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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Frühjahr
abgerissen wird. Aber sind sie mir dafür dankbar? Nicht die Bohne. Und warum
nicht? Weil ich Privatdetektivin bin. Und weil Privatdetektive immer alles
durcheinanderbringen. Wenn ihn ein Polizeibeamter gefunden hätte, dann hätte
der vermutlich eine Belobigung dafür bekommen.« Ich schwieg, teils aus
Müdigkeit und teils aus Enttäuschung, und Don nahm meine Hand in die seine.
    »Warum lassen Sie alles nicht vorläufig
auf sich beruhen?« sagte er leise.
    »Wie könnte ich das?«
    »Entspannen Sie sich. Trinken Sie einen
Schluck Wein.«
    »Das wäre nicht schlecht.«
    Er stand auf. »Und wie wär’s mit etwas
zu essen?«
    Mein Magen drehte sich mir bei dem
Gedanken um. »Nein, danke.«
    »Doch.«
    »Bitte, nicht.«
    »Sie müssen etwas essen. Das wird Ihnen
guttun.«
    »›Mutter‹ Del Boccio.«
    »Nur zu. Ich bin schließlich
Italiener.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Alles.«
    Er ging in die Küche und kehrte mit
Rotwein, Käse, Salzgebäck, einer Schüssel mit schwarzen Oliven und Salami
zurück.
    »Sie sorgen sich so um mich«, bemerkte
ich gerührt.
    Er setzte sich. »Bedienen Sie sich.«
    Zu meiner Überraschung brachte ich dann
doch ein paar Happen hinunter. Es entspannte mich, ohne mich von dem Mord an
Cala abzulenken.
    »Wenn ich bloß wüßte, warum er zu dem
Vergnügungspark gegangen ist. Ich weiß nur, daß er sich dort mit jemandem
getroffen hat. Mit wem?«
    Don lächelte. »Immer nur Fragen, wie?«
    »Das ist mein Beruf. Ich habe immer die
richtigen Fragen zu stellen gewußt. Und die Leute beginnen in meiner Gegenwart
zu reden. Ich bin ein Fremder für sie, und dennoch erzählen sie mir oft Dinge,
die sie ihrem besten Freund nicht anvertrauen würden.«
    »Sie haben ein offenes Gesicht. Und Sie
sehen nicht so aus, als ob sie über einen Menschen urteilen würden.« Dons Blick
glitt über mein Gesicht. Ich lächelte und lehnte mich zurück, fühlte mich
wohlig und endlich auch entspannt. Der Wein tat seine wohltuende Wirkung und
ließ mich die Realität für eine Weile vergessen.
    »Ich habe immer zu viele Fragen
gestellt«, sagte ich und wußte, daß ich mich damit wiederholte 4 .
»Meine Mutter war deshalb oft wütend auf mich. ›Warum, warum, immer warum!‹
schimpfte sie. ›Warum fragst du immer warum?‹«
    Don lachte leise und stand auf. Er
schaltete die Lichter aus, brachte einen Kerzenleuchter von der Küche herüber
und stellte ihn auf den Teppich. Dann legte er sich neben mich, stützte den
Ellbogen auf ein Kissen und den Kopf auf die Hand.
    »Erzählen Sie mir von sich«, bat er.
»Sie haben mir Anfang der Woche die richtigen Fragen gestellt, und ich habe
Ihnen die Geschichte meines Lebens erzählt. Jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich
bin aus San Diego, habe in Berkeley Soziologie studiert und konnte keinen
passenden Job finden. Ich habe halbtags während des Studiums bei der Aufsicht
in einem Warenhaus gearbeitet, also ging ich nach dem Examen wieder dorthin und
wurde zum Detektiv ausgebildet.«
    »Und Ihre Familie?«
    »Eine durchschnittliche Familie der
Mittelschicht.«
    »Schwer zu glauben, daß eine
durchschnittliche Familie so etwas wie Sie hervorbringt.«
    »Hm — da können Sie recht haben. Wenn
ich es genau überlege, bin ich eigentlich noch die Normalste der ganzen
Familie.«
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Familie.«
    Ich schloß die Augen und versuchte, mir
das alte, große Haus meiner Eltern in San Diego vorzustellen und alle die
Menschen, die irgendwann einmal dort gewohnt haben. »Ich habe zwei ältere
Brüder. Einer ist verheiratet und hat zwei Kinder, der andere ist ledig. Sie
geraten dauernd in Konflikt mit dem Gesetz.«
    »Die Kinder oder Ihre Brüder?«
    »Meine Brüder. Die Kinder sind noch zu
klein.«
    »Was stellen sie denn an?«
    »Meistens Kleinigkeiten. Sie bezahlen
ihre Strafzettel nicht, machen manchmal Randale in den Bars. Mein Bruder John
hat mal einen Polizisten niedergeschlagen. Und dann habe ich noch zwei jüngere
Schwestern.«
    »Schlagen die auch Polizisten k. o.?«
    »Nein. Ihre Spezialität sind
Schwangerschaften.«
    »Aha.«
    »Die eine lebt auf einer Farm in der
Nähe von Ukiah. Sie hat drei Kinder, jedes von einem anderen Mann. Meine andere
Schwester wohnt in einem Vorort von Los Angeles. Sie hat vier Kinder und ist
mit einem Musiker verheiratet.«
    »Alles seine Kinder?«
    »O ja. Im Gegensatz zu Patsy ist
Charlene ausgesprochen treu. Das ist das Problem.«
    »Das Problem?«
    Ich öffnete die

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