Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
getroffen, denn das Blut war in
weitem Bogen herausgespritzt.
    Ich trat zurück und taumelte fast die
Treppe von der Plattform hinunter. Ich mußte mich erst einmal eine Weile am
Geländer festhalten, lehnte mich dagegen, schloß die Augen und zwang mich, das
Gefühl, mich erbrechen zu müssen, zu unterdrücken.
    Blut. So viel Blut. Ein
süßlich-erstickender Geruch. Und der Gestank von Fäkalien...
    Mir drehte sich der Magen um, und ich
lief die Treppe hinunter, stolperte und mußte mich dann doch übergeben. Da ich
weder etwas gegessen noch getrunken hatte seit den zwei Bier auf Kellers Boot,
wurde daraus nur ein trockenes Würgen. Es hörte nach einer Minute auf, und ich
tastete mit der Hand am Boden herum, dort, wo mir meine Taschenlampe aus der
Hand gefallen sein mußte.
    Endlich fand ich sie und leuchtete die
Umgebung ab. Früher hatte es im Park öffentliche Telephone gegeben, und ich
fragte mich, ob sie noch funktionierten. Ich mußte die Polizei anrufen, ihr
erklären...
    Und was wollte ich der Polizei
erklären? Warum ich diejenige war, die immer die Leichen in Port San Marco
entdeckte? Wie würde das aussehen? Und vielleicht forderte mich Barrow jetzt
auf, ihm etwas mehr über meinen Klienten zu verraten. Wenn er dahinterkam, daß
ich gar keinen Klienten hatte...
    Es war nicht zu ändern. Ich mußte eine
Telephonzelle finden. Im Park schien es keine mehr zu geben, und das
erleichterte mich ein wenig. So kam ich wenigstens schnellstens raus von hier.
Als ich die Treppe zum Strand erreicht hatte, warf ich dem Tunnel der Liebe
einen letzten Blick zu. Sein Schlund stand schwarz und gähnend offen wie ein
Abgrund.
     
     
     

Kapitel
15
     
    Musik drang aus Don Del Boccios
Apartment ins Treppenhaus, als er herauskam und zu mir herunterschaute. Es
klang nach Tschaikowsky. Ich stand da, eine Hand auf dem Geländer, und blickte
nach oben.
    Don trug einen grünen Frotteebademantel
und lächelte breit. Sein schwarzes Haar war zerwühlt und fiel ihm in die Stirn.
»Aber diesmal ist es bestimmt ein Privatbesuch!«
    »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn
ich noch so spät hereinschneie.« Ich blieb unten stehen und lehnte mich gegen
das Geländer. »Ich habe Ihre Nachricht im Motel erhalten, und ich — ich brauche
jemanden, mit dem ich reden kann.«
    Er zog die Brauen zusammen und schaute
mich besorgt an. »Klar. Kommen Sie doch rauf.«
    Als ich die Treppe hinaufging, fühlte
ich mich unendlich müde. Oben angekommen, schaute mich Don sehr prüfend an,
dann bat er mich hinein. Er deutete an, ich solle mich auf den Teppich setzen,
und ging zur Stereoanlage. »Lassen Sie mich die Musik leiser stellen.« Ich ließ
mich auf den Boden sinken.
    Don ließ sich mir gegenüber nieder.
»Was ist passiert?«
    »Ich bin schon wieder auf eine Leiche
gestoßen.« Und dann erzählte ich ihm, was ich beobachtet hatte und daß John
Cala tot war.
    Don schwieg einen Augenblick. »John.
Mein Gott. Hatte ihn die Polizei nicht verdächtigt, etwas mit dem Tod von Janie
zu tun gehabt zu haben?«
    »Er hat sie vor mir gefunden.«
    »Und jetzt hat ihn jemand umgebracht.«
    »Auf die gleiche Weise und an einem
ähnlich verlassenen Ort. Haben Sie Cala gekannt?«
    Er nickte. »Jeder kennt jeden in Salmon
Bay. John war ein Unruhestifter, und er war nicht besonders klug. Er hat die
Schule vorzeitig verlassen und übernahm die Fischerei seines Vaters. Ich nehme
an, er hat sich mit Fischen über Wasser halten können.«
    »Aber er wohnte in einem kleinen Haus
mit einem höchst ungepflegten Vorgarten.«
    »Das hat nicht viel zu sagen; seine
Familie hat immer so gewohnt. In Salmon Bay bleibt alles so, wie es vor
Generationen war.«
    »Das kann ich mir inzwischen gut
vorstellen. Hatte er Angehörige?«
    »Nein. Er hat zweimal geheiratet,
soviel ich hörte. Die erste Frau ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen,
die zweite hat ihn verlassen. Angeblich, weil er sie verprügelt hat.«
    »Glauben Sie, daß er das getan hat?«
    »Möglich. Ich weiß, daß er ein
ziemlicher Tyrann war. Da kommt das schon mal vor.«
    Ich seufzte. »Nun, jetzt macht es
nichts mehr aus. Er ist tot. Sein Mörder ist entkommen. Und die Polizei scheint
zu glauben, daß die Mordfälle irgendwie meine Schuld sind.«
    Don riß entsetzt die Augen auf.
»Verdächtigt man Sie etwa?«
    »Nein, das nicht. Sie meinen nur, ich
hätte alles durcheinandergebracht. Wenn ich Cala nicht gefunden hätte, wäre er
wohl dort liegengeblieben, bis der Vergnügungspark im nächsten

Weitere Kostenlose Bücher