Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
menschlichen Kopf vom Rumpf abtrennen, warum sollte es sich nicht dazu eignen, eine Wurst in Stücke zu schneiden?«
Er hatte amüsant sein wollen. Aber als keine Antwort kam, drehte er sich vorsichtig um und sah ihre zweifelnde Miene und die Abscheu darin.
»Tut mir leid«, bemerkte er. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich glaube, wir nehmen lieber das Schnitzmesser. Damit habe ich bis heute garantiert nur Äpfel zerteilt.« Er lächelte schief, in dem Bewusstsein, dass er gut daran tat, ihr nichts von zerteilten Heiden zu erzählen.
Sie nickte zögernd und lächelte ebenso unsicher, als er ihr das Messer mit dem Schaft zuerst entgegenstreckte. In freudiger Erwartung setzte er sich neben sie. Am Morgen hatte er vor Aufregung nichts herunterbringen können, jetzt hatte er Hunger wie ein Wolf, und bei dem Anblick des Mitgebrachten lief ihm das Wasser im Munde zusammen.
Sie schnitt Brot und Wurst auf und verteilte es auf dem Tuch. Dann wies sie ihn an, die Becher festzuhalten, damit sie den schweren, dunklen Rotwein einfüllen konnte.
»Er ist nicht gekühlt«, sagte sie entschuldigend. »Aber bei Rotwein ist das durchaus passend.«
Sie verschnürte den Schlauch mit einem Lederband und legte ihn auf den Boden neben sich. Dann nahm sie Struan einen der Becher ab und prostete ihm zu.
»Auf was sollen wir trinken?«, fragte sie auffordernd, von der Zuversicht beseelt, dass er sämtliche Hemmungen ihr gegenüber verlor, wenn er nur ausreichend Wein zu sich nahm.
Er zuckte kaum merklich mit den Schultern, und seine Lider verengten sich leicht.
»Vielleicht auf den Mut?«, sagte er leise. »Oder lieber auf die Entschlossenheit? Oder auf beides zusammen vereint in der Person einer schönen Frau?« Ein unergründliches Lächeln flog über sein Gesicht.
Sie senkte verlegen den Blick und reichte ihm, ohne ihn anzuschauen, ein Stück Wurst und eine Scheibe Brot.
Er nahm beides dankbar entgegen. Nachdem er abgebissen hatte, aß er still vor sich hin. Amelie hatte gar keinen Hunger, auch weil sie viel zu aufgeregt war, um etwas herunterzubringen. Es reichte ihr völlig, ihrem einzigartigen Gast beim Essen zuzusehen. Allein das Spiel seiner Kiefermuskulatur, nachdem er sich ein neues Stück Wurst in den Mund geschoben hatte und darauf herumkaute, ließ ihr Herz höherschlagen. Sie hätte ihn ohne weiteres fett füttern wollen, nur um diesen Anblick zu genießen.
»Hast du gar keinen Hunger?«, fragte er unsicher, nachdem ihm offenbar aufgefallen war, dass er ganz allein dafür verantwortlich war, dass Stück für Stück Brot und Wurst schwanden.
»Mir ist es zu warm«, sagte sie entschuldigend und nippte wie zur Bestätigung an ihrem Wein, »ich habe nur Durst. Du kannst gerne alles aufessen, ich freue mich, dass meine Idee, ein kleines Mahl zu arrangieren, so großen Anklang bei dir findet.«
»Ich glaube, ich bin ganz schön verfressen«, stellte er immer noch kauend mit einem spitzbübischen Grinsen fest. »Ich esse ziemlich viel und so ziemlich alles – jedenfalls behaupten das meine Kameraden.«
»Und ich mag keine Kerle, die nörgelnd in meinen Speisen herumstochern«, gestand sie leichthin, »da würden wir dann ja ganz gut zusammenpassen.«
Er sah ihr einen Moment zu lange in die Augen. »Der Mann, der dich einmal zur Frau bekommt, wird es gut antreffen.«
Darauf sagte sie nichts, aber es schnürte ihr noch mehr den Magen zu, wenn sie daran dachte, dass es wohl ihr Schicksal sein sollte, ihm niemals ihre Kochkünste offenbaren zu dürfen.
Nach dem Mahl räumte Amelie alles wieder in die Tasche. Nur die leeren Becher stellte sie neben dem übriggebliebenen Wein auf den Boden. Vielleicht wollten sie ja später noch etwas trinken.
Struan lehnte sich mit einem entspannten Seufzer zurück an die windschiefe Wand. Seine liebreizende Gefährtin setzte sich mit einem aufmunternden Lächeln neben ihn.
Schulter an Schulter saßen sie nebeneinander und schauten sich, warum auch immer, nicht an.
Er hatte sich mit seinen Händen im Heu abgestützt, und als ihre Hand wie zufällig über seine glitt, war es ihm, als wäre er von einem Engel berührt worden. Kaum spürbar streichelte sie mit ihrem Daumen über seinen wettergegerbten Handrücken. Er hatte diese Geste trotz der Leichtigkeit, die ihr anhaftete, bemerkt und war froh, dass sie sich auf eine harmlosere Form der Berührung zurückgezogen hatte.
Lächelnd sah er sie an.
»Du kannst mich Struan nennen, wenn du möchtest.«
Sie nickte. »Ich weiß«,
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