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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Leute dort hinunter?«
    »Nein. Wozu auch? Das hat mich die
Polizei übrigens auch gefragt, und ich konnte auch nichts anderes sagen.« Dann
schaute er mich argwöhnisch an. »Und warum fragen Sie?«
    »Ich arbeite mit der Polizei zusammen.«
    »Ach? Mit wem denn?«
    »Mit Lieutenant Barrow.«
    Offenbar kannte und mochte er Barrow,
denn er nickte und rief dann hinüber zu den beiden anderen Gästen: »He, Jungs,
erinnert ihr euch an den Abend, als Mrs. Anthonys Tochter umgebracht wurde?«
    Sie hielten im Würfeln inne und
schauten zu uns her. Die Männer waren beide ungefähr Ende fünfzig. Einer sagte:
»Und ob ich mich erinnere. Eine verdammte Schweinerei.«
    Dann zögerten sie und tauschten Blicke.
    »Sie ist okay«, beruhigte der
Barkeeper. »Sie hilft einem Freund von mir bei der Polizei.«
    »Die Polizei kann jede Hilfe brauchen«,
meinte der schlankere von beiden.
    »Sogar von einer Lady«, fügte der
andere hinzu.
    Ich fragte: »War einer von Ihnen in der
betreffenden Nacht hier?«
    »Wir waren beide hier, weil wir immer
hier sind.« Der Dicke grinste listig. »Wir sind nämlich Stammgäste.«
    »Ich möchte wissen, ob jemand einen
Wagen gesehen hat, draußen beim alten Pier. Es müßte eine halbe oder
dreiviertel Stunde gewesen sein, bevor man die Sirenen hörte.«
    Beide legten die Stirn in tiefe Falten.
Dann nickte der Dicke. »Es war ein Wagen draußen, aber ich weiß nicht, wie
lange vor den Sirenen.«
    »Was für ein Wagen, erinnern Sie sich?«
    »Ich könnte nicht sagen, was für eine
Marke. Ein ausländischer, weil wir nicht viele davon in der Gegend haben. Rot.
Ziemlich ramponiert. Der Motor hat sich angehört, als ob er Husten hätte.«
    Die Erregung, die mich ergriffen hatte,
wich. Der Wagen, den er eben beschrieben hatte, war meiner.
    »Hilft Ihnen das etwas?« fragte der
Dicke.
    »Vielleicht. Haben Sie außer diesem
noch andere Wagen gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war grade
erst an den Pier gekommen. Aber wenn Sie wollen, können wir ein paar andere
Jungs fragen.«
    »Ja, bitte. Und — vielen Dank.« Ich
stand auf. »Ich komme dann später noch mal vorbei.«
    Der Barkeeper nickte und polierte
weiter die Theke. Und die »Jungs« machten sich wieder an ihr Würfelspiel.
    Ich blieb einen Augenblick draußen
stehen, dann schaute ich hinunter zum Pier. Bisher hatten meine vormittäglichen
Bemühungen kein Ergebnis gebracht, und ich fragte mich, warum ich mir überhaupt
die Mühe machte. Die Polizei hatte vermutlich alle Bewohner befragt und war
wohl auch zu keinem brauchbaren Ergebnis gekommen. Es war sinnvoller, wenn ich
in die Stadt zurückfuhr und es noch einmal bei Barbara Smiths Schwester
versuchte.
    »Lady?« Die Stimme ertönte hinter
meinem Rücken.
    Ich drehte mich um. Es war das kleine
Mädchen, das mit seiner Mutter in der Krabbenhütte gewesen war. Es trug Jeans
und ein blaues T-Shirt und war barfuß. Das blonde Haar war zu einem
Pferdeschwanz gebunden und wurde mit einer rosa Spange aus Plastik
festgehalten.
    »Hallo«, sagte ich. »Wie heißt du
denn?«
    »Rachel.«
    »Ein hübscher Name. Wo ist deine Mama?«
    Die Kleine deutete auf das Geschäft
weiter unten in der Straße. »Beim Einkaufen. Und ich darf nicht mit dir reden.«
    »Warum nicht?«
    »Sie sagen, du bist ein Außenseiter.
Wir mögen keine Außenseiter hier.«
    Mein Gott, dachte ich, hier werden sie
aber schon jung abgerichtet. »Wer mag sie nicht?«
    Sie schaute nach unten auf ihre kleinen
Zehen. »Meine Mama. Und mein Dad. Eigentlich alle.«
    »Und du?«
    Jetzt richtete sie ihre großen
Kinderaugen auf mein Gesicht. »Ich hab’ nichts gegen Fremde. Oder wenigstens
nichts gegen dich. Und dein Wagen gefällt mir gut.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Darf ich mich reinsetzen?«
    »Aber wird dann nicht deine Mama böse?«
    Sie warf einen Blick in das Geschäft.
»Die bleibt noch lange dort. Sie hat eine ganz lange Einkaufsliste. Darf ich
mich in deinen Wagen setzen? Bitte!«
    »Okay«, sagte ich. »Komm mit.«
    Wir gingen die paar Schritte zu meinem
Wagen, und ich hielt der Kleinen die Beifahrertür auf. Rachel sprang hinein und
bestaunte das Armaturenbrett. Ich blieb neben dem Wagen stehen, wollte
vermeiden, daß man mich auch noch der Kindesentführung verdächtigte.
    »Funktioniert das Radio?« fragte
Rachel.
    »Ja. Willst du es ausprobieren?«
    »Bitte.«
    Ich langte hinein, steckte den
Zündschlüssel ins Schloß, dann schaltete ich das Radio ein. Die Stimme eines
Diskjockeys, die gerade einen Boogie-Wettbewerb im

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