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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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haben glaubte.

Kapitel
16
     
    Das Sonnenlicht des Vormittags, das auf
dem Wasser der Salmon Bay schimmerte, war blaß wie nicht selten im Herbst, und
man spürte einen Hauch von Kühle in der Luft. Ich parkte in der Hauptstraße und
warf einen Blick auf »Roses Krabbenhütte«.
    Eine Stunde zuvor, nachdem ich Barbara
Smiths Schwester angerufen, sie aber nicht erreicht hatte, war ich von Don zum
Frühstück verwöhnt worden mit Rührei, Würstchen, Bratkartoffeln und Toast.
Dennoch dachte ich, daß eine Tasse Kaffee nicht schaden konnte, und hier in der
Krabbenhütte fände sich vielleicht die Gelegenheit zu einem Gespräch über die
Ereignisse jenes Abends, an dem Jane Anthony ums Leben gekommen war. Ich stieg aus
dem Wagen, überquerte die Straße und betrat das kleine Lokal.
    Drinnen saßen mehrere Gäste, und der
weißhaarige Wirt hockte hinter der Theke. Ich sah zwei Männer in
Fischerkleidung, außerdem eine Frau mit einem etwa achtjährigen Mädchen. Ich
wollte mich an die Theke setzen, aber der Alte erhob sich und fragte: »Was
wollen Sie hier?«
    Im Raum wurde es sehr still.
    »Ich wollte eine Tasse Kaffee«, sagte
ich.
    »Nicht bei mir.«
    »Warum nicht?«
    Der alte Mann kam um die Theke herum
und blieb dicht vor mir stehen. Er war etwa so groß wie ich und schmächtig,
stemmte die Hände in die Hüften und streckte das stoppelige Kinn drohend vor,
so daß ich es nicht wagte, mich einfach zu setzen.
    »Warum nicht?« wiederholte ich.
    »Wir wollen Leute wie Sie nicht hier
bei uns haben.«
    »Was sind das für Leute?«
    »Unruhestifter. Sie haben uns nur
Unruhe gebracht.«
    »Wodurch?« Ich merkte, daß inzwischen
alle Anwesenden unser Gespräch belauschten.
    Der Alte langte nach einer
zusammengefalteten Zeitung, die auf der Theke lag, und wedelte damit in meine
Richtung. »Da steht alles. Erst die Tochter von Mrs. Anthony, und jetzt John
Cala.«
    »Ich habe sie nur gefunden, das müssen
Sie doch wissen. Ich habe sonst nichts damit zu tun.«
    »Sagen Sie.«
    »Hören Sie, ich versuche, der Polizei
zu helfen, herauszufinden, wer es getan hat. Ich wollte Sie fragen, ob jemand
von Ihnen einen Wagen in der Nähe des alten Piers gesehen hat, an dem Abend,
als Jane Anthony gestorben ist.«
    Er kam einen Schritt näher. »Ich war
die ganze Zeit hier hinter der Theke. Das müßten Sie wissen.«
    Ich wich zurück, schaute mich zugleich
um. »Und was ist mit den anderen? Hat einer von Ihnen in dieser Nacht einen
Wagen beobachtet?«
    Alle schwiegen. Das kleine Mädchen
hielt sich die Hand vor den Mund.
    Der Alte kam wieder näher, und ich wich
einen Schritt zurück. Er hielt die Zeitung zusammengefaltet in der Hand, als
wolle er damit im nächsten Augenblick zuschlagen.
    »Denken Sie nach«, bat ich, »jemand muß
doch irgend etwas gesehen haben.«
    »Das hat die Polizei auch gesagt. Und
ich hab’ ihr dieselbe Antwort gegeben. Niemand hat hier irgend etwas gesehen.«
Wir hatten inzwischen die Tür erreicht, und der Alte hielt sie mir auf.
    Er machte eine ungeduldige Bewegung und
scheuchte mich hinaus. »Wir wollen nur in Ruhe gelassen werden, Lady. Das ist
alles, was wir hier wollen.« Dann knallte er die Tür hinter mir zu.
    Bei meinem Wagen angekommen, blieb ich
stehen und schaute mich um. Die Tür der Krabbenhütte war wieder offen, und der
Alte stand davor und schaute böse zu mir herüber. Auch die anderen Gäste waren
herausgekommen und beobachteten schweigend die Szene. Auf einmal kam mir das
Verhalten lächerlich vor, und ich setzte mich in meinen Wagen und fuhr weiter
bis zur Shorebird Bar, wo ich anhielt und hineinging.
    Im Lokal war es dunkel; eine lange,
zerkratzte Theke und ein von Fliegen verdreckter Spiegel, was mich an die
Remedy Lounge in San Francisco erinnerte. Die Schürze des Barkeepers war
allerdings sauberer, und die Gläser sahen so aus, als ob sie in jüngster Zeit
gewaschen und poliert worden wären. An der Theke saßen zwei Gäste und
würfelten. Ich setzte mich auf einen Hocker, der drei oder vier Plätze von
ihnen entfernt war, und bestellte ein Bier. Der Barkeeper schaute mich erst an,
als wolle er sich weigern, mich zu bedienen, dann zuckte er mit den Schultern
und brachte mir das Bier. Ich fragte ihn nach den Ereignissen des Abends, an
dem Jane gestorben war.
    Er zog die Stirn in Falten und begann
die Theke mit einem Lappen zu polieren. »Da war viel los hier. Abends ist hier
meistens viel los. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen, bis die Sirenen
geheult haben.«
    »Fahren viele

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