Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
ihr die Angst im Nacken saß, er könne es sich anders überlegen und womöglich das Weite suchte, wenn sie zu forsch vorging.
»Ihr habt recht.« Er grinste breit. »Am Ende bekomme ich noch einen Hitzschlag. Stellt Euch vor, Ihr müsst mich ins Hospital schleppen oder hier an Ort und Stelle sterben lassen«, sagte er, immer noch grinsend. »Ich denke nicht, dass Ihr Euch so unsere Verabredung vorgestellt habt.«
Gott sei Dank, trotz der ernsten Miene, die er meist aufsetzte, besaß er offensichtlich einen trockenen Humor, etwas, das sie an einem Mann beinahe noch mehr schätzte als gutes Aussehen.
Er stand auf und zog seinen weißen Mantel aus, dann legte er ihn ordentlich gefaltet neben den Waffen ab. Anschließend entledigte er sich seines Wappenrockes, dessen blutrotes Kreuz auf der Brust schon von weitem jedem Entgegenkommenden ankündigte, mit wem er es zu tun hatte. Schließlich begann er, die seitlichen Lederschnüre seines Kettenhemdes zu lösen, und auf einmal stand sie neben ihm.
»Soll ich Euch helfen?« Ihr Blick war unschuldig, doch Struan glaubte, in der Art, wie sie es sagte, noch etwas anderes, Gegenteiliges zu erkennen, aber er war sich nicht sicher.
Erst hatte er ihre Hilfe ablehnen wollen, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund konnte er den flinken Händen, die sich schon an der Schnürung zu schaffen machten, nicht Einhalt gebieten.
Überdeutlich spürte er ihre Fingerspitzen, die wie flatternde Schmetterlinge über das Unterwams flogen, und wie diese Berührung an seine darunterliegende Haut weitergegeben wurde. Er hielt still, wie ein Pferd, dem das Geschirr abgenommen wird, und er musste zugeben, dass er diesen Hilfsdienst als sehr angenehm empfand. Als sie daran ging, ihm das schwere Kettenhemd über den Kopf zu streifen, musste er ihr helfen.
»Danke«, sagte er rau, »aber den Rest erledige ich selbst.« Natürlich hätte sie ewig so weitermachen können, aber das Rüstzeug wog gut und gerne zwanzig Pfund und war somit für zarte Frauenhände viel zu schwer. »Ich könnte mich leicht daran gewöhnen, dass Ihr mir jeden Abend zu Diensten seid.« Mühelos zog er das Hemd mit beiden Händen über den Kopf. Die vielen kleinen Stahlringe, aus denen es kunstvoll gefertigt worden war, gaben ein rasselndes Geräusch von sich, als er das Hemd auf den Boden legte. Dabei war ihm das Unterwams aus der ledernen Reithose gerutscht. Als er sich wieder aufrichtete, war sie plötzlich hinter ihm und er spürte, wie sie ihre zarten Hände unter das Wams gleiten ließ und behutsam seinen bloßen Rücken streichelte. Vielleicht waren es der kaum spürbare Luftzug auf seiner Haut und die Kühle ihrer Hände, die ihm eine Gänsehaut bescherten, vielleicht war es aber auch etwas anderes, über das er lieber erst gar nicht nachdenken wollte.
Amelie hatte all ihren Mut aufbringen müssen, um so etwas zu tun, aber sie hatte ihn schon viel zu oft nur in ihrer Phantasie berührt, um noch länger warten zu können.
Und was konnte schon geschehen? Zum einen hätte er sich empört abwenden können, aber damit rechnete sie nicht. Jedenfalls nicht, nachdem sie gesehen hatte, wie begehrlich seine Blicke über ihren Körper wanderten. Zum anderen hätte er sich dazu ermutigt fühlen können, brutal über sie herzufallen. Aber dagegen sprachen seine Augen, die zwar so dunkel waren wie eine mondlose Nacht, aber gleichzeitig so warm und freundlich wie ein glimmendes Holzkohlefeuer.
Unfähig, sich zu rühren, und mit geschlossenen Lidern hatte er für einen Augenblick aufgehört zu atmen. Sie fasste es als Ermutigung auf – was es sicherlich war – und tastete sich weiter vor bis zu seinen muskelbepackten Schultern. In kreisenden Bewegungen zog sie mit den Handflächen ihre Bahnen über seinen Rücken, wobei sie das Wams immer höher schob. Sie trat noch näher an ihn heran und fuhr unter seinen Armen hindurch, bis zu seiner Brust. Ihren Kopf legte sie seitlich an seinen Rücken, hörte sein Herz, wie es laut und kräftig schlug, während sie seinen leicht behaarten Brustkorb massierte. Seine Haut war warm und duftete angenehm würzig nach Mann, gepaart mit dem Geruch von Leder und dem Staub der Straße.
Ein betörender Duft, nicht scharf und abstoßend, wie sie es bei so manch anderem Kerl empfunden hatte. Nein – sie hätte ewig so dastehen und ihn einfach nur einatmen können.
Sie spürte, wie er erstarrte, als ihre Hände sich anschickten, in seinen Hosenbund einzudringen. Seine Finger zitterten, als er
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