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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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der
Erzgräber. Sie hatten sich gut eingelebt. Diese beiden nun hatte Ilsor auf seinem
Kundschaftergang entdeckt.
Tagsüber arbeitete Mentacho an seinem Webstuhl. Wenn er einmal nichts tat, so sehnte
er sich nach dem Klappern, denn er fand, daß es nichts Schöneres gab als den Webstuhl.
Abends trat er vor sein Häuschen, um mit den Nachbarn zu schwatzen. Elvina machte
sich in der Wirtschaft zu schaffen, arbeitete im Garten und züchtete Hühner und Enten.
Beide waren mit ihrem Schicksal zufrieden und hatten völlig vergessen, daß sie
einstmals Königsmäntel getragen und Hunderte von Menschen regiert hatten.
Eines Morgens, als Mentacho und Elvina beim Frühstück saßen, wurde plötzlich die
Haustür aufgerissen. Ein Unbekannter in ledernem Overall trat gebückt in die Stube,
denn er war von sehr hohem Wuchs. Er blickte sie mit gebieterischem Auge an;
Mentacho und Elvina vermochten es nicht, sich diesem Blick zu widersetzen. Sie hoben
die Augen zu dem Unbekannten und blickten ihn starr vor Schreck an. Nicht einmal zu
einem Aufschrei reichte ihnen die Kraft.
Der Fremde, es war Mon-So, packte mit einer Hand den an sich nicht kleinen
Mentacho, hob mit der anderen Elvina wie ein Federchen in die Luft und schubste beide
vor sich her auf die Straße. An der Vortreppe erblickten der Weber und seine Frau eine
unbekannte Maschine, doch der Fremde ließ ihnen keine Zeit, sie genauer zu betrachten.
Er stieß die alten Leutchen in die Kabine, klappte die Tür zu, und die Maschine stieg
in die Lüfte auf. Elvina war zu Tode erschrocken, auch Mentacho war unruhig. Alles
Ungewisse schreckte ihn.
Nach einiger Zeit begann Mentacho zu überlegen. Er war früher häufig auf Drachen
geflogen, und ihm schien, daß das, was er jetzt mit Elvina erlebte, einem Flug gleiche.
Mentacho redete also begütigend auf seine Frau ein: „Hab keine Angst, Altchen,
dieses Ding, dieses Tier, das uns jetzt trägt, ist wahrscheinlich eine Art Drachen.
Sein Besitzer wird uns kaum Böses tun. Weshalb sollte er das am Himmel machen?
Wir sind einfach gefangen genommen, wenngleich ich nicht recht verstehe, wozu
man uns brauchen sollte.”
Die Worte ihres Mannes beruhigten Elvina ein wenig. Verstohlen blickte die Alte
sogar aus dem Fenster, auf Felder und Wälder, die undeutlich unter ihnen in der
Tiefe dahin glitten.
Sie flogen eine Stunde oder etwas länger, jedenfalls gelangte der Helikopter, den
Mon-So lenkte, nach Ranavir.
Die Maschine glitt langsam zur Erde, und Mentacho erblickte ein Schloß. Das konnte
nur die Wohnstatt von Hurrikap sein, wo sich die Außerirdischen niedergelassen hatten.
Mentacho und Elvina wurden in das Arbeitszimmer des Generals geführt.
Ein Lichtstrahl, der durch die rosa Glasscheiben fiel, erhellte die schlanke Gestalt des
Menviten und glitt über seine gold- und silbergestickten Orden. Vielleicht erschien
Mentacho und Elvina der Außerirdische aus diesem Grunde so strahlend. Es kam ihnen
vor, als ginge von seinem Antlitz, seinem Haar und seinem Bart ein ganz besonderes
Leuchten aus.
Der Flieger meldete:
„Unternehmen erfolgreich abgeschlossen, mein General.”
„Schon gut, Mon-So, führe sie näher heran.”
Als die Gefangenen näher traten, wurde Baan-Nu unsicher. Er hegte sogar den
Verdacht, daß man ihm keine gefangenen Bellioren vorführte, sondern verkleidete
Arsaken. Sie waren nur von anderer Hautfarbe, glichen sonst aber den Sklaven der
Menviten wie Brüder.
Doch ein Fehler war ausgeschlossen. Den Auftrag hatte der getreue Mon-So ausgeführt.
Die verblüffende Ähnlichkeit von Bellioren und Arsaken verwirrte den General
allerdings.
Mentacho fühlte den aufmerksamen Blick von Baan-Nu auf sich gerichtet, fürchtete
jedoch, ihn anzublicken. Aber er wußte: Man muß der Gefahr ins Auge blicken, nur
dann wird sie weniger gefährlich. Mit großer Überwindung hob er also den Kopf. Das
war Mentachos entscheidender Fehler, lag doch die größte Gefahr für alle Geschöpfe
im Blick der Menviten. Nun vermochte der Weber nicht mehr seine Augen vom
Gesicht des Generals abzuwenden. Eine geheimnisvolle Kraft schien ihn zu fesseln,
und entgegen seinem eigenen Willen blickte er den Außerirdischen an, als erwarte er
einen Befehl, den auszuführen er sofort bereit war.
Mentacho dachte: Was ist nur mit mir, warum wird mir so seltsam? Ich scheine nicht
mehr zu sehen und zu hören. Und es ist, als versage mein Wille. Ich scheine gar
einzuschlafen. Bei diesem Gedanken mußte er tatsächlich

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