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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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darauf ansprach.
»Dennoch hätte ich gern gewußt — «
    »Ich sage Ihnen, Miss McCone, es war
nichts von Bedeutung.« Keller warf einen unmißverständlichen Blick auf seine
Armbanduhr und erhob sich dann. »Es ist schon nach sechs, und ich habe um
sieben eine Verabredung.«
    Ich stand ebenfalls auf. »Vielen Dank,
daß Sie sich so viel Zeit genommen haben, um mit mir zu reden.«
    »Und ich danke Ihnen für die
Demonstration Ihrer großartigen Fähigkeiten als Köchin.«
    Ich warf einen skeptischen Blick auf
seinen fast unberührten Teller und folgte Keller durch die Diele zur Haustür.
Als ich schon vor dem Haus stand, fiel mir noch etwas ein. »Ach, übrigens, Sie
müssen gleich morgen früh bei Ross Brothers anrufen, Ihrem Herrenausstatter.«
    Er schaute mich verständnislos an.
    »Ich will nicht ins Detail gehen, aber
man hat dort eine falsche Adresse von Ihnen. Bitte lassen Sie sie berichtigen.«
    »Eine falsche Adresse?«
    »Mhm.«
    Auf sein breites Gesicht trat plötzlich
ein verschmitztes Lächeln. »Das muß etwas damit zu tun haben, wie Sie mich
gefunden haben. Mrs. Bates hat Ihnen meine Adresse ganz bestimmt nicht
verraten.«
    »So ist es.«
    »Aber, ich darf keine Fragen stellen?«
    »Genau.«
    Damit ließ ich Allen Keller auf der
Treppe seines Hauses stehen, während er mir nachblickte, mit einem leicht
amüsierten Lächeln um die Lippen. Die Würfelkonstruktion des Gebäudes erinnerte
mich wieder an ein kompliziertes Kartenhaus, und ich fragte mich, ob die
Scheidung und die Gesetze über den gemeinsamen Güterstand der Ehegatten es
nicht doch noch zum Einsturz bringen würden.

Kapitel
7
     
    Ich hatte noch zwei Stunden Zeit, bevor
ich Don Del Boccio nach seiner Sendung erreichen konnte. Während ich langsam
durch die dämmrigen Straßen von Kellers Viertel fuhr, überlegte ich, ob ich in
mein Motel zurückkehren sollte — doch dann entschied ich mich anders und bog
nach Norden in Richtung Salmon Bay ab. Sylvia Anthony hatte behauptet, nicht zu
wissen, wo sich ihre Tochter aufhielt, aber ich glaubte ihr nicht. Vielleicht
konnte ich sie doch noch davon überzeugen, daß es besser war, wenn sie es mir
anvertraute, oder ich konnte ihr zumindest noch eine Nachricht von Snelling an
ihre Tochter übergeben. Möglicherweise gelang es mir auch, das Gespräch auf
diese geheimnisvolle Affäre im ›The Tidepools‹ zu bringen, eine unbeantwortete
Frage, die mich inzwischen mehr und mehr beschäftigte.
    Als ich die Hydrangea Lane erreichte,
parkte ein heller kleiner Wagen in Mrs. Anthonys Einfahrt. Das Haus selbst lag
im Dunkeln. Ich ging zur Tür, trat versehentlich auf eine Hortensienblüte, die
über eine der Stufen hing, und klopfte an. Von drinnen war kein Laut zu
vernehmen.
    Ich drehte mich und warf einen Blick
auf den Wagen in der Einfahrt, fragte mich, ob es vielleicht Janes Wagen war.
Snelling hatte gesagt, sie fahre einen weißen Toyota. Der Wagen war zwar ein
japanisches Fabrikat, aber Snelling hatte auch hinzugefügt, daß für ihn alle
Wagen außer seinem Volkswagen gleich aussehen. Ich ging die Treppe wieder hinunter
und versuchte, eine der Wagentüren zu öffnen. Abgeschlossen. Ich schaute
hinein, aber weder vorne noch im Fond lag irgend etwas, was einen Hinweis auf
den Besitzer gegeben hätte.
    Ich blickte mich um und schaute die
Straße auf und ab. In den meisten der anderen Häuser brannte Licht, und aus
einem hörte ich das Heulen der Sirenen und das Hupen und Quietschen von
Autoreifen — wohl eine Krimiserie im Fernsehen. Ansonsten war es still; keine
Hunde, die bellten, keine Kinder, die schrien, keine Musik und kein Lachen.
Eine Stille der Verlassenheit, die mich sehnsuchtsvoll an die lebhafte,
leichtlebige Betriebsamkeit in San Francisco denken ließ.
    Ich ließ meinen Wagen stehen und ging
zurück zu der Straße, die zum Dock führte. ›Roses Krabbenhütte‹, ein verwittertes
Gasthaus, auf Stelzen über dem Wasser erbaut, hatte geöffnet, und ich ging
hinein. An einer Wand entlang erstreckte sich eine lange Theke mit Barhockern,
gegenüber standen ein paar Tische mit Stühlen. Eine Schiefertafel verkündete
die Preise für Bier und Hamburger.
    Der einzige Gast war der bärtige
Fischer, mit dem ich am Vormittag auf der Bootswerft gesprochen hatte. Er warf
mir einen Blick zu, dann stand er auf, warf ein paar Münzen auf die Theke und
ging. Ein zerbrechlich wirkender alter Mann mit schütterem weißen Haar saß auf
einem Klappstuhl neben dem Grill. Er hob den Blick von seiner Zeitung

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