledigte sich ebenfalls seiner groben Stiefel, und bevor er sich erneut neben sie setzte, schaute sie amüsiert zu, wie er jeweils auf einem Bein balancierte, um sich von den groben Wollsocken zu befreien.
Amelie wusste von einer älteren Frau aus dem Dorf, die der Schneiderei in der Ordensniederlassung zuarbeitete, dass die Templer eine eigentümliche Kleiderordnung besaßen, die ihnen nicht viel Spielraum für eigene Wünsche ließ. Nachts mussten sie in Unterwäsche schlafen, egal wie warm es war, und Schnabelschuhe und anderer modischer Firlefanz waren ihnen verboten. Aber was waren schon Schnabelschuhe gegen den Habit eines echten Templers?
Mit dem Rücken lehnte er sich an die baufällige Holzwand und kreuzte auf Höhe der Fußgelenke seine ausgestreckten Beine. Sie betrachtete seine kräftigen Oberschenkel in der enganliegenden Hose aus Ziegenleder. Wo die Hosenbeine aufhörten, traten ein paar ziemlich große, wohlgeformte Füße zum Vorschein, die ihr ebenso gepflegt erschienen wie der ganze Mann. Behaglich streckte er sich halb sitzend neben ihr aus und spielte für einen Moment mit seinen Zehen, dabei verschränkte er lächelnd die Hände hinter seinem Nacken und schaute auf sie herab.
Sie legte sich auf die Seite und stützte sich auf ihrem Ellbogen ab, dann sah sie ihr unverhofftes Rendezvous bedeutungsvoll von unten herauf an.
Fast hatte sie ihr Ziel erreicht. Immerhin saß er neben ihr und vermittelte nicht den Eindruck, als ob er in Kürze die Flucht ergreifen wollte. Ihr fiel auf, wie sein Blick an ihren Rundungen entlangfuhr und wie er abermals an ihrem Ausschnitt haftenblieb.
Offenbar wusste er immer noch nicht, was er mit so viel Freizügigkeit anfangen sollte. So, wie sie dalag, hatte er einen direkten Ausblick auf ihre festen, elfenbeinfarbenen Brüste, und sie hatte sich so positioniert, dass er sogar den rosigen Vorhof ihrer Warzen erahnen konnte, die sich unter der leichten Kühle neckisch unter dem dünnen Stoff ihres Kleides abzeichneten.
Sie sah, wie er schluckte und sich schließlich zwang, ihr in die Augen zu schauen.
»Ihr seid eine mutige Frau.« Er zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Ich meine … dass Ihr Euch hier mit mir an diesem abgelegenen Ort verabredet habt.«
»Welcher Art von Mut bedarf es, sich mit Euch zu verabreden?«, fragte sie unschuldig. Dabei versuchte sie, möglichst gleichgültig zu klingen, obwohl es ihr schwerfiel. »War es nicht eher an Euch, eine erhebliche Portion Waghalsigkeit an den Tag zu legen, indem Ihr meiner Einladung gefolgt seid? Immerhin seid Ihr es, dem es bei Strafe verboten ist, sich heimlich mit einer Frau zu treffen.«
Das saß. Tief im Innern ärgerte Struan diese Antwort. Sie ahnte also, dass er weit mehr an ihr interessiert war, als er zugeben wollte, sonst wäre er das Risiko, entdeckt zu werden – mit allen möglichen Konsequenzen –, gar nicht erst eingegangen.
Dafür sollte sie büßen – wenn auch nur ein bisschen. Etwas Einschüchterung konnte nicht schaden, sie war in seinen Augen ohnehin zu kühn. Er neigte den Kopf zu ihr hinunter und sah sie mit Absicht an wie ein Fuchs, der sich darauf freut, in einen Hühnerstall einzufallen. Wobei es ihm nicht leichtfiel, sich ein Grinsen zu verkneifen.
»Habt Ihr gar keine Angst, dass ich Euch mit Gewalt nehmen könnte? So, wie Ihr daliegt, könnt Ihr einen Mann geradezu in den Wahnsinn treiben, und wer weiß, auf was für Ideen Ihr mich noch bringt? Ich bin viel stärker als Ihr und könnte mit Euch verfahren, wie es mir beliebt.«
Sie sah ihn ungerührt an und hob eine Braue. Nein, mein Lieber, dachte sie, vor dir hab ich keine Angst. Wenn du mich schänden wolltest, hättest du es längst getan. Schon allein aus Zeitgründen, damit du schneller fertig wärst und niemand deine Abwesenheit in der Komturei bemerken würde.
»Mir wurde bereits Gewalt angetan – lange bevor ich Euch kannte. Und ich vertraue auf meine Menschenkenntnis, dass Ihr nicht zu jener Sorte Männer gehört, zu der mein Peiniger zählte«, antwortete sie mit argloser Miene.
Schockiert nahm Struan die Arme herunter und starrte sie an. Welcher Bastard konnte es wagen, sich an einer solch lieblichen Frau zu vergreifen?
»Wenn Ihr mir erzählt, wer es war, werde ich ihn aufspießen wie ein gerupftes Hühnchen und ihn für Euch über dem
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