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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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um
Barbara Smiths Schwester Susan Tellenberg anzurufen und um festzustellen, ob
ich angerufen worden war. Es lag nur ein Anruf vor — von Abe Snelling,
ausgerechnet! Vielleicht wollte mich der Photograph doch wieder engagieren. Ich
rief seine Nummer in San Francisco an. Er meldete sich augenblicklich.
    »Danke, daß Sie anrufen«, sagte er.
»Hank Zahn hat mir mitgeteilt, wo ich Sie erreichen kann. Es stand hier in den
Zeitungen, daß Sie diesen Toten gefunden haben. Er war derjenige, den man
ursprünglich verdächtigt hatte, Jane ermordet zu haben, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und glauben Sie, daß er es getan hat?«
    »Nein. Ich glaube, er wußte, wer es
getan hat, und deshalb mußte er sterben.«
    Danach herrschte längeres Schweigen.
Und als Snelling dann wieder sprach, klang seine Stimme ganz verzagt. »Man ist
also dem Mörder noch immer nicht näher auf der Spur?«
    »So ist es.«
    »Ist noch etwas über Jane
herausgekommen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, irgend etwas, das... Ich weiß
nicht. Was erklären würde, warum sie ermordet wurde.«
    Ich fühlte, daß Snelling an etwas ganz
Bestimmtes dachte, es aber nicht sagen wollte. »Nun, ich habe zum Beispiel
herausgefunden, wo sie sich in der Woche vor ihrem Tod aufgehalten hat. Bei
einem Freund auf seinem Boot, wo sie eine Untersuchung durchführte.«
    »Eine Untersuchung?« Jetzt klang
Snellings Stimme sehr erstaunt.
    »Ich weiß noch nichts Genaueres. Ich
nehme an, Jane wollte einen zurückliegenden Mord klären, der sich an ihrem
früheren Arbeitsplatz ereignet hatte, einem Hospiz mit Namen ›The Tidepools‹.
Sie war dabei, die Personalakten durchzugehen — ihr Freund, Allen Keller, ist
Mitbesitzer des Hospizes und hat ihr vermutlich die Akten verschafft.«
    »Aber warum, um alles in der Welt, hat
sie das getan?«
    »Sie muß eine Ahnung gehabt haben, wer
der Mörder war, und wollte es anhand der Unterlagen bestätigen.«
    »Aber warum?«
    Ich zögerte. Snelling war immerhin
Janes Freund gewesen, und das, was ich zu sagen hatte, würde ihm wehtun. Aber
sie waren zugegebenermaßen keine allzu engen Freunde gewesen... »Ich nehme an,
sie hatte die Absicht, den Mörder zu erpressen. Ihr Freund hier ist in einer
schlimmen finanziellen Situation, und vielleicht hat sie versucht, ihm auf
diese Weise aus der Patsche zu helfen. Sie ging ursprünglich nach San Francisco
mit der Absicht, ihn von seinen Schwierigkeiten ›freizukaufen‹.«
    Wieder überraschte mich Snelling mit
seiner Reaktion. Er sagte ganz beiläufig: »Sie meinen, Jane kam hierher, um
diesen Mörder zu suchen.«
    »Oder nach einem Hinweis, der sie auf
seine Spur brachte.«
    »Erstaunlich.« Aber es klang gar nicht
so, als ob er es erstaunlich fände. Snelling war meines Erachtens ein Mensch,
der andere Charaktere gut beurteilen konnte, und diese neue Information paßte
zu dem, was er schon längst von Jane vermutete.
    »Wollen Sie, daß ich den Fall neu
aufrolle?« fragte ich.
    Er ignorierte die Frage. »Hat die
Polizei denn diese Personalakten gesehen?«
    »Ich glaube, sie bekam gar keine
Gelegenheit dazu. Keller wußte, daß ich sie auf dem Boot entdeckt hatte, daher
hat er sie vermutlich so schnell wie möglich ins ›The Tidepools‹
zurückgeschafft. Die Polizei könnte sie nur mit einer richterlichen Anordnung
einsehen, und ich glaube, dazu war inzwischen noch nicht die Zeit.«
    »Ich verstehe.«
    »Abe, wollen Sie denn nicht, daß ich — «
    »Nein. Jane ist tot, und außerdem wäre
es nur Geldverschwendung. Ich muß jetzt aufhören. Ich war in der Dunkelkammer
und bin nur rangegangen, weil ich mir dachte, daß Sie es sein könnten. War
nett, daß Sie angerufen haben.« Und damit legte er abrupt auf.
    Ich saß da und starrte den Hörer an.
Snelling hatte eine Menge Informationen umsonst bekommen.
    Kurz darauf rief ich Susan Tellenbergs
Nummer an. Diesmal ging sie an den Apparat, und als ich sie fragte, ob ich zu
ihr kommen und über ihre Schwester sprechen könnte, klang ihre Stimme
überrascht, doch sie war einverstanden. Sie beschrieb mir, wie ich zu ihrem
Haus finden würde, und versicherte, daß sie sich auf meinen Besuch freue.
     
    Das Haus der Tellenbergs lag im älteren
Teil der Stadt, nicht weit von Dons Haus entfernt. Es war ein weißgestrichenes
Holzhaus, von einem großen Grundstück umgeben, auf dem überwiegend Apfelbäume
wuchsen. Ich ging zum Gartentor und wurde begrüßt von einem fünfjährigen
Jungen.
    »Mama hat gesagt, Sie sollen in den
Obstgarten kommen«,

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