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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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und
schaute mich prüfend an. Ich bestellte eine Tasse Kaffee. Der Kaffee schmeckte
scheußlich, und ich gab zwei Teelöffel Zucker hinein in der Hoffnung, den bitteren
Geschmack damit zu übertünchen.
    Dann räusperte ich mich und sagte:
»Interessanter kleiner Ort, das hier.« Es klang lächerlich in meinen Ohren.
    »Nee.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte: Nee. Das einzig
Interessante hier ist das Fernsehen, jetzt, wo die Sommerwiederholungen vorbei
sind.«
    »Aha.«
    Er nahm wieder seine Zeitung zur Hand.
»Heute sind natürlich Sie hier das Interessanteste.«
    »Was?« Ich hörte auf, meinen Kaffee
umzurühren, und legte den Löffel beiseite.
    »Ich weiß nicht, ob hier schon mal ein
Privatdetektiv herumgeschnüffelt hat. Aber bestimmt noch nie eine Frau, die
Privatdetektiv ist.«
    »Woher wissen Sie — «
    »John Cala hat es mir gesagt.«
    »John Cala?«
    »Der eben gegangen ist.«
    Der Fischer natürlich. »Und woher weiß
er es?«
    »Von Sylvia Anthony. Er wohnt gleich
nebenan.«
    »Kümmert sich hier denn jeder um
jeden?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Warum
nicht? So bleiben wir wenigstens ehrlich.« Dann raschelte die Zeitung, und der
Kopf des Alten verschwand dahinter.
    Ich blieb noch eine Weile sitzen und
nippte noch zweimal an meinem Kaffee. Er war ungenießbar. Dann ging ich zurück
zu Sylvia Anthonys Haus, wobei ich das Gefühl hatte, von den Blicken sämtlicher
Bewohner des Dorfes verfolgt zu werden. Es war kurz nach halb acht; wenn Mrs.
Anthony noch immer nicht zurück war, wollte ich nach Port San Marco fahren und
versuchen, mit Don Del Boccio zu reden.
    Ich hatte die Ecke der Nebenstraße
erreicht, die zur Hydrangea Lane führte, als ich Schritte hörte. Jemand näherte
sich im Laufschritt aus der Richtung des alten Piers. Ich blieb stehen und
erblickte eine bullige Gestalt. Als sie näherkam, erkannte ich den Fischer,
John Cala. Ich streckte ihm eine Hand entgegen, um ihn aufzuhalten.
    »He«, rief ich, »was ist denn los?«
    Er stieß meine Hand zur Seite und
rannte weiter. Als er an mir vorbeilief, konnte ich einen Blick auf sein
Gesicht werfen — ein Gesicht, das von Angst verzerrt war. Er bog in die
Seitenstraße ein, wollte vermutlich zu seinem Haus.
    Was hatte das zu bedeuten? Als ich am
Vormittag mit ihm gesprochen hatte, war mir John Cala nicht wie ein Mann
erschienen, der leicht die Nerven verliert. Aber jetzt hatte etwas ihm ganz
offensichtlich eine Todesangst eingejagt. Ich mußte wissen, was der Grund dafür
war.
    Ich wollte ihm folgen, doch dann wurde
mir klar, daß er bereits einen viel zu großen Vorsprung hatte. Und ich wußte ja
nicht, ob er wirklich nach Hause lief. Also änderte ich meine Absicht und ging
statt dessen auf den Pier zu. Cala konnte nur aus dieser Richtung gekommen
sein.
    Der Pier lag düster in der
nachtschwarzen Dämmerung. Ich schaute mich um; keine Menschenseele. Ich trat
hinaus auf die Planken und versuchte, ob sie mein Gewicht tragen würden. Trotz
seines heruntergekommenen Aussehens war der Pier noch stabil. Unter mir
klatschte das Wasser gegen die Pfosten, aber sonst hörte ich nichts. Ich ging
bis ans Ende und schaute auf das schwarze Wasser hinunter. Hier, in der Bucht,
war die Brandung kaum zu spüren. Weit draußen sah ich die Lichter eines
Schiffs. Der Horizont war eine kaum noch zu erkennende Linie. Als ich gerade
gehen wollte, hörte ich ein leises, klopfendes Geräusch.
    Ich lauschte gespannt. Da war es
wieder. Es schien vom anderen Ende des Piers herüberzudringen, aus dem Wasser.
Ich suchte in der Handtasche nach meiner Taschenlampe, die ich immer bei mir trug,
und ging zurück; dabei leuchtete ich zwischen den Planken nach unten und suchte
die Wasseroberfläche ab.
    Dann sah ich sie. Die Gestalt lag halb
im Wasser, halb an Land. Der Teil, der im Wasser lag, stieß mit der sanften
Dünung immer wieder gegen den Stützpfosten. Ich bückte mich über den Rand der
Planken und richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Gestalt. Es war eine
Frau mit Jeans und einem weiten weißen Pullover bekleidet. Sie lag mit dem
Gesicht nach unten, ein Arm war ausgestreckt, und ihr Körper lag von der Hüfte
abwärts im Wasser. Mir stockte der Atem, dann lief ich bis ans Ende des Piers,
kletterte hinunter und kroch dann unter dem Pier auf die Frau zu.
    Ihre Hand, als ich sie berührte, war
kalt. Ich versuchte am Handgelenk ihren Puls zu fühlen. Ich legte einen Finger
auf die Stelle der Halsschlagader. Nichts. Dann faßte ich die Gestalt an den
Schultern und

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