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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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tief durch, als sie begriff, was Mrs Fitzwilliams eigentliche Sorge war. „Verstehe."
    Mit so inniger Liebe betrachtete die andere ihre Kinder, dass Melisande sich wie ein Eindringling fühlte.
    „Im Grunde sind sie ihm gleichgültig. Und er hat keinen guten Einfluss auf die Kinder. Deshalb müssen wir fort von hier. Es geht einfach nicht anders." Ihr Blick richtete sich wieder auf Melisande. „Geld habe ich, doch er wird versuchen, mich aufzuspüren. Vielleicht ist er mir schon hierher gefolgt. Ich möchte so weit fort wie nur irgend möglich. Irgendwohin, wo er mich gar nicht erst sucht. Ich dachte an Irland oder gar Frankreich. Nur leider spreche ich kein Französisch, und in Irland kenne ich niemanden."
    Melisande stand auf und trat an den kleinen Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers. „Wären Sie bereit zu arbeiten?"
    Mrs Fitzwilliams Augen weiteten sich. „Aber natürlich. Wenngleich ich nicht wüsste, was ich tun könnte. Ich kann sehr schön schreiben, aber mit zwei Kindern dürfte keine Familie mich als Gouvernante einstellen. Und zudem kann ich, wie gesagt, kein Französisch."
    Melisande nahm Feder, Tinte und Papier zur Hand und setzte sich mit entschlossener Miene an den Schreibtisch. „Trauen Sie sich zu, einen Haushalt zu führen?"
    „Sie meinen, als Haushälterin?" Mrs Fitzwilliam war aufgestanden und trat zu ihr. „Nun ja, viel weiß ich nicht darüber, und ich habe noch nie ..."
    „Seien Sie unbesorgt, das macht gar nichts." Melisande setzte den letzten Strich unter ihr Schreiben und klingelte nach einem Lakaien. „Die Person, an die ich denke, wird froh sein, Sie zu haben — und Sie brauchen ja auch nur so lange zu bleiben, bis der Duke Ihre Fährte verloren hat."
    „Aber ..."
    Der Lakai kam herein, und Melisande reichte ihm den versiegelten Brief. „Bringen Sie das der Dowager Viscountess. Sagen Sie ihr, es eilt und ich wüsste ihre Hilfe sehr zu schätzen."
    „Jawohl, Mylady." Er verbeugte sich, ehe er ging.
    „Ich soll Haushälterin der Dowager Viscountess werden?", fragte Mrs Fitzwilliam entsetzt. „Also, das scheint mir nun wirklich ..."
    Beschwichtigend fasste Melisande sie bei den Händen. „Ich habe darum gebeten, ihre Kutsche leihen zu dürfen. Sie meinten eben, man könne Ihnen gefolgt sein. Die Kutsche wird hinter dem Haus vorfahren und bei den Stallungen warten. Wir werden Sie und die Kinder als Dienstboten verkleidet hinausschmuggeln. Niemand wird damit rechnen, dass Sie in Lady Vales Kutsche unterwegs sind. Vertrauen Sie mir, Mrs Fitzwilliam."
    „Oh, bitte nennen Sie mich Helen", sagte Mrs Fitzwilliam gerührt. „Ich ... oh, ich wünschte, ich könnte mich Ihnen erkenntlich zeigen!"
    Melisande dachte kurz nach. „Sie meinten, sie wüssten schön zu schreiben."
    „Ja."
    „Dann würde ich Sie gern um einen kleinen Gefallen bitten." Melisande stand auf und ging abermals zum Schreibtisch hinüber, zog eine Schublade auf, der sie eine flache Schatulle entnahm, und kehrte damit zu Helen zurück. „Ich habe für eine Freundin einige Märchen aus dem Deutschen übertragen und würde ihr die Übersetzung gern schenken. Nur leider ist meine Handschrift wirklich erbärmlich. Könnten Sie mir eine Reinschrift anfertigen, damit ich sie als Buch binden lassen kann?"
    „Oh ja, natürlich." Helen nahm die Schatulle entgegen und strich fast ehrfürchtig über den Deckel. „Aber ... aber wohin schicken Sie mich? Wohin werden meine Kinder und ich gehen?"
    Melisande lächelte still. „Nach Schottland", sagte sie und war sehr zufrieden mit sich.
    Als Jasper am Nachmittag nach Hause kam, war Melisande fort, was ihn unerklärlich stark verdross. Fast den ganzen Tag war er seiner Gemahlin aus dem Weg gegangen, und nun, da er sie sehen wollte, war sie nicht da. Wankelmütiges Weib.
    Er überhörte die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass er sich wie ein Idiot benehme, und ging nach oben auf sein Zimmer. Vor seiner Tür blieb er stehen, sah dann hinüber zu ihrer. Einem plötzlichen Impuls folgend, betrat er ihr Zimmer. Bald einen Monat war es her, dass er hier nach Antworten gesucht hatte, dass er versucht hatte herauszufinden, wer seine Frau eigentlich war. Hinterher war er nicht schlauer gewesen als zuvor. Nun war er mit ihr nach Schottland gereist, hatte erfahren, dass sie einen Liebhaber gehabt hatte und schwanger gewesen war, hatte sie mit Lust und Leidenschaft geliebt, und doch blieb noch immer das Gefühl, als würde sie etwas vor ihm verbergen. Und auch auf die

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